Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde
eine ganze Weile wach und habe gehofft, du würdest wieder hereinkommen. Als du das nicht tatest, dachte ich, ich könnte auch aufstehen. Das Feuer ist erloschen.«
»Ich weiß. Ich unachtsam. Nicht richtig gemacht, damit es ganze Nacht brennt.«
»Abdecken. Du hast es nicht abgedeckt, damit es nicht ausgeht.«
»Abdecken«, wiederholte sie. »Ich Feuer machen.«
Er folgte ihr hinein in die Höhle und bückte sich, als er durch den Eingang trat. Das entsprang mehr der Vorsicht als der Notwendigkeit. Der Höhleneingang war hoch genug für ihn, allerdings nicht viel. Ayla holte das Eisenpyrit und den Feuerstein hervor und suchte Zunder und Kleinholz zusammen.
»Hast du nicht gesagt, du hättest den Feuerstein am Strand gefunden? Sind da noch mehr?«
»Ja. Nicht viele. Wasser kommen, weggenommen.«
»Eine Überschwemmung? Der Fluß hat Hochwasser geführt und einiges von den Feuersteinen fortgeschwemmt? Vielleicht sollten wir hingehen und so viele wie möglich zusammensuchen.«
Ayla nickt wie abwesend. Sie hatte andere Pläne für den Tag, wollte jedoch, daß Jondalar ihr half und wußte nicht, wie davon anfangen. Das Fleisch ging ihr aus, und sie wußte nicht, ob er irgendwelche Einwände hätte, wenn sie auf die Jagd ging. Zwar war sie gelegentlich mit der Schleuder hinausgegangen, und er hatte sie nicht gefragt, woher sie die Springmäuse, Hasen und Riesenhamster hatte. Doch sogar die Männer des Clans hatten ihr erlaubt, Kleinwild mit der Schleuder zu erlegen. Jetzt jedoch ging es darum, größeres Wild zu jagen, und das hieß, mit Winnie hinausreiten und eine Fallgrube auszuheben.
Sie freute sich nicht sonderlich darauf. Viel lieber wäre sie mit Baby jagen gegangen, und der war fort. Doch daß ihr der Jagdgefährte fehlte, war die geringste ihrer Sorgen. Viel mehr lag ihr Jondalar auf der Seele. Sie wußte, selbst wenn er etwas dagegen hatte, sie hindern konnte er nicht. Schließlich gehörte sie nicht zu seinem Clan – immerhin war dies ihre Höhle, und er war noch nicht vollständig genesen. Aber ihm schien es im Tal zu gefallen, und er schien Winnie und das Hengstfohlen gern zu haben. Darum sollte sich möglichst nichts ändern. Nur hatte sie bisher die Erfahrung gemacht, daß Männer etwas dagegen hatten, wenn Frauen jagten, doch blieb ihr keine Wahl.
Auch war ihr mehr als an seiner bloßen Einwilligung gelegen – sie wollte, daß er sie unterstützte und ihr half. Sie wollte das Füllen nicht auf die Jagd mitnehmen, weil sie Angst hatte, wenn eine Herde in Panik davonjagte, könnte ihm etwas zustoßen. Wenn aber Jondalar ihm Gesellschaft leistete, blieb es zurück, sobald sie mit Winnie fortritt, da war sie sich ganz sicher. Außerdem würde sie nicht lange fortbleiben. Sie konnte eine Herde aufspüren, eine Fallgrube graben und dann am nächsten Tag mit der eigentlichen Jagd beginnen. Doch wie den Mann bitten, dem Füllen Gesellschaft zu leisten, während sie jagen ging?
Als sie die Brühe für die Morgenmahlzeit aufsetzte, überzeugte sie ein Blick auf ihre schwindenden Vorräte, daß etwas getan werden müsse. Sie beschloß, zunächst einmal ihre Neigung zur Jagd auf unverfängliche Weise kundzutun und ihm ihr Können mit ihrer Lieblingswaffe vorzuführen. Je nachdem, wie er auf ihre Jagd mit der Schleuder reagierte, würde sie wissen, ob es sich lohnte, ihn um seine Mithilfe zu bitten.
Sie hatten es sich zur Gewohnheit gemacht, vormittags an dem Gebüsch und den Bäumen entlangzugehen, die den Fluß säumten. Das war eine gute Übung für ihn, und sie genoß es. An diesem Morgen stopfte sie sich die Schleuder in den Leibriemen. Jetzt brauchte sie nur noch ein Tier, das so nett war, sich in Wurfweite zu zeigen.
Ihre Hoffnung sollte sich mehr als erfüllen, denn als sie sich ein wenig vom Fluß entfernten, flog ein Schneehuhnpaar vor ihnen auf. Sobald sie es sah, griff sie nach der Schleuder. Als sie das erste Schneehuhn herunterholte, stieg das zweite auf, das sie mit ihrem zweiten Stein erlegte. Ehe sie sie holte, warf sie einen Blick auf Jondalar. Was sie sah, war Verwunderung und – weit wichtiger – ein Lächeln.
»Aber das ist ja erstaunlich, Frau! Hast du die Tiere auf diese Weise erlegt? Und ich dachte, du legst Schlingen aus. Was ist das für eine Waffe?«
Sie reichte ihm den Lederriemen mit dem breiten Mittelteil und ging dann die Vögel holen.
»Ich glaube, dies nennt man eine Schleuder«, sagte er, als sie wieder da war. »Willomar hat mir von einer solchen Waffe erzählt. Ich konnte mir
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