Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären
war wie alle anderen. Vielleicht kann es Iza wieder richten, dachte das Mädchen; ihr Vorhaben, nach Kochsteinen zu suchen, hatte sie schon ganz vergessen. Schnell richtete es sich auf und sprang eilig hin zur Höhle.
Iza schlief, als Ayla kam, doch sie erwachte beim vertrauten Geräusch ihrer Schritte. Sie hielt der Medizinfrau das Tier hin und zeigte ihr das verletzte Bein. Hin und wieder hatte Iza Tieren geholfen, die sie verwundet irgendwo gefunden hatte, aber niemals eines in die Höhle mitgenommen.
"Ayla, Tiere gehören nicht hierher", bedeutete sie, und ihr Finger zeigte vom Tier zum Ausgang der Höhle.
Ayla senkte enttäuscht den Kopf, drückte das Kaninchen an sich und wandte sich zum Gehen. Wieder schoss ihr das Wasser in die Augen. Als Iza das sah, winkte sie Ayla zurück und bedeutete ihr, dass sie das verletzte Tier betrachten wolle. Aylas Augen strahlten, als sie es ihr sorgsam reichte. "Das Tier ist durstig, hol Wasser", machte die Medizinfrau.
Eilig goss Ayla Wasser aus einem großen Beutel und brachte Iza vorsichtig einen Becher, der bis zum Rand gefüllt war. Von einem Holz hatte die Frau bereits einen Span gespalten. Neben ihr lagen frisch geschnittene dünne Riemen.
"Nimm den Beutel und hole frisches Wasser, Ayla, es ist nicht mehr viel da. Dann machen wir welches heiß."
Iza schürte das Feuer und legte mehrere Steine hinein, während Ayla nach dem Wasserbeutel griff und zum Teich rannte. Als sie zurückkam, knabberte das Kaninchen bereits an einigen Samen und Körnern, die Iza ihm hingestreut hatte.
Creb, der einige Zeit später in die Höhle humpelte, machte, als er Ayla mit dem Kaninchen und Iza mit ihrem Kind in den Armen einträchtig nebeneinander sitzen sah, die üblichen Falten in die Stirn, wenn er verwundert war. Er bemerkte das verbundene Bein, fing dann von Iza einen entsagungsvollen Blick auf, und während das Mädchen selbstvergessen das Kaninchen streichelte, versuchten die Geschwister sich ihre Ansicht zu bedeuten.
"Wieso hat sie dieses Tier überhaupt in die Höhle gebracht?" begann Creb.
"Es war verletzt. Sie hat es mir gebracht. Ich soll es heilen. Sie weiß doch nicht, dass wir keine Tiere in die Höhle bringen", gab Iza zurück, und außerdem habe Ayla fein gefühlt, wie eine Medizinfrau fühlen sollte. Dann aber wurde Izas Hand eindringlich und gewichtig. "Creb, ich möchte mit dir über Ayla sprechen. Sie ist kein schönes Kind, das siehst du selbst."
Creb warf einen Blick auf das Mädchen.
"Sie rührt einen an, trotz ihrer Hässlichkeit", bekannte er. "Aber was soll das mit dem Kaninchen?"
"Glaubst du, dass sie jemals einen Gefährten findet?" bohrte Iza weiter. Kein Mann, der ein Totem besitze, das dem ihren gewachsen sei, würde sie haben wollen. Aber was würde mit ihr werden, wenn sie später eine Frau sei? Denn wenn sie keinen Gefährten fände, habe sie auch keinen Rang.
Das sei ihm auch schon durch den Kopf gegangen, meinte der Mog- ur; aber er habe noch keinen Weg gefunden.
"Wäre sie Medizinfrau, hätte sie Rang", gab Iza zurück. "Und mir ist sie wie eine Tochter."
"Aber sie ist nicht von deinem Blut, Iza. Deine eigene Tochter wird dein Geschlecht weiterführen."
Iza nickte. Das wisse sie. Aber warum sei nicht auch Ayla im Pflegen und Heilen zu unterweisen? Sie, seine Schwester, habe das Kind doch in ihren Armen gehalten, als der Mog- ur ihr den Namen gab! Sie habe das Kind in ihren Armen gehalten, als der Mog- ur ihr Totem offenbarte! Und damit wäre sie ihre Tochter geworden, angenommen von den Geistern, und gehöre jetzt zum Clan. Iza legte die Hände an ihr Herz. "Hier spüre ich, dass sie es werden wird, Creb", beteuerte sie, "denn immer will sie wissen, was ich mache, wenn ich mit dem heilenden Zauber beginne."
"Ja", gab ihr Creb zurück, "sie mischt sich überall hinein. Doch muss ihr Kopf auch mal begreifen, dass es bei uns nicht Sitte ist, so vieles wissen zu wollen mit den Augen, der Nase oder auch den Händen."
Verstohlen wies die Schwester auf das Kind, das summend das Kaninchen wiegte.
"Ist das nicht Zeichen einer Medizinfrau?"
Creb legte einen Finger an die breite Nase. Dass sie nun ClanKind sei, das würde nicht vergessen machen, dass sie als Kind der anderen geboren sei, und woher wolle Iza wissen, wie dieses Kind all die Erfahrungen, die sie schon habe, sammeln sollte?
"Aber sie erfasst das Neue schnell. Das hast du selbst gesehen. Du weißt auch, wie schnell sie unserer Sprache mächtig war. Und sie hat gute, sanfte Hände." Iza beugte sich
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