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Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger

Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger

Titel: Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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dies durch schweres Leder hindurchzudrücken. Was meinst du?«
    Wymez probierte es gleichfalls aus und nickte zustimmend. »Ja, aber dieser Fadenzieher ist schon sehr klug.«
Jeder einzelne Lager-Angehörige probierte das neue Gerät aus und pflichtete Wymez bei. Es erleichterte das Nähen sehr, etwas zu haben, was den Faden nicht durchdrückte, sondern ihn durchzog. Talut hielt das kleine Nähgerät in die Höhe und betrachtete es von allen Seiten. Bewundernd nickte er. Ein kleiner schlanker Schaft, am einen Ende angespitzt und am anderen mit einem Öhr versehen, stellte es eine Erfindung dar, deren Wert sofort einleuchtete. Warum ist nur keiner früher auf die Idee gekommen? fragte er sich. Es war so einfach, und hatte man es einmal gesehen, lag der Wert auf der Hand und war das Gerät unglaublich praktisch.

22
    Acht Hufe donnerten im Gleichklang über den harten Boden. Ayla beugte sich tief über den Widerrist der Stute und verengte die Augen wegen des Windes, der ihr eiskalt die Haut sengte. Sie ritt mühelos dahin, das lenkende Wechselspiel zwischen Kniedruck und Schenkeln vollkommen im Einklang mit den kraftvoll sich streckenden und zusammenziehenden Muskeln des galoppierenden Pferdes. Eine Veränderung im Rhythmus der Hufschläge des anderen Pferdes fiel ihr auf, und sie blickte zu Renner hinüber. Dieser war zuerst vorausgestürmt, zeigte jetzt jedoch unmißverständlich Ermüdungserscheinungen und fiel zurück. Langsam brachte sie Winnie zum Halten, woraufhin auch der Junghengst stehenblieb. In Dampfwolken ihres heftig gehenden Atems eingehüllt, ließen die Pferde die Köpfe hängen. Beide Tiere waren erschöpft, aber es war ein guter Ritt gewesen.
    Aufrecht sitzend und leicht in die Höhe hüpfend, lenkte Ayla Winnie in behaglicher Gangart zurück zum Fluß. Sie genoß es, draußen im Freien zu sein. Es war ein kalter, gleichwohl prachtvoller klarer Tag, und der Glanz einer weißlichen Sonne wirkte um so greller, als er durch das funkelnde Eis und die weiße Schneedecke eines Schneesturmes in den letzten Tagen noch verstärkt wurde.
    Kaum war Ayla an diesem Morgen aus der Erdhütte herausgetreten, hatte sie beschlossen, einen langen schnellen Ritt mit den Pferden zu machen. Die Luft selbst lockte sie nach draußen. Sie wirkte leichter, gleichsam als wäre eine drückende Last von ihren Schultern genommen. Ayla fand die Kälte nicht ganz so streng wie bisher, obwohl sich die schneebedeckte Landschaft kaum verändert hatte. Sie konnte nicht mit Sicherheit feststellen, ob die Temperatur angestiegen war und der Wind weniger heftig wehte oder nicht; dennoch meinte sie, leichte Unterschiede zu verspüren. Bei Menschen, die in extrem kalten Klimazonen leben, fallen sogar gelinde Unterschiede, die die Kälte nicht ganz so streng erscheinen lassen, ins Gewicht und werden oft überströmend beglückt willkommen geheißen. Es war noch kein Frühling, aber das unerbittliche Zupacken der klirrend zermürbenden Kälte hatte ein wenig nachgelassen, und die leichte, gleichwohl merkliche Erwärmung enthielt das Versprechen neuen Lebens.
    Lächelnd sah sie den Junghengst mit wie bei einem Schwan durchgebogenem Hals, aufgerichteter Schwanzrübe und fliegendem Schweif vorantänzeln. In Aylas Augen war Renner immer noch das Baby, bei dessen Geburt sie geholfen hatte; dabei konnte von einem Baby wahrhaftig keine Rede mehr sein. Wiewohl immer noch nicht voll ausgewachsen, war er jetzt größer als seine Mutter, und er war nicht nur dem Namen nach ein Renner. Er liebte es dahinzustürmen, und er war schnell; gleichwohl gab es einen Unterschied. Auf kurzen Strecken war Renner seiner Mutter unweigerlich überlegen und ließ sie anfangs mühelos hinter sich zurück; Winnie hingegen besaß mehr Stehvermögen. Sie konnte eine größere Geschwindigkeit länger durchhalten, und ritten sie eine weite Strecke, holte sie ihren Sohn regelmäßig ein und stürmte ihrerseits voran.
    Ayla saß ab, blieb jedoch einen Moment stehen, ehe sie den Fellvorhang beiseite schob und die Erdhütte betrat. Sie hatte die Pferde oft als Vorwand benutzt, um fortzukommen, und heute morgen war sie besonders erleichtert gewesen, daß das gute Wetter genau richtig schien für einen längeren Ritt. So glücklich sie war, wieder die Gesellschaft von Menschen gefunden zu haben, als eine der ihren akzeptiert und an ihrem Tun beteiligt zu werden – ab und zu hatte sie das Bedürfnis, allein zu sein, besonders dann, wenn Ungewißheiten und ungelöste

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