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Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären

Titel: Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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mit Unmut und Verdruss, dass dieses Mädchen sich erkühnte, sogar als Fremde einem Mann die Stirn zu bieten, was keiner Frau im Clan je eingefallen war. Denn weshalb sollte eine Frau darum kämpfen, zu verändern, was die Natur gegeben hatte? Für Brun war es das gleiche, als wollte sie aufhören zu essen oder zu atmen. Und wäre er nicht sicher gewesen, dass Ayla eine Frau war, sowie sie ihre Art zu leben und sich zu betragen augenblicklich dartat, hätte er vermutet, dass sie männlich wäre. Und doch hatte sie sich die Fertigkeiten der Frau angeeignet und konnte sogar schon manches heilen.
    So sehr Brun dieser verdeckte Kampf zwischen den beiden auch grämte, er trat nicht dazwischen, weil er sah, wie Broud täglich um die Beherrschung seiner selbst zu ringen hatte. Aylas trotzige Auflehnung half dem jungen Jäger, sich selbst gebieten zu lernen. Und wenn auch Brun ernstlich erwog, einen anderen zu seinem Nachfolger zu bestimmen, wenn Broud versagte, am liebsten würde er den Sohn seiner Gefährtin zum Clan-Führer gemacht haben. Denn Broud war ein unerschrockener Jäger, und Brun war stolz auf sein tapferes Herz. Wenn es dem jungen Mann nur gelang, diese Hitze in seinem Kopf zu bannen, so würde er, glaubte Brun, ein guter Clan-Führer werden.
    Ayla spürte kaum etwas von der gequälten Spannung, die sie mit ihrem Verhalten auslöste. In jenem Sommer war sie froher und glücklicher als je zuvor. Dass sie nicht so zu sein brauchte wie die anderen Frauen, nützte sie dazu aus, häufiger allein umherzustreifen, Kräuter zu sammeln und mit ihrer Schleuder zu üben. Sie drückte sich zwar nicht vor der Arbeit, die ihr aufgetragen wurde, aber da es ihr oblag, Iza die Pflanzen zu bringen, die sie brauchte, war dies immer vorzuschieben, um sich davonzumachen.
    So recht zu Kräften kam Iza nicht mehr, auch wenn der Husten, der ihr unter dem Brustbein saß, durch die sommerliche Wärme gemildert wurde. Sie und auch Creb sorgten sich um Ayla. Die Medizinfrau fand es einfach unerträglich, wie gespannt das Leben im Clan geworden war, und beschloss deshalb, zusammen mit dem Mädchen Kräuter zu suchen und ihm sein Verhalten klar zu machen.
    Uba nahmen sie mit. Ayla hob die Kleine hoch und setzte sie auf ihre Hüfte.
Zusammen wanderten sie dann den Hang hinunter, querten den Bach und folgten jenseits einem schmalen Pfad, der durch die Wälder führte. Als sie zu einer sonnenbeglänzten Wiese gelangten, blieb Iza schnaufend stehen und sah sich um. Dann schritt sie auf eine Gruppe hochgewachsener Blumen mit gelben Blüten zu.
"Diese Blumen hier, Ayla", erklärte Iza mit ausführlichen und feinen Bewegungen der schon leicht gekrümmten Finger, "wachsen auf Wiesen und an freien Stellen. Die Blätter sind groß und sehen aus wie eine geschlossene Hand, am Ende spitz. Oben sind sie dunkel, siehst du, und unten flaumig." Iza kniete nieder und hielt eines der Blätter hoch. "Die Rippe in der Mitte ist dick und fleischig." Iza brach das Blatt ab, um es Ayla zu zeigen, die fast mit der Nase darauf stieß und eifrig nickte.
"Verwendbar ist nur die Wurzel; aus ihr heraus wächst die Pflanze immer wieder. Bevor du sie ausgräbst, lass lieber eine Reifezeit vergehen. Dann ist sie fest und glatt. Du schneidest sie in kleine Stücke und legst so viel, wie du in deiner Hand behalten kannst, in das kleine beinerne Behältnis. Dann gießt du Wasser auf und kochst die Wurzeln. Der Sud muss kalt getrunken werden, zwei Becher jeden Tag. Er löst das Schleimige im Hals und in der Brust und hilft auch gegen Blutauswurf und treibt das Wasser aus dem Körper." Mit dem Grabstock legte Iza eine Wurzel frei. Sie hockte auf dem Boden und zeigte alles genau, während sie erklärte. "Du kannst die Wurzel auch trocknen und zerstampfen." Dann grub sie mehrere Wurzeln aus und legte sie in ihren Korb.
Sie wanderten weiter über die kleine Anhöhe. Dort blieb Iza wieder stehen. Uba, sicher und warm auf Aylas Hüfte, war eingeschlafen.
"Siehst du die kleine Pflanze mit den gelblichen Blüten, die wie kleine Becher aussehen und in der Mitte dunkel werden? "
Ayla berührte ein etwa fußhoch stehendes Gewächs. "Diese?"
"Ja. Sehr gut als Medizin, aber du darfst sie niemals essen. Sie ist giftig."
    "Welche Teile verwendest du? Die Wurzel?"
"Viele Teile. Wurzeln, Blätter, Samen. Die Blätter sind größer als die Blüten, und sie sitzen im Wechsel am Stängel. Eines hier, eines dort, siehst du? Schau, Ayla. Die Blätter sind blass und
    ohne Glanz, und an den Rändern

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