Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde
Dalanar beschlossen hat, die Lanzadonii dieses Jahr mitzunehmen zum Sommertreffen der Zelandonii. Kommt nur eine Höhle zusammen, sind nicht viele da, unter ihnen zu wählen. Jedenfalls bekommt Joplaya so Gelegenheit, andere Männer kennenzulernen.«
»Und außerdem bekommt Marona ein bißchen Konkurrenz. Eigentlich ein Jammer, daß wir nicht dabei sind, wenn die beiden sich kennenlernen. Marona ist es gewohnt, die Schönste von allen zu sein. Sie wird Joplaya bestimmt hassen. Und wo du nun auch nicht kommst, habe ich so das Gefühl, daß Marona das diesjährige Sommertreffen nicht gerade genießen wird.«
»Du hast recht, Thonolan. Es wird sie verletzen, und sie wird wütend sein, was ich ihr nicht übelnehmen kann. Sie ist wetterwendisch im Wesen, aber sie ist eine gute Frau. Sie braucht nichts weiter als einen Mann, der gut genug ist für sie. Und sie versteht sich wahrhaftig darauf, einem Mann zu gefallen. Bin ich bei ihr, bin ich nur allzu bereit, den Knoten mit ihr zu schürzen, aber wenn sie nicht da ist … Ich weiß nicht, Thonolan.«
Jondalar runzelte die Stirn, als er einen Leibriemen um sein Obergewand schlang, nachdem er den Wasserbeutel darunter verstaut hatte.
»Sag mir eines«, fragte Thonolan, der wieder ernst geworden war. »Wie würdest du dir vorkommen, sollte sie beschließen, sich mit einem anderen Mann zusammenzutun, wenn du nicht da bist? Die Wahrscheinlichkeit, daß sie das tut, ist schließlich groß.«
Jondalar verknotete den Leibriemen und dachte nach. »Ich wäre verletzt, oder mein Stolz wäre es – ich weiß nicht genau, was. Aber einen Vorwurf würde ich ihr nicht daraus machen. Ich meine, sie hat einen Besseren als mich verdient, jemand, der nicht im letzten Augenblick auf den Gedanken verfällt, eine Reise zu unternehmen und sie im Stich zu lassen.«
»Das hatte ich mir gedacht«, sagte sein jüngerer Bruder und verzog das Gesicht zu einem Grinsen. »Nun, großer Bruder, wenn wir der Donii, die hinter dir herkommt, ein Stück voraus sein wollten, sollten wir uns aufmachen.« Thonolan war mit dem Packen seines Traggestells fertig, hob sein Obergewand und zog einen Arm aus dem Ärmel, um sich darunter den Wasserbeutel über die Schultern zu hängen.
Die Obergewänder waren einfach geschnitten. Vorderteil und Rücken bestanden aus mehr oder weniger rechteckigen, an den Seiten und an den Schultern zusammengenähten Stücken; zwei kleinere Rechtecke waren zu Röhren zusammengenäht und als Ärmel angesetzt worden. Die festsitzenden Kapuzen wiesen vorn einen Saum aus Vielfraßfell auf, der das Gesicht einrahmte und an dem sich kein Eis vom Atemhauch bildete. Die Obergewänder waren reich mit Zierrat aus Knochen, Elfenbein, Muscheln, Tierzähnen und weißen Hermelinschwänzen mit schwarzen Spitzen geschmückt. Man streifte sie sich über den Kopf, sie hingen wie Säcke bis zur Hälfte an den Oberschenkeln herunter und wurden in der Mitte mit einem Leibriemen zusammengehalten.
Unter dem Überwurf trugen sie weiche, ähnlich geschnittene Hirschlederhemden, dazu Fellhosen, die oben an der Hüfte über einem festgezogenen Gürtel umgekrempelt waren. Pelzgefütterte Fäustlinge hingen an einer langen, durch eine Schlaufe auf dem Rücken des Überwurfs gehaltenen Schnur, so daß man sie rasch ausziehen konnte, ohne Gefahr zu laufen, sie zu verlieren. Das Schuhwerk wies harte Sohlen auf, die wie Mokassins um den Fuß herumführten und an weicherem Leder befestigt waren, das sich dem Bein anschmiegte und mit Riemen daran verschnürt war. Das Schuhinnere war mit einem lockersitzenden Futter aus Mufflonwolle ausgepolstert, die angefeuchtet und gestampft wurde, bis ein fester Filz entstand. War es besonders feucht, wurden wasserdichte, passende Tierdärme über das Schuhwerk gezogen, die jedoch sehr dünn waren, schnell zerschlissen und nur dann benutzt wurden, wenn es unbedingt nötig war.
»Thonolan, wie weit willst du eigentlich wirklich ziehen? Du hast es doch nicht ernst gemeint, als du sagtest, bis zum Ende des Großen Mutter Flusses, nicht wahr?« fragte Jondalar, hob eine Feuersteinaxt mit kurzem, kräftig geformtem Stiel auf und steckte sie durch eine Schlaufe an seinem Leibriemen neben das Feuersteinmesser mit Knochengriff.
Thonolan, der gerade einen Schneeschuh anzog, hielt inne und stand auf. »Doch, das war wirklich ernst gemeint, Jondalar«, sagte er, diesmal ohne seinen sonst üblichen witzelnden Unterton.
»Aber vielleicht sind wir dann nicht einmal zum nächsten Sommertreffen wieder
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