Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären
Medizinfrau atmete jetzt hastig und keuchte, schrie immer wieder auf vor Schmerz. Am ganzen Leib zitternd, hockte Ayla zwischen Ovra und Oga, die ebenfalls stöhnten und wimmerten. Noch einmal holte die Frau tief Luft und presste mit knirschenden Zähnen den unteren Leib, bis zwische n den Beinen ein Wasserschwall kam und ein Kopf, dann die Schulter und die Hand und ein Bein, bis alles heraus war vom neuen Erdenkind. Zuletzt kam noch ein rotes Geklump, das Aga etwas zur Seite legte. Erschöpft ließ Iza sich niedersinken; das neue Kind nahm Ebra in die Arme und zog ihm ein wenig Schleimiges vom Mund und legte es der Medizinfrau auf den Bauch. Als sie dem Kind leicht auf die Sohlen klopfte, riss es die Lippen auseinander, und aus dem Mund kam erste Lebenskunde. Schnell schnürte Ebra ein Stück der rotgefärbten Sehne um die Körperschnur, die Kind und das nun unnütze Geklump miteinander verband, und biss sie ab. Sie hob das Kind nun etwas hoch, so dass es Iza sehen konnte, und stand dann auf und kehrte an ihr eigenes Feuer zurück, um Brun zu sagen, dass ein neues Clan-Kind angekommen und welchen Geschlechts es geworden sei.
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"Es schmerzt mich, dir davon zu sagen", machte Ebra, "dass Izas Kind ein Mädchen ist."
Doch Brun war nicht enttäuscht, er war erleichtert, auch wenn er das nie zugegeben hätte. So war es gut gewesen für den Clan, dass Creb sein eigenes Feuer angezündet und Iza mit dem Fremdling unter seinen Schutz genommen hatte, und Brun war froh, dass sich daran nun nichts mehr ändern würde. Der Mog- ur hatte Ayla gut erzogen.
Und Creb war über die Geburt von Izas Tochter nicht nur erleichtert, sondern ganz erfüllt mit einer tiefen Freude. Seitdem man sich die neue Höhle zur Wohnstatt hergerichtet hatte, war ihm zum erstenmal das Wohlbehagen und die Wärme zugeflossen, die Mann und Frau und Kind entfachen können. Da Iza nun ein Mädchen geboren hatte, blieb alles, wie es war.
Auch Iza konnte seit der Zeit der Höhlenweihe wieder frei und ohne Bangnis atmen. Es kam ein Lächeln in ihr Gesicht, als ihr einfiel, dass sie schon viele Sommer zählte und dennoch ein Kind zum Leben brachte. Vielen Frauen hatte sie geholfen, denen es viel schmerzlicher ergangen war als ihr. Einige waren dem Tode nahe gewesen, etliche sogar gestorben, und oft hatten auch die Neugeborenen ihr Leben nicht länger behalten dür fen. Ihr schien, dass die Köpfe der Kinder fast zu groß waren für die Öffnungen der Frauen. Doch hatte ihre Angst weniger dem Gebären selbst gegolten als vielmehr der Vorstellung, dass ihr Kind ein männliches sein würde. Denn davon hing es ja ab, wie ihr Leben weitergehen würde, und die lange Ungewissheit war für sie fast schwerer zu ertragen gewesen als die Schmerzen.
Aus tiefstem Herzen atmete Iza auf und legte sich zurecht. Uka wickelte das Kleine in ein weiches Kaninchenfell und gab es der Mutter in die Arme.
Bei all dem hatte Ayla sich nicht ein bisschen gerührt. Sehnsüchtig und neugierig zugleich blickte sie auf Iza. Die Frau sah es und winkte ihr.
"Komm, Ayla. Schau!" machte die Medizinfrau mit matter Hand.
Scheu kroch Ayla hinzu. Iza zog die weichen Hüllen auseinander, so dass Ayla den winzigen Erdling betrachten konnte.
Mit braunem Flaum war der niedrigstirnige Kopf bedeckt, an dessen Hinterteil deutlich der knochige Wulst zu sehen war, der bald von dichtem Haar bedeckt sein würde.
Sacht hob Ayla die Hand, um das Neue anzufassen, das plötzlich die Hand ausstreckte und leise die Lippen bewegte.
In Aylas Augen stand immer noch das Staunen über das, was unfassbar zuerst, dann ganz langsam fasslich werden sollte. "Will sie sprechen, Iza?" fragte sie und deutete auf den Mund des kleinen Kindes.
"Es geht noch nicht", gab Iza zurück. Aber wenn es so weit wäre, dann müsse sie ihr dabei helfen, den Winzling zu unterweisen, setzte sie hinzu.
"Ja, das mache ich", beteuerte Ayla. Sie würde ihr zeigen, so sich auszudrücken, wie einst der Mog-ur und die Medizinfrau es mit ihr getan.
"Ja, Ayla", bekräftigte Iza und deckte ihr Kind wieder zu. Und während sie tief und fest schlief, blieb Ayla getreulich an ihrer Seite.
Ebra hatte das rote Geklump in das Fell gewickelt, das zuvor Iza untergelegt worden war, und verbarg es an einem unauffälligen Ort, wo es liegen bleiben würde, bis die Medizinfrau sich erheben und die Höhle verlassen konnte, um es an einer Stelle zu vergraben, die nur ihr geläufig war. Wäre der Erdling tot geboren worden, man hätte es mit ihm zusammen irgendwo
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