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Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Titel: Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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Hand mit ausgestreckten Fingern in die Höhe. »Creb hat gesagt, nach Izas Meinung war ich ungefähr so viele … fünf … Jahre alt, als sie mich fanden.« Jondalar machte fünf Striche auf den Boden. »Durc wurde im Frühling jenes Jahres geboren, da wir zur ClanVersammlung zogen. Ich habe ihn mitgenommen. Creb sagte, zwischen den Clan-Treffen lägen immer so viele Jahre.« Damit hielt sie zusätzlich zu der vollen Hand noch zwei Finger der anderen in die Höhe.
»Das sind sieben«, sagte Jondalar.
»Im Sommer, ehe sie mich fanden, hatte eine ClanVersammlung stattgefunden.«
»Also eins weniger – laß mich überlegen«, sagte er und machte noch zwei Striche auf den Boden. Dann schüttelte er den Kopf. »Bist du sicher? Das bedeutet, daß dein Sohn geboren wurde, als du elf warst.«
»Ich bin sicher, Jondalar.«
»Ich habe gehört, daß einige Frauen schon so jung Kinder bekommen können, aber nicht viele. Mit dreizehn oder vierzehn ist eigentlich die Regel, und manche halten auch das noch für zu jung. Dann bist du ja selbst kaum mehr als ein Kind gewesen.«
»Nein, ich bin kein Kind gewesen. Ich war schon seit mehreren Jahren kein Kind mehr. Ich war zu groß, um ein Kind zu sein, größer als alle anderen, die Männer eingeschlossen. Und ich war schon älter als die meisten Mädchen des Clans, wenn sie Frauen werden.« Sie verzog den Mund zu einem schiefen Lächeln. »Ich glaube, ich hätte nicht noch länger warten können. Manche dachten schon, ich würde nie eine Frau werden, weil ich ein so starkes männliches Totem habe. Iza war so froh, als ich … als die Mondzeiten anfingen. Und ich auch, bis …« ihr Lächeln schwand. »Das war Brouds Jahr. Und das Jahr darauf Durcs Jahr.«
»Das Jahr vor der Geburt deines Sohnes – zehn! Zehn Jahre warst du erst alt, als er dich zwang? Wie konnte er das denn tun?«
»Ich war eine Frau, größer als die meisten Frauen. Größer als er.«
»Aber nicht so kräftig wie er! Ich habe ein paar von diesen Flachschädeln gesehen. Groß sind sie vielleicht nicht – aber stark. Ich möchte nicht mit ihnen kämpfen müssen.«
»Es sind Männer, Jondalar«, verbesserte sie ihn sanft. »Sie sind keine Flachschädel – sie sind Männer des Clans.«
Das brachte ihn zur Besinnung. Trotz ihres sanften Tonfalls – das Kinn war eigensinnig vorgereckt.
»Selbst nach dem, was er dir angetan hat, bestehst du immer noch darauf, daß er kein Tier ist?«
»Du kannst meinetwegen sagen, daß er sich wie ein Tier benommen hat, daß er mich zwang – aber wie benehmen sich denn die Männer, die den Clans-Frauen Gewalt antun?«
So hatte er die Sache eigentlich noch nie gesehen.
»Nicht alle Männer waren wie Broud, Jondalar. Nur die wenigsten. Creb war nicht so – er war sanft und gütig, obwohl er ein mächtiger Mog-ur war. Brun war es nicht, und dabei war er unser Anführer. Er hatte einen starken Willen, aber er war gerecht. Er hat mich in seinen Clan aufgenommen. Einiges mußte er tun – so war das nun mal Sitte beim Clan –, aber er ehrte mich durch seine Dankbarkeit. Clan-Männer zeigen Frauen gegenüber nicht oft Dankbarkeit, vor allem nicht in aller Öffentlichkeit. Er ließ mich auf die Jagd gehen; er akzeptierte Durc. Als ich fortging, versprach er mir sogar, ihn zu beschützen.«
»Wann bist du denn fortgegangen?«
Sie hielt inne, um nachzudenken. Jahr der Geburt, Jahr des Laufen-Lernens, Jahr des Entwöhnens. »Durc war drei Jahre alt, als ich fortging«, sagte sie.
Jondalar fügte noch drei Striche hinzu. »Vierzehn warst du? Erst vierzehn Jahre alt? Und seither hast du hier mutterseelenallein gelebt? Drei Jahre lang?« Er zählte alle Striche zusammen. »Du bist siebzehn Jahre alt, Ayla. Und hast schon ein volles Leben hinter dir mit deinen siebzehn Jahren«, sagte er.
Schweigend und nachdenklich saß Ayla eine Weile da – dann ergriff sie das Wort. »Durc ist jetzt sechs Jahre alt. Inzwischen werden die Männer ihn mit aufs Übungsfeld nehmen. Grod wird ihm einen Speer machen, der zu seiner Größe paßt, und Brun wird ihn lehren, damit umzugehen. Wenn er noch am Leben ist, wird der alte Zoug ihn im Gebrauch der Schleuder unterweisen. Durc wird sich darin üben, indem er mit seinem Freund Grev Jagd auf kleine Vögel macht – Durc ist zwar jünger als Grev, aber größer. Er war immer groß für sein Alter, das hat er von mir. Er kann schnell laufen; keiner kann ihn einholen. Und mit der Schleuder ist er gut. Und Uba liebt ihn. Sie liebt ihn genauso sehr wie ich.«
Ayla

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