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Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Titel: Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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Winterzeit zu überleben. Seit dem Frühjahr war sie jetzt unterwegs, und nachgerade überlegte sie, ob es ihr beschieden sein sollte, für alle Ewigkeit über die Steppen zu ziehen – oder doch zugrundezugehen.
    Am Ende eines Tages, der sich in nichts von all den vorhergegangenen unterschied, schlug sie auf trockenem Boden ihr Lager auf. Sie hatte Beute gemacht, doch ihre Glut war ausgegangen, und Holz war schwerer zu finden. Sie kaute ein paar rohe Bissen und machte sich nicht die Mühe, ein Feuer zu machen, aber sie hatte keinen Appetit. Sie warf das Murmeltier beiseite, obwohl auch das Wild seltener zu werden schien – oder sie hielt nicht mehr so wachsam danach Ausschau wie zuvor. Auch das Sammeln von pflanzlicher Nahrung wurde schwieriger. Der Boden war dicht von abgestorbener Vegetation bedeckt. Und außerdem war da der ständige Wind.
    Sie schlief nur schlecht; böse Träume suchten sie heim, und sie wachte unausgeschlafen auf. Sie hatte nichts zu essen; selbst das Murmeltier, das sie fortgeworfen hatte, war verschwunden. Sie trank einen Schluck Wasser, das schal und abgestanden schmeckte, packte ihre Kiepe und zog weiter Norden.
    Gegen Mittag fand sie ein Flußbett mit einigen im Austrocknen begriffenen Tümpeln darin; das Wasser hatte zwar einen leicht bitteren Geschmack; dennoch füllte sie ihren Wasserbeutel damit. Sie grub ein paar Teichkolbenwurzeln aus; sie waren zäh und schmeckten fade; trotzdem kaute sie beim Weitergehen darauf herum. Sie wollte nicht weiter, wußte jedoch nicht, was sonst tun. Niedergeschlagen und lustlos wie sie war, achtete sie nicht weiter darauf, wohin sie ging. So bemerkte sie das Rudel Höhlenlöwen, das sich in der Nachmittagssonne aalte erst, als einer von ihnen warnend sein Gebrüll erhob.
    Furcht durchzuckte sie und riß sie aus ihrer Teilnahmslosigkeit heraus. Sie bog von ihrer eingeschlagenen Richtung ab und wandte sich nach Westen, um dem Revier der Höhlenlöwen auszuweichen. Der Geist der Höhlenlöwen war es, der sie beschützt hatte, nicht das große Raubtier in der Wirklichkeit. Die Tatsache, daß der Höhlenlöwe ihr Totem war, bedeutete nicht, daß sie vor seinem Angriff sicher war.
    Tatsächlich war Creb überhaupt nur dadurch darauf gekommen, daß der Höhlenlöwe ihr Totem war. Immer noch trug sie auf dem linken Oberschenkel die vier parallel verlaufenden Narben, und auch heute noch suchte sie der Angsttraum heim, bei dem eine riesige Tatze in die enge Felsspalte hineinlangte, in der sie als fünfjähriges Kind Zuflucht gesucht hatte. Auch letzte Nacht hatte sie von dieser Tatze geträumt. Creb hatte ihr gesagt, sie sei auf die Probe gestellt worden, um herauszufinden, ob sie würdig sei – und mit einem Zeichen versehen worden, um zu zeigen, daß sie erwählt worden war. Wie abwesend griff ihre Hand hinunter und spürte den Narben auf dem Oberschenkel nach. Warum der Höhlenlöwe wohl ausgerechnet mich erwählt hat, dachte sie.
    Die grelle Sonne blendete, als sie im Westen versank. Ayla war mühsam einen Abhang hinaufgestiegen und hatte Ausschau gehalten nach einer Stelle, wo sie ihr Lager aufschlagen konnte. Wieder ein Lager ohne Wasser, dachte sie und war froh, den Wasserbeutel vorsichtshalber doch gefüllt zu haben. Trotzdem, sie mußte bald Wasser finden. Sie war müde und hungrig und immer noch ganz durcheinander, daß sie so unvorsichtig gewesen war, so nahe an die Höhlenlöwen heranzukommen.
    Sollte das ein Zeichen sein? War es nur eine Frage der Zeit? Was bildete sie sich ein, daß sie glaubte, einem Todesfluch entkommen zu können?. Das Licht am Horizont war so grell, daß sie den jäh abfallenden Rand der Hochebene um ein Haar nicht bemerkt hätte. Schützend schirmte sie mit der Hand die Sonne ab; sie stand am Rand des Abhangs und schaute in eine Schlucht hinunter. Unten glitzerte ein kleiner Bach, und zu beiden Seiten wuchsen Bäume und Sträucher. Ein aus Felsklippen gebildeter Paß führte hinunter in ein kühles, grünes, schützendes Tal. Als sie den Abstieg zur Hälfte geschafft hatte, mitten auf einer Grasfläche, fielen die letzten schrägen Strahlen der Sonne auf eine kleine Herde friedlich grasender Pferde.

2
    »Aber warum willst du mich begleiten, Jondalar?« fragte der junge Mann mit den braunen Haaren, während er das aus verschiedenen Häuten zusammengenähte Zelt abbaute. »Marona hast du gesagt, du wolltest nur Dalanar besuchen und mir den Weg zeigen. Nur um eine kurze Reise zu machen, ehe du deinen eigenen Hausstand

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