Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde
ganz trocken hinter den Ohren ist.
In seinem Bein klopfte es, und wiewohl der Brei geholfen hatte, juckte der Sonnenbrand immer noch. Er ließ sich niedergleiten, legte sich auf die Seite und schloß die Augen. Er hatte Durst, wollte sich jedoch nicht umdrehen, um an den Wasserschlauch heranzukommen, wo er gerade eine einigermaßen erträgliche Lage gefunden hatte. Ihm war nicht wohl in seiner Haut, und das nicht nur wegen der Schmerzen und des Sonnenbrandes, sondern auch deshalb, weil er meinte, indiskret gewesen zu sein. Es war ihm peinlich.
Es war ihm schon seit sehr langer Zeit nicht mehr passiert, daß er sich so daneben benommen hatte – schon seit seiner Knabenzeit nicht mehr. Er hatte sich in glatter Selbstbeherrschung geübt, bis sie zu einer Kunst geworden war. Jetzt war er wieder zu weit gegangen, und man hatte ihn zurückgestoßen. Diese wunderschöne Frau; diese Frau, die er mehr begehrt hatte als je eine Frau zuvor, hatte ihn abgewiesen. Er wußte, wie es gehen würde. Sie würde tun, als ob nichts geschehen wäre, doch würde sie ihm aus dem Wege gehen, soweit es ging. Und wenn sich das nicht machen ließ, würde sie trotzdem Distanz wahren. Sie würde kühl und unnahbar sein; und mochte ihr Mund auch lächeln, ihre Augen würden die Wahrheit verraten. Es würde keine Wärme in ihnen liegen; oder, noch schlimmer, sie würde Mitleid verströmen.
Ayla hatte einen sauberen Überwurf angezogen, flocht sich das Haar und schämte sich, zugelassen zu haben, daß Jondalar sich einen Sonnenbrand geholt hatte. Sie war ihrem Vergnügen nachgegangen, hatte geschwommen und sich die Haare gewaschen. Dabei hätte sie besser auf ihn acht geben sollen. Und ich will eine Medizinfrau sein! Eine Medizinfrau in Izas Tradition. Ihre Tradition wird im Clan mehr verehrt als alles andere – was würde Iza zu einer solchen Gedankenlosigkeit sagen? Zu einem solchen Mangel an Mitgefühl für jemand, der ihrer Fürsorge anvertraut war? Ayla war zerknirscht. Er hatte eine so schwere Verletzung erlitten, hatte noch soviel Schmerzen, und nun hatte sie ihm noch mehr Schmerzen verursacht.
Doch das allein war nicht der Grund für ihr Unbehagen. Er hatte sie angefaßt. Noch jetzt spürte sie seine warme Hand auf ihrem Schenkel. Sie wußte genau, wo er zugefaßt hatte und wo er nicht hingekommen war, es war, als hätte er sie mit seiner sanften Liebkosung versengt. Warum hatte er ihre Brustwarze berührt? Es kribbelte noch jetzt darin. Er war so voll seines Mannestums gewesen, und sie wußte, was das bedeutete. Wie oft hatte sie nicht Männer Frauen das Zeichen geben sehen, wenn sie ihr Bedürfnis hatten stillen wollen. Broud hatte es ihr gegeben – ein Schauder überlief sie – und sie hatte es damals gehaßt, ihn so voll seines Mannestums zu sehen.
So war ihr im Moment nicht zumute. Ja, sie würde es sogar gern sehen, wenn Jondalar ihr das Zeichen gäbe …
Sei doch nicht lächerlich. Wie sollte er, mit seinem Bein. Es war kaum geheilt genug, es zu belasten.
Dennoch war er voll und hart in seinem Mannestum gewesen, als sie vom Schwimmen zurückgekommen war, und seine Augen … Heiß lief es ihr über den Rücken, als sie an seine Augen dachte. Wie blau sie waren, so voll von Begehren, und so …
Sie wußte nicht, wie sie es sich selbst gegenüber zum Ausdruck bringen sollte, hielt jedoch im Haarebürsten inne, schloß die Augen und ließ das Ziehen, das von ihm ausging, noch einmal auf sich wirken. Er hatte sie angerührt.
Doch dann hatte er aufgehört. Sie richtete sich auf. Hatte er ihr ein Zeichen gegeben? Hatte er aufgehört, weil sie nicht eingewilligt hatte? Eine Frau hatte aber für einen Mann und die Befriedigung seiner Bedürfnisse immer dazusein. Jeder Frau im Clan war das klargemacht worden, vom ersten Augenblick an, da ihr Geist kämpfte und sie blutete. Genauso wie die behutsamen Gebärden und Stellungen, mit denen eine Frau in einem Mann den Wunsch wecken konnte, sein Bedürfnis bei ihr zu stillen. Früher hatte sie nie verstanden, wieso eine Frau ihrerseits den Wunsch verspüren konnte, solche Mittel einzusetzen. Jetzt jedoch begriff sie das sehr wohl, wie ihr plötzlich aufging.
Sie wollte, daß dieser Mann sein Verlangen an ihr stillte, kannte jedoch nicht sein Zeichen. Und wenn ich sein Signal nicht kenne, weiß er auch nicht, wie es um mich bestellt ist. Und wenn ich ihm etwas versagt habe, ohne es zu wissen, versucht er es vielleicht nie wieder. Aber hat er mich wirklich begehrt? Ich bin so groß und
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