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Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Titel: Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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das – Zahlen oder Zahlwörter?«
»Das sind … einmal Namen für die Kerben auf deinen Stecken, aber auch für anderes. Man benutzt sie, um die Anzahl von … allem Möglichen anzugeben. Mit ihrer Hilfe kann ein Fährtenleser oder Späher angeben, wie viele Hirsche er gesehen hat oder wie viele Tage sie noch entfernt sind. Handelt es sich um eine große Herde, wie etwa im Herbst bei den Büffeln, dann muß ein Zelandoni die Herde auskundschaften, einer, der besondere Möglichkeiten des Zählens kennt.«
Ein ahnungsvolles Erwarten ging durch die Frau hindurch; fast verstand und begriff sie, was er meinte. Ihr war, als stehe sie kurz davor, die Antwort auf eine Frage zu finden, die sie bisher nicht hatte packen können.
Der Blick des großen blonden Mannes fiel auf den Haufen runder Kochsteine. Mit beiden Händen nahm er davon und sagte: »Ich will es dir zeigen.« Mit diesen Worten legte er die Steine in eine Reihe nebeneinander, zeigte auf einen nach dem anderen und zählte dabei: »Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben …«
Ayla sah ihm zu und wurde immer aufgeregter.
Nachdem er fertig war, blickte er sich nach etwas anderem um, und nahm einige von Aylas Kerbstäben. »Eins«, sagte er und legte den ersten nieder, »zwei«, und legte den nächsten daneben, »drei, vier, fünf …«
Ayla erinnerte sich noch lebhaft daran, wie Creb »Jahr der Geburt, Jahr des Laufenlernens, Jahr der Entwöhnung …« zu ihr gesagt und dabei auf ihre ausgestreckten Finger gezeigt hatte. Jetzt hob sie die Hand in die Höhe, sah Jondalar an, und zeigte auf einen Finger nach dem anderen: »Eins, zwei, drei, vier, fünf«, sagte sie.
»Richtig! Ich wußte, daß du nahe dran warst, als ich deine Stäbe sah.«
Ihr strahlendes Lächeln hatte etwas herrlich Triumphierendes. Sie nahm einen der Stecken und zählte die Kerben. Jondalar fuhr fort, ihr die Zahlwörter über diejenigen hinaus vorzusagen, die sie bereits kannte, doch auch er mußte ein paar Kerben über der zweiten, extra dicken Kerbe aufgeben. Er runzelte die Stirn. »Und solange bist du hier?« fragte er und zeigte auf die wenigen Stäbe, die sie herausgebracht hatte.
»Nein«, sagte sie und holte den Rest. Die Verschnürungen von allen Bündeln lösend, breitete sie alle vor ihnen aus.
Jondalar schaute genauer hin und erblaßte. Der Magen krampfte sich ihm zusammen. Jahre! Die Kerben stellten Jahre dar! Er legte sie nebeneinander, damit er sämtliche Kerben sehen konnte, dann ließ er den Blick auf ihnen ruhen. Obwohl der Zelandoni ihm erklärt hatte, wie man größere Mengen zusammenfaßte, mußte er überlegen.
Dann lächelte er. Statt die einzelnen Tage zu zählen, konnte er auch die extra dicken Kerben zählen, diejenigen, die einen vollständigen Mondzyklus repräsentierten und gleichzeitig den Beginn ihrer Mond-Zeiten angaben. Jedesmal wenn er auf eine solche extra dicke Kerbe zeigte, machte er einen Strich auf dem Boden und sagte dazu das Zahlwort auf. Nach dreizehn Strichen fing er eine zweite Reihe an, ließ dabei aber den ersten Strich aus, wie der Zelandoni es ihm erklärt hatte, und machte entsprechend nur zwölf Striche. Mondzyklen entsprachen den Jahreszeiten nicht genau. Am Ende der dritten Reihe gelangte er an das Ende ihrer Kerben und blickte sie scheu und ehrfürchtig zugleich an.
»Drei Jahre! Du bist drei Jahren hier! Genauso lange, wie ich jetzt auf meiner Reise bin. Bist du die ganze Zeit über allein gewesen?«
»Ich habe Winnie gehabt und bis vor …«
»Aber Menschen hast du keine gesehen?«
»Nein, seit ich vom Clan fort bin, nicht.«
In ihren Gedanken zeichneten sich die Jahre durch irgendeine Besonderheit aus. Das erste – an dem sie den Clan verlassen, das Tal gefunden und das kleine Füllen bei sich aufgenommen hatte – nannte sie Winnies Jahr. Im folgenden Frühling – dem Beginn des neu erwachenden Wachstums – hatte sie das Löwenjunge gefunden; infolgedessen nannte sie dieses Jahr Babys Jahr. Für Jondalar ging das Jahr Eins von Winnies Jahr bis zu Babys Jahr. Dann kam das Jahr des Hengstes – Zwei. Und Drei das Jahr von Jondalar und dem Füllen. Sie selbst merkte sich die Jahre besser auf ihre Art; gleichwohl gefielen ihr die Zahlwörter.. Der Mann hatte ihre Kerben dazu gebracht, ihm zu verraten, wie lange sie im Tal war, und jetzt wollte auch sie lernen, wie man das machte.
»Weißt du, wie alt du bist, Ayla? Wie viele Jahre bist du jetzt am Leben?« fragte Jondalar plötzlich.
»Laß mich überlegen«, sagte sie und hielt eine

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