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Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Titel: Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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gewesen; Ayla wußte nicht, was sie während der langen einsamen Winterzeit sonst gemacht hätte. Doch daß jetzt das Löwenjunge bei ihr lebte, erschloß ganz neue Welten für sie. Er brachte ihr Lachen. Irgend etwas zwischen dem Pferd mit dem Beschützerinstinkt und dem verspielten Junglöwen war immer amüsant.
    In weitem Kreis tollten die beiden hintereinander her. Erst verlangsamte der Junglöwe seine Fluchten gerade so weit, daß Winnie ihn einholen konnte, dann schoß er voran, während sie ihre Gangart verlangsamte, bis er einen weiten Bogen schlug und hinter ihr war. Woraufhin sie wieder schneller wurde und er seine Gangart beibehielt, bis sie ihn wieder eingeholt hatte. Ayla meinte, nie etwas Komischeres gesehen zu haben. Sie bog sich vor Lachen, bis sie sich an einen Baum lehnte und sich die Seiten hielt.
    Als Ayla sich allmählich wieder beruhigte, wurde sie sich aus irgendeinem Grund ihrer selbst bewußt. Was waren das eigentlich für Laute, die sie ausstieß, wenn irgend etwas sie amüsierte? Warum tat sie das? Das Lachen kam so selbstverständlich, wenn niemand da war, sie daran zu erinnern, daß es ungehörig sei. Und warum gehörte es sich eigentlich nicht? Sie konnte sich nicht erinnern, je jemand im Clan lächeln oder lachen gesehen zu haben – nur ihren Sohn. Trotzdem hatten sie Humor, und komische Geschichten riefen zustimmendes Nicken und einen freundlichen Ausdruck in ihnen hervor, der sich jedoch hauptsächlich auf ihre Augen konzentrierte. Die Clansangehörigen verzogen das Gesicht zu einer Grimasse, die einem Lächeln ein wenig ähnelte, erinnerte sie sich, doch vermittelte das mehr nervöse Angst oder das Gefühl von Bedrohtsein – jedenfalls nicht jenes Glücksgefühl, das sie empfand.
    Wenn das Lachen sie jedoch so froh machte und ihr mit einer solchen Selbstverständlichkeit kam, wie sollte es dann unrecht sein? Ob wohl andere wie sie auch so lachten? Die Anderen! Das warme Glücksgefühl, das sie durchströmt hatte, schwand. Sie mochte nicht an die Anderen denken. Das brachte ihr zum Bewußtsein, daß sie aufgehört hatte, nach ihnen zu suchen, und das wiederum rief gemischte Gefühle in ihr hervor. Iza hatte ihr gesagt, sie müsse sie finden; allein zu leben könne gefährlich sein. Wenn sie krank wurde oder einen Unfall hatte – wer würde sich ihrer dann annehmen?
    Aber sie war doch so glücklich in ihrem Tal mit ihrer TierFamilie. Winnie und Baby schauten sie nicht mißbilligend an, wenn sie sich vergaß und rannte. Sie machten ihr nie Vorschriften, etwa nicht zu lächeln, oder zu weinen, oder wann sie jagen sollte und zu welcher Zeit und mit welchen Waffen. Sie konnte ihre eigene Wahl treffen, und das gab ihr ein solches Freiheitsgefühl. Sie fand nicht, daß die Zeit, die es brauchte, für die Befriedigung ihrer körperlichen Bedürfnisse zu sorgen wie etwa Essen, Wärme und Unterkunft ihre Freiheit einschränkte, obwohl das den größten Teil ihrer Zeit beanspruchte. Es gab ihr Zutrauen zu wissen, daß sie für sich selbst sorgen konnte.
    Der Kummer in bezug auf die Leute, die sie liebte, hatte sich im Laufe der Zeit gelegt, besonders seit Baby da war. Die Leere, ihr Bedürfnis nach menschlichem Kontakt hatte einen ständig nagenden Schmerz dargestellt, daß er ihr schon ganz normal vorgekommen war. Jede Verminderung dieses Schmerzes empfand sie als Freude, und die beiden Tiere taten sehr viel, die Leere zu füllen. Sie gefiel sich in dem Gedanken, daß ihr Leben zu dritt dem ähnlich sei, das Iza und Creb und sie geführt hatten, als sie noch ein kleines Mädchen gewesen war, nur, daß in diesem Fall sie und Winnie es waren, die sich um Baby kümmerten. Und wenn das Löwenjunge mit eingezogenen Krallen die Vorderläufe um sie legte, wenn sie sich an ihn schmiegte, konnte sie sich fast einreden, es sei Durc.
    Es widerstrebte ihr hinauszuziehen und sich auf die Suche nach den unbekannten Anderen mit ihren unbekannten Sitten und Gebräuchen und Einschränkungen zu begeben – jener Anderen, die ihr vielleicht wieder das Lachen nahmen. Das werden sie nicht tun, sagte sie sich. Ich will nie wieder mit jemand zusammenleben, bei dem ich nicht lachen darf.
    Die Tiere waren ihrer Spiele müde geworden. Winnie graste, und Baby ruhte schwer atmend und mit heraushängender Zunge in der Nähe. Ayla stieß einen Pfiff aus, woraufhin Winnie herbeigetrabt kam, während der Löwe hinter ihr herlief.
    »Ich muß auf die Jagd gehen, Winnie«, gab sie dem Pferd durch Zeichensprache zu verstehen.

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