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Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Titel: Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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auszuheben, ja, kannst dein Wild sogar im Laufen erlegen; dazu gehört nur ein bißchen Übung. Genauso zielsicher wie mit deiner Schleuder. Ich bin überzeugt, du lernst das schnell.«
»Jondalar! Weißt du, wie oft ich mir gewünscht habe, ich könnte einen Hirsch oder einen Büffel mit der Schleuder erlegen? Daß man einen Speer schleudern könnte, daran habe ich nie gedacht. Für mich war er nur zum Stechen da.« Sie runzelte die Stirn. »Läßt er sich aber auch mit genug Kraft werfen? Mit der Schleuder sitzt viel mehr Kraft hinter dem Stein, als wenn ich mit der Hand würfe.«
»Genauso viel Kraft wird wohl nicht dahintersitzen, aber dafür brauchst du auch nicht so weit zu werfen. Aber wart mal, du hast recht. Ein Jammer, daß man einen Speer nicht mit der Schleuder schleudern kann, aber …« Er brach mitten im Satz ab und schwieg. »Ich möchte mal wissen …«, fuhr er dann fort und runzelte die Stirn bei einem Gedanken, der so aufrüttelnd war, daß er ihn augenblicklich verfolgen mußte. »Nein, ich glaube nicht … Wo finden wir ein paar gute Schäfte?«
»Unten am Fluß, Jondalar. Gibt es irgendwelche Gründe, die mich hindern, dir beim Speermachen zu helfen? Ich würde doch nur schneller lernen, solange du noch hier bist und mir sagst, was ich falsch mache.«
»Ja, natürlich«, sagte er, doch war ihm, als ob seine Glieder ihm schwer würden, als sie den Pfad hinunterstiegen. Er hatte gar nicht mehr daran gedacht, daß er ja fort wollte von hier, und er bedauerte, daß sie ihn daran erinnert hatte.

27
    Ayla duckte sich tief und spähte durch hohes goldenes Gras, das sich unter der Last seiner reifen Ähren beugte. Sie jedoch hatte ausschließlich Sinn für die Umrisse des Tieres. Sie hielt den Speer wurfbereit in der rechten und einen anderen in der linken Hand. Eine Strähne langen Blondhaars löste sich von einem der festgeflochtenen Zöpfe und flatterte ihr vors Gesicht. Sie verlagerte den langen Schaft um ein Weniges, um das Gleichgewicht zu finden, dann verengte sie die Augen und zielte. Vorwärtsspringend schleuderte sie den Speer.
    »Ach, Jondalar! Mit diesem Speer treffe ich nie genau!« erklärte Ayla verzweifelt. Sie bewegte sich auf einen Baum zu, dessen Stamm sie mit einem Fell umwickelt hatten, das wiederum mit Gras ausgestopft worden war. Sie zog den noch zitternden Speer aus dem Rumpf eines Wisents, den Jondalar mit einem Stück Holzkohle darauf gezeichnet hatte.
    »Du verlangst zuviel von dir, Ayla. Du bist viel besser, als du ahnst. Du lernst sehr schnell, allerdings habe ich soviel Entschlossenheit auch noch nie erlebt Du übst jeden freien Augenblick. Vielleicht ist es gerade das, was dir im Moment zu schaffen macht. Du hast dir zuviel vorgenommen. Du darfst dich nicht verkrampfen.«
    »Aber die Schleuder gebrauchen habe ich auch nur durch Übung erlernt.«
»Und doch, du bist doch auch nicht von einem Tag auf den anderen zu einer so guten Schützin geworden, oder?«
»Nein, es hat ein paar Jahre gedauert. Aber ich möchte nicht noch Jahre warten, ehe ich mit diesem Speer jagen kann.«
»Das wirst du auch nicht. Vermutlich könntest du schon jetzt losziehen und würdest auch irgendein Tier erlegen. Nur hast du nicht mehr die Stoßkraft und die Schnelligkeit, die du gewohnt warst, und wirst sie mit dem Speer auch nie erreichen, Ayla. Du mußt lernen, dich auf die neue Wurfweite einzustellen. Aber wenn du keine Lust mehr zum Üben hast, warum nimmst du dann nicht für eine Zeitlang wieder die Schleuder?«
»Mit der Schleuder brauche ich nicht zu üben.«
»Aber du mußt entspannen, und ich glaube, es würde dich lockern. Versuch’s doch mal.«
Das vertraute Gefühl des Lederstreifens in der Hand und der gewohnte Umgang mit der Schleuder trugen in der Tat dazu bei, sie zu entspannen. Sie genoß einfach freudig ihr langerworbenes Können mit dieser Waffe; dabei hatte sie auch damit ihre Schwierigkeiten gehabt. Sie traf alles, was sie wollte, vor allem unbewegliche Ziele. Die offenkundige Bewunderung des Mannes ermunterte sie nur, dieses Können abermals unter Beweis zu stellen.
Sie sammelte ein paar Kiesel vom Uferstreifen auf und ging dann ein beträchtliches Stück fort, um zu zeigen, wie weit sie wirklich schleudern konnte. Sie führte ihre rasche DoppelWurf-Technik vor, und das zweimal sehr schnell hintereinander.
Jondalar machte mit, indem er Ziele aufstellte, um ihre Genauigkeit zu prüfen. So legte er vier Steine auf dem großen Felsen in einer Reihe nebeneinander – vier rasch

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