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Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Titel: Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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sie das einräumte, erschreckte ihn. »Tut mir leid«, sagte
er.
»Leid tun. Das ist Höflichkeit, stimmt’s? Sitte, oder? Jondalar,
was sollen solche Wörter wie ›leid tun‹? Damit ändert sich gar
nichts, und es bewirkt auch nicht, daß mir wohler zumute ist.« Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar. Sie hatte recht. Was
immer er getan hatte – und er glaubte, genau zu wissen, was –,
daß es ihm ›leid tat‹, half überhaupt nicht. Es half
genausowenig, daß er dem Problem aus dem Weg gegangen
war, sich ihm nicht direkt gestellt hatte aus Angst, das könnte
ihn in noch größere Verlegenheit bringen.
Sie ging in die Höhle hinein, nahm den Sammelkorb ab und
schürte das Feuer, um die Abendmahlzeit zu bereiten. Er folgte
ihr, stellte seinen Korb neben den ihren und zog eine Matte an
die Feuerstelle heran, um sich hinzusetzen und sie zu
beobachten.
Sie benutzte ein paar von den Geräten, die er ihr geschenkt
hatte, nachdem er die beiden Hirsche zerlegt hatte, doch für
einige Aufgaben zog sie immer noch das grifflose Messer vor,
das sie gewohnt war. Er fand, daß sie dieses primitive Messer,
das aus einem großen Feuerstein herausgehauen und viel
schwerer war als seine Klingen, genauso gut handhabte wie nur
jemand, den er kannte, die kleineren, feineren und mit Griffen
versehenen. Sein Steinschläger-Verstand beurteilte, wertete und
verglich die Vorteile einer jeden Art miteinander. Es geht nicht
so sehr darum, daß das eine leichter zu gebrauchen ist als das
andere, dachte er. Jedes scharfe Messer schneidet, nur: Denk
einmal, um wieviel mehr rohen Feuerstein man braucht, um
Werkzeuge für jedermann zu fertigen. Schon das Fördern des
Feuersteins könnte ein Problem sein.
Es machte Ayla nervös, ihn so nahe bei sich sitzen und sie
beobachten zu wissen. Schließlich stand sie auf, um etwas
Kamille für den Tee zu holen; sie hoffte, ihn dadurch
abzulenken und sich selbst zu beruhigen. Ihm jedoch machte
das nur bewußt, daß er es wieder hinausgeschoben hatte, sich
dem Problem zu stellen. Und so nahm er allen Mut zusammen
und beschloß, es direkt anzugehen.
»Du hast recht, Ayla. Zu sagen: ›Tut mir leid‹, bedeutet nicht
viel. Nur weiß ich nicht, was ich sonst sagen soll. Ich weiß nicht,
womit ich dich gekränkt habe. Bitte, sag mir, warum fühlst du
dich so schlecht?«
Er mußte wieder Wörter sagen, die nicht wahr waren, dachte
sie. Wie sollte er es nicht wissen? Dennoch schien er aufrichtig
betrübt. Sie senkte den Blick und wünschte, er hätte sie nicht
gefragt. Es war schon schlimm genug, eine solche Demütigung
zu ertragen – doch jetzt auch noch darüber reden zu müssen …
Aber er hatte eine direkte Frage gestellt.
»Mir ist unwohl zumute, weil … weil ich unerwünscht bin.«
Sie richtete diese Worte an ihre Hände, die sie – einen Becher
Tee haltend – im Schoß liegen hatte.
»Was meinst du damit: Du bist unerwünscht? Ich verstehe das
nicht.«
Warum stellte er ihr diese Frage? Wollte er, daß ihr noch
elender zumute war? Ayla blickte zu ihm auf. Er lehnte sich vor,
und sie las Aufrichtigkeit und Besorgnis in seiner Haltung und
in seinen Augen.
»Kein Mann beim Clan würde je sein Bedürfnis selbst stillen,
wenn eine annehmbare Frau da wäre.« Sie errötete, als sie von
ihrem Versagen sprach, und senkte den Blick wieder auf die
Hände. »Dein Bedürfnis war groß, und doch bist du vor mir
davongelaufen. Wie sollte ich mich nicht elend fühlen, wo ich
doch unerwünscht für dich bin?«
»Willst du damit sagen, du bist gekränkt, weil ich dich nicht
…« Er setzte sich zurück und blickte auf. »Ach, Doni! Wie
konntest du nur so dumm sein, Jondalar?« Diese Frage war an
die Höhle ganz allgemein gerichtet.
»Und ich dachte, du wolltest, daß ich dich nicht belästigte,
Ayla. Ich habe nur versucht, deine Wünsche zu respektieren. Ich
habe dich so sehr gewollt, daß ich es nicht mehr ertragen
konnte, doch jedesmal, wenn ich dich berührte, wurdest du
ganz steif. Wie kommst du auf die Idee, irgendein Mann könnte
dich nicht für annehmbar halten?«
Ein großes Begreifen ging durch sie hindurch und löste die
schmerzliche Verkrampfung ihres Herzens. Er begehrte sie! Er
hatte gedacht, sie sei es, die ihn nicht wollte! Wieder diese
unterschiedlichen Sitten und Gebräuche! »Aber Jondalar, du hättest doch bloß das Zeichen zu machen brauchen. Was spielt
es für eine Rolle, was ich möchte?«
»Natürlich spielt es eine Rolle, was du möchtest. Willst du …«
Plötzlich übergoß sich sein

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