Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger
Mißverständnisse die Spannungen erhöhten.
Fralie hatte zu Frebecs immer größer werdendem Verdruß viel Zeit bei den jungen Leuten am Herdfeuer des Mammuts zugebracht. Ayla hatte Streitereien vom Herdfeuer des Kranichs mitbekommen oder vielmehr zornige Tiraden von Frebec, der sich über Fralies Abwesenheit beklagte. Sie wußte, daß Frebec es nicht gern sah, wenn Fralie sich allzusehr mit ihr anfreundete und war sich sicher, daß die Schwangere sich um des lieben Friedens willen mehr und mehr von ihr fernhielt. Das wiederum fuchste und beunruhigte sie, zumal Fralie ihr gerade anvertraut hatte, Blut ausgeschieden zu haben. Ayla hatte die Frau gewarnt, sie werde das Baby verlieren, wenn sie nicht der Ruhe pflege, und hatte ihr eine Medizin versprochen. Doch jetzt, wo Frebec mißbilligend über ihr wachte, würde es immer schwieriger werden, sie zu behandeln.
Hinzu kam noch ihre wachsende Verwirrung wegen Jondalar und Ranec. Jondalar hatte sich distanziert gegeben, schien aber seit kurzem mehr so wie früher. Vor ein paar Tagen hatte Mamut ihn zu sich gebeten, um über ein bestimmtes Werkzeug mit ihm zu reden, an das er denke, doch war der alte Schamane den ganzen Tag über beschäftigt gewesen und hatte erst am Abend die Zeit gefunden, über sein Vorhaben mit ihm zu sprechen, als die jungen Leute sich am Herdfeuer des Mammut versammelten. Wiewohl sie still an der Seite gesessen hatten, hatten sie ihr Lachen und ihre Neckereien mitbekommen.
Ranec war ihr gegenüber aufmerksamer denn je und hatte Ayla in letzter Zeit mit versteckten Späßen und Neckereien zu verstehen gegeben, daß er sie in seinem Bett haben wollte. Sie hatte immer noch Schwierigkeiten, ihm das abzuschlagen; Willfährigkeit den Wünschen eines Mannes gegenüber war ihr kraft ihrer Erziehung so sehr in Fleisch und Blut übergegangen, daß sie nicht ohne weiteres dagegen an konnte. Sie lachte über seine Scherze – sie verstand Humor zunehmend, begriff sogar die ernsten Absichten, die sich zuweilen dahinter verbargen –, ging aber der darin enthaltenen Aufforderung geschickt aus dem Weg, woraufhin sich auf Ranecs Kosten allgemeines Gelächter erhob. Er lachte mit und genoß ihren Witz, und sie fühlte sich von seiner unbeschwerten Freundlichkeit angezogen. Es war einfach angenehm, mit ihm zusammen zu sein.
Auch Mamut bemerkte beifällig, daß Jondalar lächelte. Der Steinschläger hatte die Zusammenkünfte der jungen Leute gemieden und die gutmütigen Hänseleien nur aus der Ferne beobachtet; im allgemeinen hatte ihr Lachen seine Eifersucht nur noch angestachelt. Was er nicht wußte, war, daß dieses häufig von Aylas Weigerung ausgelöst wurde, auf Ranecs Aufforderungen einzugehen. Mamut jedoch bekam das durchaus mit.
Am nächsten Tag lächelte Jondalar ihr, wie Ayla fand, seit langer Zeit zum ersten Mal zu, ihr jedoch verschlug dies den Atem, und ihr Herz fing an zu rasen. Die nächsten paar Tage kam er früher ans Herdfeuer zurück als sonst und wartete nicht jedesmal ab, bis sie eingeschlafen war. Wiewohl sie immer noch Bedenken hatte, sich ihm aufzudrängen, und er offenbar zögerte, sich ihr zu nähern, schöpfte sie wieder Hoffnung, er könne das, was ihm solche Schwierigkeiten machte, überwinden. Dann jedoch wieder wagte sie nicht, überhaupt zu hoffen.
Ayla holte tief Luft, schob den schweren Fellvorhang beiseite und hielt ihn so, damit die Pferde hinein konnten. Nachdem sie ihren Überwurf ausgeschüttelt und an einen Pflock gehängt hatte, ging sie ins Langhaus hinüber. Das Herdfeuer des Mammut war zur Abwechslung einmal fast leer. Nur Jondalar war da und unterhielt sich mit Mamut. Sie war erfreut, aber auch überrascht, ihn zu sehen, woraufhin ihr klar wurde, wie wenig sie in der letzten Zeit überhaupt von ihm zu sehen bekommen hatte. Lächelnd eilte sie auf die beiden zu, doch als sie Jondalars finstere Miene sah, stieg Enttäuschung in ihr auf. Er schien keineswegs froh, sie zu sehen.
»Du bist den ganzen Morgen über fortgewesen, und zwar allein!« platzte es aus ihm heraus. »Weißt du denn nicht, wie gefährlich es ist, allein hinauszugehen? Andere machen sich dann Sorgen. Bald hätte jemand rausgehen müssen, nach dir zu suchen.« Was er nicht sagte, war, daß er es gewesen war, der sich Sorgen gemacht und daran gedacht hatte, sich auf die Suche nach ihr zu begeben.
Auf einen solchen Empfang war Ayla nicht gefaßt gewesen, und sie trat unwillkürlich einen Schritt zurück. »Ich war ja gar nicht allein. Ich war doch mit
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