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Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Titel: Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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jagen, keiner ermunterte sie, wenn sie vorbeischoß, oder freute sich mit ihr, wenn sie ihr Ziel traf. Es war auch niemand da, mit ihr darüber zu reden, wie sie ihre Waffe am vorteilhaftesten gebrauchte, ihr riet, anders an die Sache heranzugehen oder sich interessiert oder achtungsvoll ihre Vorschläge anhörte. Außerdem hatte nie jemand sie aufgezogen, Späße mit ihr gemacht oder mit ihr gelacht. Nie zuvor hatte Ayla die Freundschaft und die Fröhlichkeit kennengelernt, die sich einstellen, wenn man einen Gefährten hat.
    Bei allem Abbau von Spannungen, die das Üben mit sich brachte, es blieb eine Distanz zwischen ihnen, die sie meinten nicht überwinden zu können. Ging es um unverfängliche Themen wie Jagd oder Waffen, unterhielten sie sich höchst angeregt; trafen sie jedoch auf irgend etwas Persönliches, hatte das peinliches Schweigen oder zögerndes Ausweichen zur Folge. Eine zufällige Berührung war wie ein ruckartiger Schlag, auf den hin sie beide auseinandersprangen, was unvermeidlich steife Förmlichkeit und längeres Nachdenken zur Folge hatte.
    »Morgen!« erklärte Jondalar und holte sich einen nachzitternden Speer zurück. Etwas Heu, mit dem sie das Fell ausgestopft hatten, kam durch das größer gewordene und rissige Loch mit heraus.
    »Was ist morgen?« fragte Ayla.
»Morgen gehen wir auf die Jagd. Wir haben jetzt lange genug gespielt. Wir werden auch nicht mehr lernen, wenn wir weiterhin auf diesen Baum zielen. Es wird Zeit, daß wir einmal
    Ernst machen.«
Sie sammelten ihre Speere ein und gingen zurück. »Du kennst
doch die Gegend hier, Ayla. Wohin sollten wir gehen?« »Die Steppe im Westen kenne ich am besten, aber vielleicht
sollte ich vorher erst einmal auf Kundschaft gehen. Ich könnte
ja Winnie nehmen.«
Sie blickte zum Himmel hinauf, um festzustellen, wie hoch die
Sonne stand. »Es ist noch früh.«
»Gute Idee. Du und das Pferd, ihr seid besser als eine
Handvoll Kundschafter zu Fuß.«
»Behältst du Renner hier? Mir ist wohler zumute, wenn er uns
nicht folgt.«
»Und was machen wir morgen, wenn wir auf die Jagd gehen?« »Da werden wir ihn mitnehmen müssen. Wir brauchen
Winnie schließlich, um das Fleisch zurückzuschaffen. Winnie
wird immer ein wenig unruhig, wenn ich ein Tier erlege, aber
sie ist es gewohnt. Sie wird stehenbleiben, wo ich es ihr sage,
aber wenn ihr Füllen von Erregung gepackt wird und hinläuft,
wo es will – wer weiß, ob es dann nicht in eine von Panik
ergriffene Herde hineingerät … Ich weiß das einfach nicht.« »Mach dir jetzt jedenfalls keine Gedanken darüber. Ich werde
mir schon etwas ausdenken.«
Aylas durchdringender Pfiff brachte Stute und Füllen zu ihr.
Während Jondalar Renner einen Arm um den Hals legte, ihn
kratzte, wo es ihn juckte und ihm gut zuredete, bestieg Ayla
Winnie und trieb sie zu einem Galopp an. Der Junghengst
empfand es bei dem Mann angenehm. Nachdem die Stute ein
gehöriges Stück fort war, lud Jondalar sich einen Armvoll Speere
und die beiden Wurfgeräte auf.
»Nun, Renner, gehen wir in die Höhle hinauf und warten wir
dort auf sie?«
Die Speere legte er vor dem Höhleneingang nieder und ging
hinein. Er war unruhig und wußte nicht recht, was tun. Er stocherte im Feuer herum, schob die Glut zusammen und legte ein paar Stücke Holz nach. Dann trat er wieder auf das Sims hinaus und schaute hinunter ins Tal. Die weiche Schnauze des Hengstes suchte seine Hand, und wie abwesend streichelte er das zottige junge Pferd. Als er mit den Fingern durch das dicker werdende Fell fuhr, mußte er unwillkürlich an den Winter
denken.
Er versuchte, an etwas anderes zu denken. Die warmen
Sommertage schienen kein Ende zu nehmen, einer war so schön
wie der andere, daß die Zeit wie ausgesetzt schien. Es war leicht,
Entscheidungen hinauszuschieben. Morgen war immer noch
früh genug, sich Gedanken über die kommende Kälte zu
machen … und ans Fortziehen zu denken. Er wurde sich des
leichten Lendenschurzes bewußt, den er trug.
»Mir wächst kein Winterfell wie dir, Bürschlein. Deshalb täte
ich gut daran, bald für etwas Warmes zu sorgen. Die Ahle habe
ich Ayla gegeben, ohne eine neue für mich zu machen.
Vielleicht sollte ich das nachholen – und überhaupt ein paar
neue Werkzeuge machen. Außerdem muß ich mir etwas
überlegen, damit dir nichts passiert.«
Er trat wieder in die Höhle, stieg über seine Schlaffelle hinweg
und warf einen sehnsüchtigen Blick nach Aylas Seite hinüber.
Dann kramte er unter ihren Vorräten nach dünnen

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