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Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Titel: Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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ein Fellziehen, in dessen Verlauf das ganze Erdreich überall verstreut wurde.
    »Baby! Wie soll ich denn diese Grube graben«, sagte sie verzweifelt, aber doch lachend, was den jungen Löwen wiederum ermutigte. »Komm, hier hast du was, das du schleppen kannst.« Sie kramte in ihren Tragkörben, die sie Winnie abgenommen hatte, damit die Stute friedlich grasen konnte, und stieß auf die Rehdecke, die sie als Bodenschutz mitgebracht hatte, falls es anfing zu regnen. »Komm, amüsiere dich hiermit, Baby«, gab sie dem jungen Löwen zu verstehen und zog sie vor ihm über den Boden. Mehr brauchte er nicht, er konnte einer über den Boden gezogenen Tierhaut einfach nicht widerstehen. Er schleppte das Fell so begeistert zwischen den Vorderläufen dahin, daß Ayla unwillkürlich lächeln mußte.
    Trotz Babys Dabeisein schaffte Ayla es, die Grube auszuheben und sie mit dem alten, zu diesem Zweck mitgebrachten Fell abzudecken und mit einer Erdschicht zu tarnen. Die vier Pflöcke, mit denen sie das Fell an vier Enden festgesteckt hatte, trugen es kaum, und als sie es das erste Mal fertig hatte, mußte Baby kommen, das Ganze zu untersuchen. Er plumpste in die Grube hinein und sprang dann, erschrocken und voller Empörung wieder hinaus; hinterher hielt er sich von der Fallgrube fern.
    Nachdem sie die Fallgrube erneut fertig hatte, pfiff Ayla Winnie und schlug einen weiten Bogen um eine Onagerherde. Sie brachte es einfach nicht über sich, noch einmal Jagd auf Pferde zu machen; selbst bei Onagern war ihr das schon unbehaglich. Diese Halbesel sahen Pferden eigentlich viel zu ähnlich, doch stand die Herde so günstig zu ihrer Grube, daß Ayla sich die Gelegenheit einfach nicht entgehen lassen konnte.
    Nach Babys Possen um die Grube herum hatte sie noch größere Bedenken, daß er sich bei der Jagd als hinderlich erweisen würde, doch nachdem sie erst einmal hinter der Herde waren, legte er plötzlich ein ganz anderes Verhalten an den Tag. Er schlich die Onager genauso an, wie er sich an Winnies Schweif herangeschlichen hatte, genauso, als ob er wirklich einen von ihnen zur Strecke bringen könnte, wozu er freilich noch viel zu jung war. Da ging ihr auf, daß er mit seinen Spielen nur das Jagdverhalten der Erwachsenen vorwegnahm, das er später bei der Jagd braucht. Er war der geborene Jäger und begriff instinktiv, daß er sich nicht verraten durfte.
    Zu ihrer Überraschung stellte Ayla fest, daß das Löwenjunge ihr sogar eine Hilfe war. Als die Onagerherde sich der Fallgrube so weit genähert hatte, daß die Witterung von Mensch und Löwe sie dazu brachte, die Richtung zu ändern, trieb sie Winnie vorwärts, stieß ihre gellenden Schreie aus und versuchte, die Onager in Panik zu versetzen. Das Löwenjunge spürte, daß dies das Signal sei, und hetzte gleichfalls hinter den Tieren her. Die Löwenwitterung verstärkte die Panik der Onager beträchtlich, und so stürmten sie geradewegs auf die Fallgrube zu.
    Den Speer in der Hand, ließ Ayla sich von Winnie heruntergleiten und lief so schnell ihre Füße sie trugen auf den schreienden Onager zu, der verzweifelt versuchte, aus der Grube herauszukommen. Doch Baby war schneller als Ayla. Er sprang dem Tier auf den Rücken – wußte also noch nicht, daß der tödliche Zugriff des Löwen der Gurgel ihrer Beute galt – und verbiß sich mit seinen Milchzähnen, die noch viel zu klein waren, um viel damit auszurichten, im Hals des Onagers. Das war eine viel zu frühe Erfahrung für ihn.
    Lebte er noch in seinem Rudel, hätten die Erwachsenen ihm nie erlaubt, ihnen bei der Jagd in die Quere zu kommen. Jedem Versuch in dieser Hinsicht wäre von ihnen mit einem mörderischen Prankenhieb ein Ende bereitet worden. Bei all ihrer Kraft waren Höhlenlöwen nur Kurzstreckenläufer, wohingegen ihre Beutetiere es häufig gewohnt waren, weite Strecken zu laufen. Gelang es den Löwen nicht, ihr Wild beim ersten Anlauf zur Strecke zu bringen, war die Wahrscheinlichkeit groß, daß dieses entkam. Deshalb konnten sie es sich nicht leisten, den Jungen zu gestatten, sich – außer im Spiel – in der Jagd zu üben, ehe sie nahezu ausgewachsen waren.
    Ayla jedoch war ein Mensch. Sie war weder so schnell wie eine Raubkatze noch wie ihre Beutetiere; außerdem verfügte sie weder über die Pranken noch über das Gebiß eines Raubtiers. Ihre Waffe war das Gehirn. Damit hatte sie Mittel und Wege ersonnen, ihren Mangel an natürlichen Jagdeigenschaften auszugleichen. Die Fallgrube – die dem langsameren und

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