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Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Titel: Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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klarmachen sollte, doch als du langsamer
werden mußtest, wußte ich es einfach.«
»Dann gibst du dem Pferd also doch Signale. Irgendwelche
Zeichen. Ich möchte mal wissen, ob das Hengstfohlen imstande
wäre, Zeichen zu erlernen«, sann er.
Sie erreichten die Wand, die bis ins Wasser hineinreichte, und
als sie sie umrundeten, sahen sie Winnie wohlig schnaufend sich
am Rand des Flusses suhlen, um sich abzukühlen. Gleich neben
ihr strampelte das Fohlen mit den Beinen in der Luft. Lächelnd
blieb Jondalar stehen, um zuzusehen, doch Ayla ging mit
gesenktem Kopf weiter. Als sie gerade den Pfad hinaufzusteigen
begann, holte er sie ein.
»Ayla …« Sie drehte sich um, und er wußte nicht mehr, was
sagen.
»Ich … ich, ahhh … ich möchte dir danken.«
Den Sinn dieses Wortes zu begreifen, fiel ihr immer noch ein
wenig schwer. Es gab im Clan keine direkte Entsprechung dafür.
Die Mitglieder eines jeden kleinen Clans hingen, um zu
überleben, so sehr voneinander ab, daß gegenseitige Hilfe
einfach zu ihrer Lebensweise gehörte. Man sagte genausowenig
›dankeschön‹, wie ein Baby seiner Mutter für ihre Fürsorge
dankte oder seine Mutter das von ihm erwartete. Besondere
Gunstbeweise, Gefallen oder Geschenke verpflichteten den
Empfänger, sie in gewisser Weise zu erwidern und wurden nicht
immer gern angenommen.
Am nächsten kam man im Clan dem Konzept des Dankens,
wenn jemand Tieferstehendes einem Höheren gegenüber froh
war, von einer Verpflichtung entbunden zu werden – für
gewöhnlich eine Frau einem Mann gegenüber. Ayla wollte es
jetzt scheinen, daß Jondalar versuchte, ihr zu vermitteln, daß er
dankbar sei, auf Winnie geritten zu haben.
»Jondalar, Winnie hat dir gestattet, auf ihrem Rücken zu
sitzen. Warum dankst du dann mir?«
»Du hast mir geholfen, sie zu reiten, Ayla. Und außerdem ist
da so viel, wofür ich dir dankbar zu sein habe. Du hast so viel
für mich getan, hast dich meiner angenommen.«
»Würde das Füllen Winnie danken, daß sie sich seiner
annimmt? Du warst in Bedrängnis, und da habe ich dich
gepflegt. Warum … ›danken‹?«
»Aber du hast mir das Leben gerettet.«
»Ich bin Eine Frau, Die Heilt, Jondalar.« Sie überlegte, wie sie
ihm klarmachen könnte, daß – wenn jemand einem anderen das
Leben rettete – der Retter Anspruch auf einen Teil des
Lebensgeistes des Geretteten hatte und infolgedessen
verpflichtet war, seinerseits die oder den Betreffenden zu
schützen; und daß die beiden einander infolgedessen fortan
näherständen als Blutsbrüder. Sie jedoch sei eine Medizinfrau,
und mit dem kleinen Brocken Mangandioxid, das sie in ihrem
Amulettbeutel um den Hals trage, sei ihr ein Stück vom Geist
eines jeden gegeben worden. Niemand sei verpflichtet, ihr mehr
zu geben. »Danke zu sagen, ist nicht nötig«, sagte sie.
»Ich weiß, daß es nicht nötig ist. Und ich weiß auch, daß du
Eine Frau bist, Die Heilt. Es ist mir nun aber mal wichtig, daß
du weißt, wie mir zumute ist. Menschen danken einander für
Hilfe. Das gebietet die Höflichkeit und entspricht Sitte und
Herkommen.« Einer hinter dem anderen stiegen sie den Pfad
hinan. Sie gab ihm keine Antwort, doch was er gesagt hatte, ließ
sie daran denken, wie Creb versucht hatte, ihr zu erklären, es sei
unhöflich, über die Grenzsteine zum Herdfeuer eines anderen
Mannes hinüberzublicken. Sitten und Gebräuche des Clans zu
verstehen, war ihr schwerer gefallen, als seine Sprache zu
erlernen Jondalar sagte, es sei unter seinen Leuten üblich, seiner
Dankbarkeit Ausdruck zu verleihen; das erfordere die
Höflichkeit; doch das stürzte sie womöglich in noch größere
Verwirrung.
Wie konnte er den Wunsch verspüren, sie seiner Dankbarkeit zu versichern, wo er sie doch gerade eben mit Schande bedeckt hatte? Wäre ein Mann aus dem Clan ihr mit einer solchen Verachtung begegnet, hätte sie für ihn aufgehört zu existieren. Seine Sitten und Gebräuche zu erlernen, würde schwer sein;
doch deswegen fühlte sie sich jetzt nicht weniger gedemütigt. Er versuchte, die Barriere zu überwinden, die sich plötzlich
zwischen ihnen aufgebaut hatte, und so brachte er sie dazu
stehenzubleiben, gerade, als sie die Höhle betreten wollte. »Ayla,
es tut mir leid, wenn ich dich in irgendeiner Weise gekränkt
haben sollte.«
»Gekränkt: Ich verstehe das Wort nicht.«
»Ich denke, ich habe dich wütend gemacht, dich dazu
gebracht, daß du dich ganz elend fühlst.«
»Wütend nicht, aber ja, du hast mich dazu gebracht, daß ich
mich elend fühle.«
Daß

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