Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger
flüsterte Ranec, nachdem er seinen Mund ihrem Ohr genähert hatte.
»Ich glaube nicht. Sie reden über die Jagd.« Ayla wandte sich dem ernsthaften Gespräch wieder zu, hatte jedoch inzwischen so vieles nicht mitbekommen, daß sie nicht wußte, wo sie waren; außerdem schien keiner von ihnen zu bemerken, ob sie zuhörte oder nicht.
»Dir wird nichts entgehen. Sie werden es uns später genau erzählen. Hör lieber dies hier«, sagte er und hielt inne, damit sie die pulsierenden, wohlklingenden Laute hörte, die von der anderen Seite des Herdfeuers herüberdrangen. »Möchtest du nicht lieber sehen, wie Tornec das macht? Er ist wirklich sehr gut darin.«
Ayla lehnte sich in Richtung auf den Klang vor, fühlte sich von dem rhythmischen Getrommel angezogen. Sie sah zu der Gruppe hinüber, die Pläne machte, sah dann Ranec an und schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. »Ja, ich sehe lieber Tornec zu!« sagte sie und war richtig zufrieden mit sich.
Als sie sich erhoben, blieb Ranec, der ganz nahe bei ihr stand, stehen.
»Du mußt aufhören zu lächeln, Ayla«, sagte er sehr ernst und streng.
»Warum?« fragte sie ehrlich besorgt. Ihr Lächeln war wie weggeblasen, und sie fragte sich, was sie falsch gemacht hatte.
»Weil du so bezaubernd bist, wenn du lächelst; ich finde das atemberaubend«, sagte Ranec und meinte das ganz ernst. Doch dann fuhr er fort:
»Wie soll ich denn mit dir gehen, wenn ich dauernd nach Luft schnappen muß?«
Auf dieses Kompliment hin kehrte Aylas Lächeln zurück, und die Vorstellung, ihn nach Luft schnappend neben sich zu sehen, brachte sie zum Kichern. Selbstverständlich war das scherzhaft von ihm gemeint, dachte sie; aber sie war sich nicht ganz sicher, ob er wirklich nur scherzte. Sie gingen auf den neuen Eingang zum Herdfeuer des Mammut zu.
Jondalar sah sie näher kommen. Er hatte, während er auf sie wartete, den Rhythmus und die Musik genossen, doch als er Ayla jetzt zusammen mit Ranec kommen sah, verging ihm die Lust. Er spürte, wie die Eifersucht in ihm hochstieg, und hatte das heftige Bedürfnis, auf diesen Mann einzuschlagen, der es wagte, sich an die Frau heranzumachen, die er liebte. Doch so anders Ranec sonst auch aussah – er war ein Mamutoi und gehörte zum Löwen-Lager. Jondalar hingegen war nur ein Gast. Sie würden für denjenigen eintreten, der zu ihnen gehörte, und er – Jondalar – war allein. Er rang um Beherrschung und versuchte, vernünftig zu überlegen. Ranec und Ayla gingen schließlich nur nebeneinander her. Wie konnte er dagegen etwas haben?
In bezug auf ihre Adoption hatten ihn von Anfang an widerstreitende Gefühle geplagt. Er wünschte sich, daß sie zu irgendeiner Gruppe von Menschen gehörte, weil sie sich selbst das wünschte und, wie er zugab, sie auf diese Weise seinen Leuten daheim akzeptabler erscheinen würde. Er hatte gesehen, wie glücklich sie beim Austauschen der Geschenke gewesen war, und er hatte sich für sie gefreut; gleichwohl hatte er sich ihr dabei sehr fern gefühlt und war bekümmerter denn je gewesen, weil er fürchtete, sie könnte nun überhaupt nicht mehr den Wunsch haben fortzugehen. Er fragte sich, ob er sich nicht doch hätte adoptieren lassen sollen.
Anfangs hatte er das Gefühl gehabt, an Aylas Adoption regelrecht beteiligt zu sein. Doch jetzt kam er sich vor wie ein Außenseiter, selbst Ayla gegenüber. Sie war eine von ihnen. Das hier war ihre Nacht, ihr Fest – ihres und das des Löwen-Lagers. Er besaß nichts, was er ihr schenken konnte – ihr oder irgend jemand sonst. Er war mit leeren Händen hergekommen und hatte auch nicht Jahre Zeit gehabt, Dinge zu machen und zu horten. Er hatte auf seinen Reisen viele Dinge gelernt und Wissen erworben. Nur hatte er noch keine Gelegenheit gehabt, von seinem Wissen zu profitieren. Alles, was er mitgebracht hatte, war Ayla.
Mit finsterer Miene sah Jondalar sie mit Ranec lächeln und lachen und kam sich vor wie ein unerwünschter Eindringling.
19
Nach Beendigung der Besprechung schenkte Talut noch mehr von seinem vergorenen Getränk aus, das aus den stärkehaltigen Wurzeln von Rohrkolben und einer Reihe anderer Bestandteile bereitet wurde und mit dessen Herstellung er ständig experimentiert hatte. Die Festlichkeiten drehten sich jetzt um Deegie und Tornec, woraufhin die beiden sich zum Spiel noch angefeuert fühlten. Sie trommelten, die Leute sangen, manchmal alle zusammen, manchmal einzeln. Ein paar Leute tanzten, nicht jenen sehr kraftvollen Tanz, den Ayla zuvor draußen im Freien
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