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Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger

Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger

Titel: Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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dünner und größer gewesen als die Menschen, unter denen
sie aufgewachsen war. Mit ihrer gewölbten Stirn und dem
komischen Knochen, der unter ihrem Mund vorsprang und von
dem Jondalar sagte, es sei ihr Kinn, hatte sie so anders
ausgesehen als die Clan-Angehörigen, daß sie sich selbst immer
für groß und häßlich gehalten hatte.
Ranec ließ sie nicht aus den Augen und war sehr angetan von
ihr. Die Art, wie sie lachte, hatte etwas kindlich
Unbekümmertes, so als fände sie wirklich, daß er etwas
Komisches gesagt habe. Diese Reaktion hatte er nicht erwartet.
Ein schüchternes Lächeln vielleicht, oder auch ein wissend
einladendes Lachen; doch in Aylas graublauen Augen lag
überhaupt kein Arg, und es hatte nichts Schüchternes oder
Verlegenes, wie sie den Kopf zurückwarf und sich das lange
Haar aus der Stirn strich.
Vielmehr bewegte sie sich mit der natürlich-geschmeidigen
Anmut eines Tieres, eines Pferdes vielleicht, oder eines Löwen.
Sie hatte eine Ausstrahlung, ein gewisses Etwas, das er nicht
definieren konnte, das jedoch gleichwohl alle Elemente
rückhaltloser Offenheit und Aufrichtigkeit, aber auch etwas sehr
Geheimnisvolles enthielt. Sie schien unschuldig wie ein kleines
Kind, allem offen, und doch war sie jeder Fingerbreit eine Frau,
eine große, hinreißende, makellos schöne Frau.
Neugierig und voller Interesse musterte er sie. Ihr Haar – lang
und weich gewellt und von einem warmen Goldschimmer – war
wie eine sanft im Wind wogende, herbstlich goldene Weide.
Ihre großen Augen standen weit auseinander und wurden von
Wimpern gesäumt, die einen Hauch dunkler waren als ihr Haar.
Mit dem wissenden Feingefühl eines Bildschnitzers betrachtete
er die feine, glatte Struktur ihres Gesichts, die muskulöse Anmut
ihres Körpers, und als seine Augen ihre vollen Brüste und
einladenden Hüften erreichten, nahmen sie einen Ausdruck an,
der sie ganz durcheinanderbrachte.
Errötend wandte sie den Blick ab, obgleich Jondalar ihr
versichert hatte, daß nichts dagegen einzuwenden sei – sie war
sich nicht sicher, ob sie es wirklich gern hatte, wenn jemand sie
so unverhohlen interessiert musterte. Sie kam sich so wehrlos
dabei vor, so verletzlich. Als sie zu Jondalar hinüberblickte,
wandte dieser ihr gerade den Rücken zu; doch die Haltung, die
er einnahm, verriet ihr mehr als Worte. Er war wütend. Warum
war er erbost? Hatte sie etwas getan, das seinen Zorn erregte? »Talut! Ranec! Barzec! Seht, wer da kommt!« rief eine Stimme
laut.
Alle drehten sich um. Eine Reihe von Leuten tauchte über
dem Rand des Hanges auf. Nezzie und Talut schickten sich an,
den Hügel hinaufzulaufen, als ein junger Mann losrannte und
auf sie zulief. Sie trafen sich mittwegs und umarmten einander
begeistert. Auch Ranec lief auf einen der Näherkommenden zu,
und wenn die Begrüßung zwischen ihnen auch ein wenig
zurückhaltender ausfiel, zeugte es doch von herzlicher
Zuneigung, wie er einen älteren Mann in die Arme schloß. Seltsam berührt beobachtete Ayla, wie alle anderen die
Besucher in ihrem Eifer, die zurückkehrenden Freunde und
Verwandten zu begrüßen, wobei sie alle durcheinander redeten, einfach stehenließen. Sie war Ayla von den Nicht-Leuten. Sie hatte kein Zuhause, wohin sie hätte zurückkehren können, keinen Clan, der sie warmherzig mit Umarmungen und Küssen willkommen geheißen hätte. Iza und Creb hatten sie geliebt, doch die waren tot; und sie wiederum, war für diejenigen tot,
die sie liebte.
Uba, Izas Tochter, war ihr fast so etwas wie eine Schwester
gewesen; sie waren durch Liebe miteinander verwandt gewesen,
doch dem Blute nach nicht. Trotzdem würde Uba ihr Herz und
ihren Geist vor ihr verschließen, wenn sie Ayla jetzt sähe; würde
ihren Augen nicht trauen, sie einfach nicht sehen. Broud hatte
Ayla mit dem Todesfluch belegt, und deshalb war sie jetzt tot. Ob Durc sich ihrer überhaupt erinnern würde? Sie hatte ihn
in Bruns Clan zurücklassen müssen. Auch wenn sie ihn
heimlich hätte mitnehmen können, es wären nur sie beide
gewesen. Wäre ihr etwas zugestoßen, er wäre mutterseelenallein
gewesen. Es war das beste gewesen, ihn beim Clan
zurückzulassen. Uba liebte ihn und würde sich um ihn
kümmern. Alle liebten sie ihn – mit Ausnahme von Broud.
Brun jedoch würde ihn beschützen und ihm beibringen, wie
man jagte. Durc würde zu einem kräftigen und mutigen Mann
heranwachsen und mit der Schleuder genauso gut umgehen wie
sie, würde ein Schnelläufer werden und …
Plötzlich bemerkte sie einen

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