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Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Titel: Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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Widerwille gegen sie wieder in ihm hochgekommen war. Sie fing an zu zittern und biß die Zahne aufeinander in dem Bemühen, es nicht zuzulassen. Das konnte sie nicht noch einmal ertragen. Sie wollte ihm sagen, er solle fortgehen, damit sie ihn nicht mehr sehen und erleben müsse, wie seine Augen … Monstrum zu ihr sagten. Obwohl sie die Augen geschlossen hatte, spürte sie, als er wieder vor ihr stand, und sie hielt die
Luft an.
»Ayla?« Er sah, daß sie zitterte, trotz des Feuers, und obwohl
sie sich in den Pelz gehüllt hatte. »Ich hatte mir schon gedacht,
daß es spät werden könnte, ehe du zurückkehrtest, und da habe
ich schon was zu essen für uns gemacht. Möchtest du etwas?
Bist du auch nicht zu müde?«
Hatte sie richtig gehört? Sie machte die Augen auf, langsam.
Er hielt ihr eine Platte hin. Er stellte sie vor sie hin, zog dann
eine Matte heran und setzte sich neben sie. Da lag ein Hase, am
Spieß gebraten, einige gekochte Wurzeln in einer Brühe aus
Trockenfleisch und sogar ein paar Heidelbeeren.
»Du … hast dies … für mich gekocht?« sagte Ayla ungläubig. »Ich weiß, es schmeckt nicht so gut wie bei dir, aber ich hoffe,
es geht. Ich dachte, es könnte Unglück bringen, wenn ich den
Speerwerfer schon jetzt gebrauchte, und da habe ich nur den
Speer genommen. Das erfordert eine andere Wurftechnik, und
ich war mir nicht sicher, ob nicht die ganze Überei mit dem
Wurfgerät mir meine ganze Beute zuschanden machen würde,
aber man verlernt es wohl nicht. Nur zu, iß!«
Die Männer im Clan kochten nicht. Sie waren dazu
außerstande – sie besaßen dafür keinerlei Erinnerungen. Sie
wußte, daß Jondalar in all diesen Dingen wesentlich vielseitiger
war, doch daß er kochen konnte – auf diese Idee war sie nie
gekommen; jedenfalls nicht, wenn eine Frau da war. Aber noch
bedeutsamer als die Tatsache, daß er kochen konnte, war, daß er überhaupt daran gedacht hatte. Beim Clan war, selbst nachdem sie auf die Jagd ging, von ihr erwartet worden, daß sie ihre üblichen Pflichten erfüllte. Dies hier war so unerwartet, so … rücksichtsvoll. Ihre Befürchtungen waren völlig unbegründet gewesen, und so wußte sie nicht, was sagen. Sie griff die Keule,
die er abgeschnitten hatte, und biß hinein.
»Ist er auch durch?« fragte er ein wenig ängstlich.
»Wunderbar ist er«, sagte sie mit vollem Mund.
Der Hase war in der Tat gar und gut, doch hätte es auch keine
Rolle gespielt, wenn er verbrannt und zäh gewesen wäre – sie
hätte ihn bestimmt köstlich gefunden. Sie hatte das Gefühl,
gleich müßte sie weinen. Er fischte eine Kelle langer dünner
Wurzeln heraus. Sie nahm eine und biß hinein.
»Sind das … Kleewurzeln? Gut sind die.«
»Ja«, sagte er nicht ohne eine gewisse Selbstgefälligkeit.
»Besser schmecken sie noch, wenn man sie in etwas Öl tunken
kann. Kleewurzeln sind eines der Gerichte, die die Frauen an
besonderen Festen für die Männer kochen; für viele ist das ihr
Leibgericht. Ich habe den Klee weiter stromaufwärts entdeckt
und dachte, du möchtest ihn vielleicht.« Es war ein guter Einfall
gewesen zu kochen, dachte er und genoß ihre Überraschung. »Es ist sehr mühevoll, sie auszugraben. Viel ist ja nicht dran an
einer, aber ich habe nicht gewußt, daß sie so gut schmecken. Ich
benutze die Wurzeln nur zu Heilzwecken.«
»Wir essen sie gewöhnlich im Frühling. Es ist eines der ersten
frischen Gemüse im Jahr.«
Sie hörten Hufgeklapper draußen auf dem Sims und drehten
sich um, als Winnie und Renner hereinkamen. Ayla stand nach
einer Weile auf und sagte ihnen gleichsam gute Nacht. Das war
ein allabendliches Ritual, zu dem vielerlei Dinge gehörten: Streicheln, frisches Heu, Körner, Wasser und – besonders nach einem langen Ritt – eine Abreibung mit wasseraufsaugendem Leder sowie Abbürsten mit einer Kardendistel. Ayla sah, daß frisches Heu, Körner und Wasser bereits hingestellt worden
waren.
»Nicht einmal die Pferde hast du vergessen«, sagte sie, als sie
sich wieder hinsetzte, um die Heidelbeeren zu essen. Sie hätte
sie auch dann gegessen, wenn sie nicht hungrig gewesen wäre. Er lächelte. »Ich hatte ja nicht viel zu tun. Aber ich muß dir
etwas zeigen«. Er stand auf und kam mit den beiden
Speerwerfern zurück. »Ich hoffe, du hast nichts dagegen – das
soll Glück bringen.«
»Jondalar!« Sie war von einer solchen heiligen Scheu ergriffen,
daß sie Angst hatte, ihren anzufassen. »Hast du das gemacht?«
Ihre Stimme verriet etwas von dieser Ehrfurcht. Sie war

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