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Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären

Titel: Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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Geister zu erzürnen, und versucht, dieses Neue zu entdecken.
Creb hinkte hinüber zum Lager und ließ sich auf seinem Fell nieder. Sein Blick fiel auf das zerzauste blonde Haar auf Izas Fell, was ihn bewog, sich die Geschehnisse in den Kopf zurückzurufen, die sich ereignet hatten, seit er gerade noch rechtzeitig aus der einstürzenden Höhle hinausgestolpert war. Wie kam es, dass dieses fremdartige Kind so schnell den Weg in sein Herz gefunden hatte? Brouds Hass gegen Ayla bedrückte ihn, und die bösen Blicke, die der junge Jäger ihr entgegengeschleudert hatte, waren ihm nicht entgangen. Dieser Zwist in der englebigen Gruppe betrübte ihn schwer.
Die Schmach würde Broud nicht ruhen lassen, dachte Creb. Das wollhaarige Nashorn ist ein passendes Totem für unseren späteren Clan-Führer. Broud kann tapfer sein, aber er ist starrköpfig und allzu hohen Mutes. Er kann ruhig und bedächtig sein, sogar behutsam und freundlich; aber schon im nächsten Augenblick kann blinde Wut aus ihm herausschlagen. Er wird sich beherrschen müssen.
Ächzend legte der alte Mann sich nieder und spürte jetzt erst, wie müde er war. Seit dem Beben der Erde war sein Herz voller Unruhe gewesen, jetzt aber konnte er verschnaufen. Die Höhle war die ihre, und die Schutzgeister hatten eine neue Bleibe; die Clan-Leute konnten einziehen, wenn sie erwachten. Creb gähnte und streckte sich aus.

6
    In stummer Ehrfurcht und zaghaft zuerst hatten sich die ClanLeute in der breitgrundigen Höhle mit den porigen, baumhoch emporstrebenden Felswänden umgeblickt, als sie das erste Mal hineingegangen waren. Doch schon bald trugen sie die neue Umgebung auch in ihrem Inneren. Und immer seltener gedachten sie der Tage und Nächte in der alten Höhle und der Mühen ihrer Wanderung. Und je vertrauter sie mit all dem wurden, was ihr tägliches Leben begleitete, desto wohler fühlten sie sich und desto schneller verfielen sie wieder auf ihre altgewohnten Tä tigkeiten, für die der kurze heiße Sommer gerade recht kam. Die Männer gingen jagen, und die Frauen machten sich auf, um zu sammeln.
    Zu tun gab es genügend. Silberne Forellen fangen zum Beispiel, die teils durch das sprudelnde Wasser des Bachs schossen, teils unter überhängenden Wurzeln und Steinen standen; dann schob man mit unendlicher Geduld die Hand langsam und vorsichtig immer näher an sie heran, bis man sie zu fassen bekam. Größere Störe und Lachse, die oftmals den begehrten schwarzen oder leuchtend rosafarbenen Rogen in sich trugen, tummelten sieh nahe der Flussmündung; der gefräßige Seewolf und der schwarze Kabeljau schwärmten in den tieferen Gründen des von Land umgebenen salzigen Meeres. Mit Schleppnetzen aus langen Tierhaaren, die mit der Hand zu Schnüren gedreht worden waren, fing man die großen Fische, wenn sie, im seichten Wasser laichend, vor den durch das Wasser watenden Menschen flohen, die sie mit Knüppeln auf die Netze zutrieben. Häufig unternahmen die Clan-Leute den Marsch zum Meer hinunter und hatten bald einen großen schillernden Berg dieser Flossentiere aufgehäuft, die sie dann nach und nach über rauchenden Feuern dörrten. Das saftige Fleisch der Schnecken, Muscheln und Krustentiere, die sich im Meer fanden, galt als besonders bekömmlich; die Schalen fanden als nützliche Gefäße oder Hebezeug für Flüssigkeiten Verwendung. Am Abbruch vom Land zum Wasser erklommen die Jäger gezackte Klippen, um sich die Eier der Seevögel zu holen, die dort ihre Nester angelegt hatten. Hin und wieder gelang es auch, einen der kurzhalsigen Tölpel, die in riesigen Familien zusammensaßen und sehr fluggewandt waren, oder eine Möwe mit einem wohlgezielten Stein aus der Luft zu holen.
    Während die Sommersonne immer praller und leuchtender wurde, sammelten die Frauen Wurzeln, fleischige Pflanzenstängel und Blätter, Kürbisgewächse, Hülsenfrüchte, Beeren, Obstartiges, Nüsse und Körner, jedes zu seiner Zeit. Die Blätter und Blüten von Kräutern wurden getrocknet, später würzende oder heilende Beigaben für Getränke. Und sie schleppten sanddurchsetzte salzige Klumpen zur Höhle zurück, die sie finden konnten, wenn das riesige Gletscherkalb weit oben, wo die Kältnis herkam, das Wasser aus dem Meer sog und es weiter zurückdrängte.
    Auch die Jäger zogen noch oft aus, denn zu jagen gab es vieles. Auf dem üppigen, kurzhalmigen Gelbgrün der Steppen, wo nur hier und dort eine Gruppe verkrüppelter Bäume sich mühsam aufrecht hielt, weideten die wilden Herden.

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