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Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Titel: Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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nicht recht vorstellen, was er eigentlich meinte, aber das hier muß es gewesen sein. Du bist sehr gut damit, Ayla. Du mußt ganz schön geübt haben, selbst wenn du von Natur aus dafür begabt warst.«
»Dir gefällt, ich jagen?«
»Wenn du nicht jagtest, wer sollte es sonst tun?«
»Clan Männer nicht mögen, Frauen jagen.«
Jondalar sah sie prüfend an. Sie hatte etwas Erwartungsvolles, Beunruhigendes. Vielleicht hatten die Männer es nicht gern, wenn die Frauen auf die Jagd gingen, doch hatten sie sie offensichtlich nicht davon abgehalten, es zu lernen. Warum hatte sie diesen Tag ausgewählt, um ihm ihr Können vorzuführen? Und wieso hatte er das Gefühl, daß sie ihn ansah, als ob sie sich seiner Zustimmung vergewissern wollte?
»Die meisten Frauen der Zelandonii gehen auf die Jagd, zumindest, solange sie jung sind. Meine Mutter war berühmt wegen ihrer Fähigkeiten im Fährtenlesen. Ich sehe keinen Grund, warum Frauen nicht jagen sollten, wenn sie wollen. Mir gefallen Frauen, die jagen, Ayla.«
Er sah, wie die Spannung in ihrem Gesicht sich legte; offensichtlich hatte sie genau dies von ihm hören wollen; und er hatte auch noch die Wahrheit gesprochen. Trotzdem fragte er sich, warum das für sie so wichtig gewesen sein mochte.
»Ich jagen müssen«, sagte sie. »Brauchen Hilfe.«
»Ich würde ja gern mitkommen, aber ich glaube, soweit bin ich noch nicht.«
»Nicht helfen bei Jagen. Ich nehmen Winnie, du behalten Füllen?«
»Ach, darum geht es«, sagte er. »Du möchtest, daß ich mich um das Hengstfohlen kümmere, während du mit der Stute auf die Jagd gehst?« Er gluckste. »Das ist mal was anderes. Für gewöhnlich bleibt die Frau zu Hause, wenn sie erstmal ein oder zwei Kinder hat. Es ist Aufgabe des Mannes, für sie zu jagen. Ja, ich bleibe bei dem Füllen zurück. Irgend jemand muß schließlich auf die Jagd gehen, und ich möchte nicht, daß dem kleinen Burschen was zustößt.«
Erleichtert verzog sie das Gesicht zu einem Lächeln. Er hatte nichts dagegen, er hatte offensichtlich wirklich nichts dagegen.
»Aber ehe du deine Jagd planst, solltest du dir das Feuer dort im Osten ansehen. Ein Feuer, das so groß ist, könnte die Jagd überflüssig machen.«
»Feuer jagt?« sagte sie.
»Es ist schon vorgekommen, daß allein vom Rauch ganze Herden zugrundegegangen sind. Manchmal findest du dein Fleisch schon gegart vor! Geschichtenerzähler wissen von einem Mann zu berichten, der nach einem Steppenbrand gebratenes Fleisch findet und dann Probleme hat, seiner Höhle begreiflich zu machen, daß er das Fleisch absichtlich hat verbrennen lassen. Aber das ist eine alte Geschichte.«
Ein verstehendes Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. Ein schnell dahineilendes Feuer konnte eine ganze Herde einholen. Vielleicht brauchte sie gar keine Fallgrube auszuheben!
Als Ayla das Zuggestell und die Tragkörbe für Winnie hervorholte, wußte Jondalar zuerst nichts mit der komplizierten Ausrüstung anzufangen.
»Winnie tragen Fleisch in Höhle«, erklärte sie ihm das Zuggestell, während sie den Gurt straffte. »Winnie auch dich in Höhle gebracht«, fügte sie dann hinzu.
»So also bin ich hierhergekommen! Das habe ich mich schon die ganze Zeit über gefragt. Ich konnte mir nicht vorstellen, daß du mich allein hierhergetragen hättest. Ich hatte schon gedacht, vielleicht hätten irgendwelche anderen Leute mich gefunden und mich bei dir abgeliefert.«
»Keine … anderen Leute. Ich finden … dich … anderen Mann.«
Jondalars Gesicht verzog sich, und alle Freude wich daraus. Auf die Erwähnung Thonolans war er nicht vorbereitet, und der Schmerz über seinen Verlust packte ihn. »Hast du ihn dort zurücklassen müssen? Hättest du ihn nicht auch hierherbringen können?« sagte er in vorwurfsvollem Ton.
»Mann tot, Jondalar. Du verletzt. Viel verletzt«, sagte sie und spürte, wie sie gequält nach Worten suchte. Sie wollte ihm sagen, daß sie den Mann bestattet, daß sie um ihn getrauert hätte, aber sie konnte es ihm nicht verständlich machen. Sie konnte zwar Informationen austauschen, nicht aber Ideen erforschen. Sie wollte von Gedanken zu ihm sprechen, von denen sie noch nicht einmal mit Sicherheit wußte, ob man sie überhaupt in Worten ausdrücken könnte – und fühlte sich ohnmächtig. Er hatte seinen Kummer gleich am ersten Tag ausgelebt, und nun konnte sie nicht einmal sein Leid teilen.
Sie sehnte sich danach, so mühelos mit Wörtern umzugehen wie er, sie ganz spontan in der richtigen Reihenfolge

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