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Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Titel: Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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unten schauen. Sie geben immer acht, wohin sie treten; was unter ihnen ist, wissen sie genau. Ihre Augen sitzen weit hinten seitlich am Kopf, so daß sie auch seitlich sehen können. Nur was hinter ihnen ist, können sie nicht sehen. Das ist dein Vorteil. Wenn du dich um sie herum anschleichst, kannst du sie von hinten zu fassen bekommen. Wenn du vorsichtig bist und nicht die Geduld verlierst, kannst du so nahe herankommen, daß du sie berührst.«
»Und was ist, wenn sie sich bewegen, ehe man hinkommt?« wollte sie wissen.
»Schau mal hinauf. Siehst du den grünen Hauch auf den Weideflächen? Dieses Frühlingsgras ist nach dem Winterfutter ein Leckerbissen für sie. Der dort oben macht den Ausguck. Alle anderen – Böcke, Geißen und Kitze – stecken darunter zwischen den Felsbrocken und Büschen, wo man sie nicht sehen kann. Ist die Äsung gut und fühlen sie sich sicher, ziehen sie nicht so rasch weiter.«
»Warum stehen wir hier rum und reden? Laßt uns losgehen«, sagte Darvo.
Es fuchste ihn, daß Rakario dauernd um Jondalar herumscharwenzelte, und er wartete ungeduldig auf den Beginn der Jagd. Es war nicht das erste Mal, daß er die Jäger begleitete – Jondalar hatte ihn immer mitgenommen, seit er selbst angefangen hatte, mit den Shamudoi zu jagen –, wenn auch nur, um Fährten zu lesen, zuzusehen und zu lernen. Doch diesmal hatte er die Erlaubnis bekommen, selbst ein Wild zu erlegen, wenn er es schaffte. Gelang es ihm, würde das seine erste Beute sein und wurde er damit zum Gegenstand besonderer Aufmerksamkeit. Irgendwelcher Druck wurde jedoch nicht auf ihn ausgeübt. Er mußte diesmal nicht unbedingt etwas erlegen; er würde auch noch andere Gelegenheiten bekommen, es zu versuchen. Auf ein so wendiges Tier wie die Gemse in einer Umwelt Jagd zu machen, an die es auf einzigartige Weise angepaßt war, war bestenfalls schwierig. Wer immer es schaffte, nahe genug heranzukommen, machte einen Versuch, und das erforderte besonnenes und umsichtiges Vorgehen. Kein Mensch konnte einer Gemse von Fels zu Fels und über tiefe Abgründe hinweg folgen, wenn sie es erst einmal mit der Angst zu tun bekommen und angefangen hatte zu fliehen.
Dolando stieg eine Felsformation hinauf, deren parallele Schichtungen schräg nach oben verliefen. Weichere Schichten Sedimentgesteins waren vorn herausgewaschen worden, so daß bequeme stufenartige Absätze entstanden waren. Der steile Aufstieg, um die Gamsherde zu umgehen und sie von hinten anzupirschen, hatte zwar etwas Tollkühnes, war aber nicht gefährlich. Echte Bergsteigerei war nicht damit verbunden.
Die zur Jagdgesellschaft Gehörigen reihten sich hinter dem Anführer ein. Jondalar wartete, weil er die Nachhut bilden sollte. Fast alle waren bereits im Aufstieg begriffen, da hörte er, wie Serenio ihn anrief. Überrascht drehte er sich um. Serenio machte sich nichts aus der Jagd und verließ auch den Bereich der Unterkünfte nur selten. Er konnte sich nicht vorstellen, was sie denn so weit hier draußen machte, doch das Gesicht, das sie hatte, als sie endlich bei ihm anlangte, jagte ihm einen Schauder banger Vorahnung über den Rücken. Sie war schnell gelaufen und mußte nach Luft schnappen, ehe sie reden konnte. »Froh … dich erreicht zu haben. Unbedingt Thonolan … Jetamio … Wehen …«, gelang es ihr schließlich hervorzustoßen.
Er legte trichterförmig die Hände um den Mund und rief: »Thonolan! Thonolan!«
Eine der Gestalten, die vor ihm hergingen, drehte sich um, und Jondalar winkte ihn zurück.
Ein unbehagliches Schweigen breitete sich aus, als sie alle warteten. Er wollte fragen, ob mit Jetamio alles in Ordnung sei, doch irgend etwas hielt ihn zurück.
»Wann haben Wehen angefangen?« fragte er schließlich.
»Sie hatte schon gestern abend Rückenschmerzen, wollte aber Thonolan nichts sagen. Er hat sich doch so sehr auf die Gamsjagd gefreut, und sie hatte Angst, er würde nicht gehen, wenn sie es ihm sagte. Sie sagt, sie sei sich auch nicht sicher gewesen, ob es wirklich schon die Wehen wären, und dann glaube ich auch, daß sie irgendwie die Vorstellung hatte, ihn bei seiner Rückkehr mit einem Baby zu überraschen«, sagte Serenio. »Sie wollte nicht, daß er sich Sorgen machte oder nervös wartete, während sie in den Wehen lag.«
Typisch Jetamio, dachte er. Ihm wollte sie es selbstverständlich ersparen. Thonolan war völlig in sie vernarrt. Plötzlich beschlich Jondalar ein unheimlicher Gedanke. Wenn Jetamio Thonolan überraschen wollte, warum war dann

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