Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger
konnte nicht klar denken, die Gedanken gingen ihr unter dem Einfluß von Taluts Getränk durcheinander, und es war auch keine Frage, daß sie sich von Ranec angezogen fühlte. Doch das waren nicht die Gründe, warum sie ihm folgte. Sie wäre auch so mitgegangen. Ayla war beim Clan aufgewachsen. Man hatte sie dazu erzogen, jedem Mann zu Willen zu sein, der es ihr befahl, der ihr das Zeichen gab, sich mit ihr paaren zu wollen. Gab irgendein Mann des Clan irgendeiner Frau das Zeichen, wurde von ihr erwartet, ihm diesen Dienst zu erweisen, nicht anders, als gälte es, ihm etwas zu essen oder zu trinken zu bringen. Auch wenn es als Gebot der Höflichkeit galt, erst den Gefährten einer Frau oder den Mann, mit dem sie für gewöhnlich zusammen war, um sein Einverständnis zu bitten, wenn jemand ihre Dienste begehrte – nötig war das nicht, und keine Selbstverständlichkeit. Die Gefährtin hatte dem Manne zu folgen, aber nicht ausschließlich nur ihm. Die engen Bande zwischen einem Mann und einer Frau waren für beide von Vorteil: kameradschaftlich und häufig, wenn sie länger gewährt hatten, auch von Zuneigung geprägt; aber Eifersucht oder irgendein anderes heftiges Gefühl zu zeigen war ein Ding der Unmöglichkeit. Die Gefährtin gehörte einem Mann nicht weniger, bloß weil sie jemand anders einen kleinen Dienst erwies; und er liebte die Kinder seiner Gefährtin deshalb auch nicht weniger. Er übernahm eine gewisse Verantwortung für sie, indem er für sie sorgte und sie anleitete, aber wenn er jagte, jagte er für den ganzen Clan, und alles Gesammelte oder Erlegte wurde geteilt.
Ranec hatte Ayla das gegeben, was sie als ›das Zeichen‹ der Anderen deutete, einen Befehl, seinen sexuellen Bedürfnissen nachzukommen. Wie jeder anständig erzogenen Clan-Frau wäre es ihr nie in den Sinn gekommen, es ihm etwa abzuschlagen. Zwar blickte sie einmal zu ihrer eigenen Bettplattform hinüber, doch sah sie die schmerzerfüllten blauen Augen nicht. Und hätte sie sie gesehen, es würde sie überrascht haben.
Ranecs Feuer hatte sich nicht abgekühlt, als sie auf das Herdfeuer des Fuchses zugingen, doch als Ayla endlich – er konnte es kaum fassen – dort war, hatte er sich ein wenig mehr in der Gewalt. Sie setzten sich aufs ein Lager. Sie erblickte die weißen Pelze, die sie ihm geschenkt hatte. Sie fing an, ihren Gürtel zu lösen, doch gebot er ihr Einhalt.
»Ich möchte dich ausziehen, Ayla. Davon habe ich lange geträumt, und jetzt möchte ich, daß auch alles so geschieht, wie es sein sollte.«
Nicht ungefällig zuckte sie mit den Achseln. Sie hatte bereits bemerkt, daß Ranec in mancher Hinsicht anders war als Jondalar, und das machte sie neugierig. Es ging ihr nicht darum zu urteilen, welcher Mann der bessere sei, sondern nur darum, Unterschiede kennenzulernen.
Ranec sah sie eine Weile an. »Wie schön du bist«, sagte er schließlich und neigte sich über sie, um sie zu küssen. Sein Mund war weich; dabei konnte er hart sein, wenn er sie heftig küßte. Sie bemerkte seine dunkle Hand, die auf dem weißen Pelz deutlich zu erkennen war, und strich ihm sanft über den Arm. Seine Haut fühlte sich genauso an wie jede andere.
Er fing damit an, daß er ihr die Perlen- und Muschelschnüre aus dem Haar nahm, dann ließ er das Haar durch seine Finger gleiten, hob es ans Gesicht, um es besser zu fühlen und zu riechen. »Schön, wunderschön«, murmelte er. Er nestelte ihre Halskette los, dann ihr neues Amulettbeutelchen, legte beides behutsam neben die Perlen auf die Vorratsbank am Kopfende der Lagerstatt. Dann nahm er ihr den Gürtel ab, stand auf und zog sie hoch, so daß sie neben ihm stand. Plötzlich bedeckte er ihr Gesicht und den Hals wieder mit Küssen und tastete unter dem Kleid ihren Körper ab, als könnte er es nicht erwarten. Ayla spürte seine Erregung. Als seine Fingerspitzen über eine Brustwarze strichen, überlief sie ein Schauder. Sie neigte sich ihm zu, überließ sich ihm.
Da hielt er inne, holte tief Luft, streifte ihr das Kleid über den Kopf und legte es neben den anderen Sachen sorgfältig zusammen. Und dann sah er sie nur an, als versuchte er, sie sich unauslöschlich ins Gedächtnis einzuprägen. Er drehte sie hin und drehte sie her und trank ihren Anblick mit den Augen ein, als müßten auch sie gesättigt werden.
»Vollkommen, einfach vollkommen. Schau sie dir an, voll und doch wohlgeformt, genau richtig«, sagte er und ließ eine Fingerspitze leicht über das Profil ihrer Brust hinfahren.
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