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Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Titel: Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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Anwesenheit anzuerkennen, sie mochte sich noch so guter Verhaltensweisen befleißigen. Er kannte ja das Zeichen nicht. Jondalar war erstaunt, Zerknirschung und Schmerz in ihrem Gesicht zu lesen und in ihren Augen das ehrliche und offene Flehen. Nichts da von Verdammung, Zurückweisung oder Mitleid! Im Gegenteil: Es sah so aus, als ob sie sich schämte. Was nur mochte ihr peinlich sein?
Sie reichte ihm den Becher. Er nahm einen Schluck und verzog das Gesicht, so bitter war der Trank. Doch tapfer schluckte er den Rest hinunter und griff dann nach dem Wasserschlauch, um den Geschmack aus dem Mund zu bekommen. Dann legte er sich zurück; irgendwie konnte er nicht die richtige Lage finden. Sie gab ihm durch Gesten zu verstehen, er solle sich aufsetzen. Danach strich sie Häute und Pelze glatt und legte sie anders hin. Er streckte sich nicht sofort wieder aus.
»Ayla, da ist so viel von dir, das ich nicht weiß und doch gern wüßte. Ich weiß nicht, wo du deine Heilkunst erlernt hast – ja, ich weiß nicht einmal, wie ich überhaupt hierhergekommen bin. Ich weiß nur, daß ich dir dankbar bin. Du hat mir das Leben gerettet und – was noch wichtiger ist – hast mein Bein gerettet. Ohne den Gebrauch meines Beines würde ich es nie zurück nach Hause schaffen, selbst wenn ich am Leben geblieben wäre.
Es tut mir leid, daß ich einen solchen Narren aus mir gemacht habe, aber du bist so schön, Ayla. Ich hatte ja keine Ahnung – du verbirgst dich so gut. Zwar weiß ich nicht, warum du das tust, aber du wirst schon deine Gründe haben. Du lernst schnell. Vielleicht erklärst du es mir später, wenn du noch besser sprechen kannst. Falls du darfst. Wenn nicht, werde ich mich damit abfinden. Ich weiß, du verstehst nicht alles von dem, was ich sage – ich möchte es trotzdem sagen. Ich werde dich nicht wieder belästigen, Ayla. Das verspreche ich.«

22
    »Sag ob richtig: ›Don-da-lah‹.«
»Du sprichst meinen Namen wirklich gut aus.«
»Nein. Ayla falsch aussprechen.« Heftig schüttelte sie den
    Kopf. »Sag ob richtig.«
»Jondalar. Jon-da-lar.«
»Dschon …«
»Jjjj«, machte er es ihr vor. »Jondalar.«
    »Dsch … Dsch …« Sie rang mit dem unvertrauten Laut. »Dschon-da-larr.« Mit kräftig rollendem r gab sie es auf. »Das ist gut! Sehr gut sogar«, sagte er.
Ayla lächelte über ihren Erfolg; dann wurde aus dem Lächeln
    ein listiges Grinsen. »Dschon-da-larr won ten Zel-ann-do-nee.« Er hatte den Namen seines Volkes öfter gebraucht als seinen eigenen, und sie hatte still für sich geübt.
    »Ja, das ist richtig!« Jondalar war ehrlich erstaunt. Zwar hatte sie es nicht ganz richtig ausgesprochen, doch nur ein geborener Zelandonii hätte den Unterschied gehört. Seine freudige Anerkennung war der rechte Lohn für ihre Mühen, und Aylas Lächeln über ihren Erfolg war wunderschön.
    »Was bedeuten Zelandonee?«
»Das bedeutet ›Mein Volk‹. Kinder der Mutter, die im Südwesten leben. Doni bedeutete Große Erdmutter. Erdenkinder wäre vermutlich das Treffendste. Aber alle Menschen nennen sich in ihrer Sprache Erdenkinder. Es bedeutet einfach Menschen.«
Sie standen einander gegenüber, lehnten sich an zwei Stämme einer Birke, die derselben Wurzel entwachsen waren. Zwar stützte Jondalar sich auf einen Stock und zog das Bein merklich nach, war aber glücklich und dankbar, auf der grünen Wiese der Talsohle zu stehen. Nach seinen ersten zaghaften Schritten hatte er sich gezwungen, immer weiterzugehen. Als er das erste Mal den steilen Pfad hinuntergestiegen war, hatte er das als schwere Prüfung empfunden – doch dann war ein Triumph draus geworden. Das Hinaufsteigen hatte sich als leichter erwiesen denn der Abstieg.
Trotzdem wußte er immer noch nicht, wer ihn denn ohne Hilfe zur Höhle hinaufgeschafft hatte. Wenn andere ihr geholfen hatten – wo waren sie? Diese Frage hatte er ihr schon längst stellen wollen, doch zuerst hätte sie ihn nicht verstanden, und danach war es ihm ungehörig erschienen, einfach mit einer solchen Frage herauszuplatzen, um seine Neugier zu befriedigen. Er hatte auf den richtigen Augenblick gewartet, und jetzt schien er da zu sein.
»Wer sind deine Leute, Ayla? Und wo sind sie?«
Das Lächeln schwand von ihrem Gesicht; fast tat es ihm leid, gefragt zu haben. Nach einem ausgedehnten Schweigen meinte er, sie habe ihn vielleicht nicht verstanden.
»Keine Leute. Ayla nicht von Leuten«, erklärte sie schließlich, stemmte sich von dem Baum ab und trat in seinen Schatten. Jondalar packte

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