Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger

Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger

Titel: Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
Vom Netzwerk:
nahm sich vor, den Genuß daran gleichfalls zu erlernen. Schließlich wollte sie eine von ihnen sein, tun, was sie taten, und mögen, was sie mochten. Infolgedessen trank sie den Becher aus, den Talut augenblicklich wieder füllte.
»Talut wird dir sagen, wann du anfangen sollst, die Pyritwürfel zu verteilen, Ayla. Schlage einen jeden mit einem Feuerstein zusammen und lasse einen Funken springen, ehe du ihn überreichst«, wies Mamut sie an. Sie nickte, betrachtete den Becher in ihrer Hand und trank ihn nochmals aus. Sie schüttelte sich, stellte den Becher hin und nahm die Steine zur Hand.
»Ayla gehört jetzt zum Löwen-Lager«, sagte Talut, sobald alle einen Platz gefunden hatten, »aber sie hat noch ein Geschenk mehr mitgebracht. Jedes Herdfeuer erhält jetzt von ihr einen Stein zum Feuermachen. Nezzie ist Hüterin vom Herdfeuer des Löwen. Ayla wird ihr den Stein übergeben, auf daß sie ihn hüte.«
Als Ayla auf Nezzie zuging, schlug sie mit einem Feuerstein gegen das Eisenpyrit, was einen leuchtenden Funken hervorrief; dann überreichte sie den Steinwürfel.
»Wer ist Hüter vom Herdfeuer des Fuchses?« fuhr Talut fort, als Deegie und Tornec anfingen, die Knocheninstrumente zu bearbeiten.
»Das bin ich. Ranec ist Hüter vom Herdfeuer des Fuchses.«
Ayla brachte ihm einen Stein und schlug einen Funken daraus. Doch als sie ihn ihm hinreichte, flüsterte er mit leiser, werbender Stimme: »Die Fuchspelze sind weicher und schöner als alle, die ich jemals gesehen habe. Ich werde sie auf mein Bett legen und jede Nacht an dich denken, wenn ich ihre Weichheit an meiner nackten Haut spüre.« Er streifte ihr Gesicht ganz leicht mit dem Handrücken, doch für sie war es wie ein körperlicher Schock.
Verwirrt trat sie zurück. Talut fragte nach der Hüterin vom Herdfeuer des Rentiers, und diesmal mußte Ayla zweimal zuschlagen, ehe ein Funke für Tronie sprang. Fralie nahm den Würfel für das Herdfeuer des Kranichs entgegen, Tulie nahm den ihren in Empfang, und als Ayla Mamut den für das Herdfeuer des Mammuts reichte, fühlte sie sich schwindlig und war heilfroh, an jener Stelle nahe dem Herdfeuer Platz zu nehmen, die Mamut ihr anwies.
Die Trommeln zeigten ihre Wirkung. Der Klang war beruhigend und zwingend zugleich. Im Inneren des Langhauses herrschte Dämmerung – ein kleines, durch den davorstehenden Schirm noch gedämpftes Feuer war die einzige Lichtquelle. Sie vernahm Atem in der Nähe und blickte sich um, um festzustellen, von wem er kam. Nahe beim Feuer duckte sich ein Mann – oder war es ein Löwe? Der Atem wurde zu einem tiefen Knurren – fast, doch für ihr geübtes Ohr nicht ganz, das warnende Gebrüll eines Höhlenlöwen. Das Stimme gewordene Getrommel griff den Klang auf, verlieh ihm Nachhall und Tiefe.
Plötzlich sprang mit wütendem Gefauche eine Löwengestalt, und die Silhouette eines Löwen schoß über den Schirm. Ruckhaft und erschrocken erstarrte er, als er Aylas unbeabsichtigte Reaktion verspürte. Jetzt forderte sie den Schattenlöwen mit einem Aufbrüllen heraus, das so wirklichkeitsgetreu und so bedrohlich klang, daß allen unwillkürlich der Atem stockte. Die Silhouette nahm wieder die Haltung des Löwen an und antwortete mit dem beschwichtigenden Knurren eines Tieres, das klein beigibt. Ayla gab ein wütendes Siegesfauchen von sich, woraufhin mehrmals hintereinander ein knurrendes »Hnk, hnk, hnk« zu hören war, das immer leiser wurde, als ob der Löwe sich zurückzöge.
Mamut lächelte still vor sich hin. Ihr Löwe ist so vollkommen, daß er einen richtigen Löwen täuschen würde, dachte er, erfreut, daß sie sich ihm spontan angeschlossen hatte. Ayla wußte nicht, warum sie das tat, nur, daß es nach ihrem ersten herausfordernden Gefauche einfach Spaß brachte, wie ein Löwe mit Mamut zu reden. Die Trommeln hatten das Geschehen aufgegriffen und vertieft, jetzt jedoch folgten sie der Silhouette, die sich schlängelnd über den Schirm dahinbewegte. Sie saß so nahe davor, um erkennen zu können, daß es Mamut war, der das Geschehen bestimmte, doch selbst sie ließ sich täuschen. Freilich fragte sie sich, wieso der für gewöhnlich steife alte Mann sich mit einer solchen Mühelosigkeit bewegen konnte. Dann erinnerte sie sich, gesehen zu haben, wie er etwas hinunterschluckte, und hatte den Verdacht, daß es ein starkes Schmerzmittel gewesen sein könnte. Vermutlich würde er die Folgen am nächsten Tag zu spüren bekommen.
Plötzlich sprang Mamut hinter dem Schirm hervor und hockte sich

Weitere Kostenlose Bücher