Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger
Clan mehr. Sie hatte auch ihr Totem nicht verloren. Der Geist des Höhlenlöwen beschützte sie nach wie vor, und die Zeichen, die sie erhalten hatte, besaßen zwar nach wie vor Bedeutung; aber sie war jetzt eine Mamutoi.
Als Ayla zum Herdfeuer des Mammut zurückkehrte, war sie jeder Zoll eine Mamutoifrau, eine schöne, wohlgekleidete Mamutoifrau von großem Ansehen und offenkundigem Wert. Alle schauten das neueste Mitglied des Löwen-Lagers nur wohlgefällig an. Zwei Augenpaare betrachteten sie allerdings mit mehr als nur Wohlgefallen. Liebe und Verlangen schimmerten aus dunkel lachenden Augen nicht minder hoffnungsfreudig als aus den bekümmert unglücklichen Augen von unsäglich leuchtendem Blau.
Manuv, der Nuvie auf dem Schoß hatte, lächelte Ayla herzlich an, als diese an ihm vorüberkam, um ihre anderen Kleider wegzulegen, und sie erwiderte dieses Lächeln so freudig und glückstrahlend, da sie nicht wußte, wie sie diese Freude und dieses Glück für sich behalten sollte. Sie war Ayla von den Mamutoi; sie würde alles tun, was sie tun mußte, um voll und ganz eine der ihren zu sein. Dann sah sie Jondalar Danug etwas sagen, sah ihn zwar nur von hinten, spürte jedoch, wie ihr Hochgefühl in sich zusammensank. Vielleicht war es nur die Art, wie er dastand oder wie er die Schultern hielt, doch irgend etwas Unwägbares ließ sie innehalten. Jondalar war nicht glücklich. Aber was konnte sie jetzt daran ändern?
Sie eilte, um die Pyritwürfel zu holen. Mamut hatte ihr gesagt, noch zu warten, ehe sie sie verteilte. Eine angemessene Zeremonie würde die Steine mit Bedeutungsfülle umkleiden und ihren Wert herausstreichen. Sie nahm die graugelben, kleinen Pyritwürfel mit dem metallischen Schimmer und trug sie an das Herdfeuer. Dabei ging sie hinter Tulie her, die mit Nezzie und Wymez sprach, und hörte zufällig, wie sie sagte:
»… aber ich hatte ja keine Ahnung, daß sie solchen Reichtum besaß. Schaut euch doch allein die Pelze an! Das Wisentfell und die weißen Pelze der Polarfüchse, und das Fell des Schneeleoparden – davon bekommt man nicht viele zu sehen …«
Ayla lächelte, und das Gefühl freudiger Erregung kehrte wieder zurück. Ihre Geschenke waren akzeptabel gewesen und wurden geschätzt.
Der alte Mann der Mysterien war nicht müßig gewesen. Während sie sich umkleiden gegangen war, hatte auch Mamut etwas anderes angezogen. Das Gesicht war mit Zickzacklinien bemalt, die seine Tätowierung um so deutlicher hervortreten ließen; er hatte einen Umhang aus dem Fell eines Höhlenlöwen umgelegt – desselben Höhlenlöwen, dessen Schwanzquaste Talut an seiner Elfenbeinscheibe hängen hatte. Mamuts Halskette bestand aus kurzen ausgehöhlten Stoßzahnabschnitten von einem kleinen Mammut, die sich abwechselten mit Reißzähnen verschiedener Tiere, darunter dem eines Höhlenlöwen, der das Gegenstück zu ihrem Zahnanhänger sein konnte.
»Talut plant eine Jagd, deshalb werde ich mich auf die Suche begeben«, erklärte der Schamane ihr. »Geselle dich mir zu, wenn du kannst – und möchtest. Zumindest aber halte dich bereit.«
Ayla nickte, doch ihr Magen verkrampfte sich.
Tulie näherte sich und lächelte sie an. »Ich hatte keine Ahnung, daß Deegie dir das Kleid schenken wollte«, sagte sie. »Und wenn sie es mir vorher gesagt hätte – ich weiß nicht, ob ich einverstanden gewesen wäre; sie hat sehr, sehr viel Arbeit damit gehabt, aber ich muß zugeben, es steht dir, Ayla.«
Ayla lächelte nur und war sich nicht sicher, wie sie darauf eingehen sollte.
»Gerade deshalb habe ich es ihr ja geschenkt, Mutter«, sagte Deegie und näherte sich ihnen mit ihrem Schädelinstrument. »Ich habe ja versucht herauszufinden, wie man bearbeitetes Leder in dieser hellen Farbe erhält. Ich kann mir ja jederzeit ein neues Kleid machen.«
»Ich bin bereit«, verkündete Tornec, als er mit seinem Mammutknocheninstrument erschien.
»Gut. Dann fängst du an, sobald Ayla beginnt, ihre Steine zu verteilen«, sagte Mamut. »Wo steckt denn Talut?«
»Er hat seinen Trank ausgeschenkt«, sagte Tornec lächelnd, »und ich muß sagen, er war sehr großzügig. Er sagte, dies müsse wirklich ein würdiges Fest werden.«
»Das wird es auch«, dröhnte der große Anführer. »Hier, Ayla, ich habe dir einen Becher voll gebracht. Schließlich bist du der Anlaß für unsere Feier.«
Ayla kostete das Getränk, konnte jedoch dem Gärungsgeschmack immer noch nicht recht etwas abgewinnen, doch schienen alle anderen Mamutoi es zu genießen. Sie
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