Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Titel: Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
Vom Netzwerk:
»Der Löwe frißt soviel und wird so groß.«
    Nachdem das Löwenbaby sich von seinen Verletzungen erholt hatte, folgte es Ayla oder Winnie auf Schritt und Tritt. Jungtiere wurden vom Rudel nie allein gelassen, genauso, wie auch im Clan nie jemand auf die Idee gekommen wäre, ein Baby alleinzulassen; infolgedessen erschien sein Verhalten vollkommen normal. Gleichwohl stellte es ein Problem dar. Wie sollte sie jemals jagen, wenn ein Höhlenlöwe ihr dabei folgte? Nachdem jedoch Winnies Beschützerinstinkt erst einmal geweckt war, löste sich das Problem von selbst. Bei den Löwen war es ganz natürlich, daß die Löwin mit ihrem Wurf und einer Junglöwin eine Untergruppe bildete, solange die Nachkommenschaft noch klein war. Ging die Löwenmutter auf die Jagd, kümmerte sich eine Junglöwin um den Wurf, und eben diese Rolle akzeptierte Baby bei Winnie. Ayla wußte, daß keine Hyäne oder irgendein ähnliches Tier sich der Gefahr aussetzen würde, von den Hufen der auskeilenden Stute getroffen zu werden, wenn diese ihren Schützling verteidigte; allerdings bedeutete das, daß sie wieder allein und zu Fuß auf die Jagd gehen mußte. Doch daß sie die Steppe auf ihrer Suche nach Tieren, die sie mit ihrer Schleuder erlegen konnte, in größerer Nähe der Höhle durchstreifte, verschaffte ihr eine unverhoffte Gelegenheit.
    Dem Löwenrudel, das östlich ihres Tals sein Revier hatte, war Ayla immer aus dem Weg gegangen. Als sie jedoch jetzt das erste Mal ein paar Löwen entdeckte, die im Schatten abgebrochener Fichten ruhten, fand sie, es sei an der Zeit, etwas mehr über die Geschöpfe zu erfahren, die ihr Totem waren.
    Das war ein gefährliches Vorhaben. Obwohl sie selbst Jägerin war, konnte es leicht geschehen, daß sie zur Gejagten wurde. Doch hatte sie auch früher schon Raubtiere beobachtet und dabei gelernt, sich immer im Hintergrund zu halten. Die Löwen wußten, daß sie sie beobachtete, doch nach den ersten paar Malen beschlossen sie, sie einfach zu ignorieren. Die Gefahr war damit nicht vorbei. Es war jederzeit möglich, daß sich einer der Löwen aus keinem anderen Grund als schlechter Laune auf sie stürzte, doch je länger sie sie beobachtete, desto faszinierender wurden die Löwen.
    Den größten Teil des Tages verschliefen sie oder ruhten sich aus, doch wenn sie jagten, waren sie von einer Schnelligkeit, Wendigkeit und Raserei ohnegleichen. Im Rudel jagende Wölfe konnten immerhin einen Riesenhirsch zur Strecke bringen, doch eine einzeln jagende Höhlenlöwin schaffte das viel schneller. Löwen jagten nur dann, wenn sie Hunger hatten; dabei brauchten sie sich über eine Zeitspanne von mehreren Tagen nur einmal den Bauch vollzuschlagen.
    Ayla ging auf, daß sie im Sommer, wenn die Tage heiß waren, vornehmlich nachts jagten. Im Winter, wenn sie einen dickeren Pelz trugen, dessen Farbe sich elfenbeinfarbig aufhellte, um mit der helleren Landschaft zu verschmelzen, hatte sie sie auch tagsüber auf die Jagd ziehen sehen. Die große Kälte hielt die gewaltige Energie, die sie bei der Jagd verbrauchten, davon ab, sie zu überhitzen. Nachts, wenn die Temperatur stark sank, schliefen sie dicht aneinandergedrängt in einer Höhle oder unter einem windgeschützten Felsüberhang oder aber verstreut unter dem Felsgestein einer Schlucht, wo die Steine tagsüber ein bißchen Wärme von der fernen Sonne absorbierten, die sie dann in der Dunkelheit wieder abgaben.
    Die junge Frau kehrte, nachdem sie den ganzen Tag über die Höhlenlöwen beobachtet hatte, in ihr Tal zurück; was sie erlebt hatte, erfüllte sie neuerlich mit Achtung vor dem Tier, das ihr Totemgeist war. Sie war Zeuge gewesen, wie die Löwin ein altes Mammut zur Strecke gebracht hatte, dessen Stoßzähne sich aufwärts gerundet und vor seinen Augen gekreuzt hatten. Das gesamte Rudel hatte sich den Bauch an dieser Beute vollgeschlagen. Wie war es nur möglich gewesen, daß sie selbst, Ayla, als kleines Kind von fünf Jahren einem Löwen entgangen war und nur ein paar Krallennarben vorweisen konnte, das zu beweisen, überlegte sie und verstand jetzt viel besser, wie fassungslos der Clan über diesen Umstand gewesen war. Warum nur hat der Höhlenlöwe mich auserwählt? Einen Moment erfüllte sie eine sonderbare Ahnung. Nichts Besonderes, doch mußte sie hinterher lange an Durc denken.
    Als sie sich dem Tal näherte, brachte sie mit zwei rasch geschleuderten Steinen einen Hasen für Baby zur Strecke, und plötzlich fragte sie sich, ob es wohl klug gewesen sei,

Weitere Kostenlose Bücher