Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger
entzogen wurde.
Auf dem Weg zum ersten Herdfeuer kamen die beiden auf ihn
zu. Sie blieb stehen, um – offensichtlich ebensosehr von
ehrfürchtiger Scheu wie von Bewunderung erfüllt – den Wandschirm zu betrachten. Als sie das Herdfeuer des Fuchses durchmaß, ging Jondalar hinter ihr her. Ranec sah, wie Ayla bei seinem Anblick errötete und dann den Blick senkte. Auch das Gesicht des großgewachsenen Mannes wurde blutrot, als er Ranec erblickte, doch verriet der Ausdruck in seinen Augen, daß dies keine angenehme Regung war, die ihn erfüllte. Als sie aneinander vorbeigingen, schien jeder den anderen mit seinem Blick bezwingen zu wollen – Jondalars Eifersucht war für jedermann offenkundig; Ranec hingegen war sehr darum bemüht, eine selbstsichere Miene aufzusetzen. Ranecs Augen wanderten automatisch weiter zu dem eindringlich ihn anschauenden Mann, der hinter Jondalar herging und der das Wesen der Geistigkeit im Lager verkörperte; aus irgendeinem
Grund fühlte er sich ein wenig verlegen.
Sie näherten sich dem ersten Herdfeuer und traten durch den
Vorraum hinaus ins Freie. Ayla ging allmählich auf, warum sie
von irgendwelchen hektischen Festvorbereitungen nichts
mitbekommen hatte. Nezzie überwachte das Entfernen von
dürren Blättern und dampfendem Gras aus einem Loch im
Boden; die Düfte, die aus der Kochstelle aufstiegen, ließen allen
das Wasser im Mund zusammenlaufen. Die Vorbereitungen
hatten längst begonnen, ehe sie den Lehm vom Fluß
heraufgeholt hatten, und das Essen hatte die ganze Zeit über, da
sie bei der Arbeit gewesen waren, gegart. Jetzt brauchte es dem
versammelten hungrigen Lager nur noch vorgesetzt zu werden. Als erstes kamen runde, harte stärkehaltige Wurzeln, die eine
lange Garzeit gut vertrugen, zum Vorschein, dann Körbe voll
mit einer Mischung aus Knochenmark, blauen Bärentrauben
und einer Reihe von zerstampften und zermahlenen
Samenkörnern – Fuchsschwanz, einer Getreidemischung und
ölhaltigen Zirbelkieferkernen. Das Ganze hatte nach stundenlangem Garen eine schwere, puddingartige Konsistenz, die noch die Form des Korbes aufwies, nachdem dieser entfernt worden war, und hatte, wiewohl es nicht gerade süß schmeckte, der Beeren wegen doch ein fruchtiges Aroma. Als nächstes wurde eine ganze Mammutlende herbeigebracht, deren dicker Fettrand dafür gesorgt hatte, daß sie beim Dünsten nicht
ausgetrocknet war und jetzt auf der Zunge zerging.
Die Sonne ging unter, und ein scharfer Wind trieb alle zurück
ins Innere des Langhauses; sein Essen nahm jeder mit hinein.
Als Ayla diesmal aufgefordert wurde, sich als erste zu nehmen,
war sie nicht mehr schüchtern. Dies Festmahl fand ja ihr zu
Ehren statt, und wenn es ihr auch immer noch schwerfiel, im
Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen, war sie diesmal
doch glücklich über den Anlaß.
Deegie setzte sich neben sie, und Ayla fielen fast die Augen aus
dem Kopf. Das üppige Haar hatte Deegie zurückgenommen,
zusammengedreht und auf dem Kopf zu einem Knoten
getürmt. In das Haar hineingewunden war eine Schnur von
runden Elfenbeinkügelchen, jedes einzelne davon mit der Hand
zurechtgeschnitzt und durchbohrt. Die weißen Kugeln bildeten
einen auffälligen Kontrast zu dem rötlichbraunen Haar. Sie trug
ein locker fallendes Kleid aus weichem Leder – Ayla hielt das
Ganze für ein langes Hemd –, das von einem Leibriemen in der
Mitte gehalten wurde und in weichen Falten nach unten fiel.
Das Leder war tiefbraun gefärbt und wies einen wunderschönen
Schimmer auf. Es war ärmellos, war aber an den Schultern breit
geschnitten, so daß es aussah, als hätte es kurze Ärmel. Am
Rücken zog sich ein Fransenband von rötlichbraunem
Mammuthaar von einer Schulter zur anderen, während es vorn
von einem V-förmigen Ausschnitt bis über die Hüfte
herunterhing.
Der Ausschnitt selbst wurde von einer Dreierreihe
Elfenbeinkügelchen besonders betont. Um den Hals trug sie
eine Kette aus spitz zulaufenden Seemuscheln, die sich mit
zylindrisch geformten Kalkröhrchen und Bernsteinstückchen
abwechselten. Um den rechten Oberarm trug sie ein mit
Zickzackmustern beschnitztes Elfenbeinarmband. Dieses
Muster wiederholte sich in Ocker-, Rot-, Gelb- und Brauntönen
auf dem Gürtel, der aus Tierhaar gewebt war, von dem sie
einiges eingefärbt hatte. Mit einer schlaufenbewehrten
Lederscheide am Gürtel befestigt, hing ein Feuersteinmesser mit
Elfenbeingriff daran, und an einer anderen Schlaufe hing der
untere Teil eines hohlen schwarzen Auerochshorns –
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