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Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Titel: Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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Serenio den Berg heraufgelaufen gekommen, um ihn zu holen.
»Es gibt Schwierigkeiten, nicht wahr?«
Serenio sah zu Boden, machte die Augen zu und seufzte tief auf, ehe sie antwortete. »Das Baby hat Steißlage; und Jetamio ist zu schmal gebaut und weitet sich nicht genug. Der Shamud meint, das liegt an der Lähmung, die sie als Kind hatte, und hat mir aufgetragen, ich soll Thonolan holen … Und dich auch … um seinetwillen.«
»Oh nein! Große Doni! Oh nein!«
»Nein! Nein! Nein! Das kann nicht sein! Warum? Warum sollte die Mutter sie in gesegnete Umstände kommen lassen und dann beide zu sich nehmen?«
Empört lief Thonolan in dem kleinen Raum auf und ab, den er mit Jetamio geteilt hatte, und schlug sich mit der Faust in die geöffnete andere Hand. Jondalar stand hilflos daneben, außerstande, mehr an Trost zu bieten als den seiner Anwesenheit. Den meisten war nicht einmal das möglich. Thonolan, der vor Schmerz völlig außer sich war, hatte alle anderen angeschrien, sie sollten fortgehen!
»Jondalar, warum ausgerechnet sie? Warum sollte die Mutter sie zu sich nehmen. Sie hat so wenig gehabt und so viel durchlitten. War das denn zuviel verlangt? Ein Kind? Etwas von ihrem eigenen Fleisch und Blut?«
»Ich weiß es nicht, Thonolan. Nicht mal ein Zelandoni könnte dir darauf eine Antwort geben.«
»Warum denn auf diese Weise? Unter soviel Schmerzen?« Thonolan blieb vor seinem Bruder stehen und flehte ihn an. »Sie hat mich doch kaum gekannt, als ich herkam. Jondalar, sie hat Schmerzen gelitten. Ich habe das an ihren Augen gesehen. Warum hat sie sterben müssen?«
»Niemand weiß, warum die Mutter Leben gibt und Leben nimmt.«
»Die Mutter! Die Mutter! Der ist das doch vollkommen gleichgültig! Jetamio hat Sie geehrt, ich habe Sie geehrt. Und wem frommt das? Sie hat Jetamio trotzdem genommen. Ich hasse die Mutter!« Wieder lief er auf und ab.
»Jondalar …«, rief Roshario vom Eingang aus, unschlüssig, ob sie nähertreten sollte oder nicht.
Jondalar trat hinaus. »Was gibt’s?«
»Der Shamud hat einen Schnitt angebracht, um das Baby herauszuholen, nachdem sie …« Roshario blinzelte, um eine Träne zu verdrücken.
»Er dachte, vielleicht könnte er das Baby retten – manchmal geht das. Es war zu spät – aber es war ein Junge. Ich weiß nicht, ob du es ihm sagen willst oder nicht.«
»Danke, Roshario.«
Er erkannte, wie sehr der Kummer sie bedrückte. Jetamio war für sie wie eine Tochter gewesen. Roshario hatte sie großgezogen, hatte sie während ihrer Lähmungskrankheit und in der langen Zeit der Genesung gepflegt und hatte ihr auch jetzt vom Anfang bis zum bitteren Ende ihrer unseligen Wehen beigestanden. Plötzlich drängte Thonolan an ihnen vorbei, lud sich unter Mühen sein altes Traggestell auf den Rücken und schoß auf den Weg zu, der um den Felsen herumführte.
»Ich glaube nicht, daß jetzt der richtige Zeitpunkt ist. Ich sag’s ihm später«, erklärte Jondalar und lief hinter seinem Bruder her.
»Wohin willst du?« fragte er, als er ihn einholte.
»Ich geh’ fort. Ich hätte die Reise nie unterbrechen sollen. Ich habe das Ende der Reise noch nicht erreicht.«
»Du kannst aber jetzt nicht fort«, sagte Jondalar und legte ihm die Hand auf den Arm. Heftig schüttelte Thonolan sie ab.
»Warum nicht? Was hält mich hier denn noch?« schluchzte Thonolan.
Wieder hielt Jondalar ihn zurück, und zwar so heftig, daß er herumwirbelte. Das Gesicht, in das er blickte, war so von Kummer zerrissen, daß er es kaum wiedererkannte. Der Schmerz saß so tief und brannte ihm in der Seele. Es hatte Augenblicke gegeben, da er Thonolan um die Freude beneidet hatte, die es für ihn bedeutete, Jetamio zu lieben – und hatte sich gefragt, was an ihm nicht stimmen mochte, daß er zu einer solchen Liebe unfähig war. Lohnte es sich, so zu lieben? Lohnte diese Liebe ein solches Herzeleid? Eine derartige Verzweiflung?
»Erträgst du es, daß Jetamio und ihr Sohn ohne dich bestattet werden?«
»Ihr Sohn? Woher willst du wissen, daß es ein Sohn war?«
»Der Shamud hat ihn herausgeholt. Er dachte, er könnte zumindest das Baby retten. Es war zu spät.«
»Ich will den Sohn nicht sehen, der sie umgebracht hat.«
»Thonolan! Thonolan! Sie hat um den Segen der Mutter gebeten. Sie wollte schwanger werden, und sie war so glücklich darüber. Hättest du ihr dieses Glück nehmen wollen? Wäre es dir lieber gewesen, sie hätte ein langes Leben im Kummer gelebt? Kinderlos und verzweifelt darüber, nie eines zu bekommen? So hat sie

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