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Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger

Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger

Titel: Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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ihrem Proviantbeutel. Ayla schüttelte die steifgefrorenen Hermeline mit einer Hand
aus ihrem Tragekorb; die andere Hand hielt sie auf ihrem
warmen Pelzkittel mit der Kapuze daran vorsichtig gegen den
Bauch gedrückt.
»Schöne Hermeline sind das«, sagte Druwez, von den kleinen
weißen Wieseln bei weitem nicht so beeindruckt wie von dem
schwarzen Wolf; aber selbstverständlich wollte er Ayla nicht
kränken.
Ayla sah den jungen Mann lächelnd an und nestelte den
Leibriemen los, den sie um ihren Überwurf geschlungen hatte.
Dann griff sie hinein und holte eine kleine graue Fellkugel
hervor. Alle schauten hin, was sie da wohl hätte. Plötzlich
bewegte sich das Fell.
Der Wolfswelpe hatte unter dem dicken Überwurf behaglich
an Aylas warmen Körper gekuschelt geschlafen, doch das Licht
jetzt, der Lärm und die unvertrauten Gerüche – all das war
erschreckend. Der Welpe winselte und versuchte, sich an die
Frau zu kuscheln, deren Geruch und Wärme er mittlerweile
kannte. Ayla setzte das kleine wuschelige Geschöpf auf den
Boden in das Zeichenrund. Das Wolfsjunge stand auf, machte
unsicher ein paar Schritte, hockte sich dann prompt hin und
machte eine kleine Lache, die rasch vorn weichen trockenen
Boden aufgesaugt wurde.
»Das ist ein Wolf«, sagte Danug.
»Ein Wolfsbaby!« fügte Latie mit einem frohen Leuchten in
den Augen hinzu.
Ayla sah Rydag in die Hocke gehen, um das kleine Tier
genauer ins Auge fassen zu können. Er streckte die Hand aus,
der Welpe schnupperte erst, dann leckte er daran.
»Woher hast du den kleinen Wolf, Ayla?« fragte der Junge sie
in stummer Zeichensprache.
»Das ist eine lange Geschichte«, signalisierte sie zurück. »Die
werde ich später erzählen.« Rasch zog sie sich den Überwurf aus.
Nezzie nahm ihn ihr ab und reichte ihr einen Becher heißen
Tee. Dankbar lächelnd nahm sie einen Schluck.
»Es spielt keine Rolle, woher sie ihn hat. Aber was hat sie
damit vor?« wollte Frebec wissen. Ayla wußte, daß er die
Zeichensprache verstand, obwohl er behauptete, es nicht zu tun.
Er hatte Rydag offensichtlich verstanden. Sie drehte sich um
und sah ihn an.
»Darum kümmere ich mich, Frebec«, sagte Ayla mit trotzig
blitzenden Augen. »Ich habe seine Mutter getötet« – sie zeigte
auf den schwarzen Wolf –, »und deshalb werde ich mich ihres
Babys annehmen.«
»Das ist kein Baby. Das ist ein Wolf! Ein Tier, das Menschen
etwas antun kann«, sagte er. Ayla nahm nur selten gegenüber
ihm oder den anderen eine feste und unnachgiebige Haltung
ein; außerdem war er dahintergekommen, daß sie oft bei
kleinen Problemen nachgab, um einem Konflikt aus dem Wege
zu gehen; er brauchte bloß ausfallend genug zu sein. Ein
unmittelbares Kräftemessen hatte er daher nicht erwartet, und
es gefiel ihm auch nicht, zumal er spürte, daß es aller
Wahrscheinlichkeit nach nicht so ausgehen würde, wie er es sich
wünschte.
Manuv besah erst das Wolfsjunge, dann Frebec, und sein
Gesicht verzog sich zu einem breiten Grinsen. »Hast du Angst,
dies Tier könnte dir was tun, Frebec?«
Das rauhe Gelächter ließ ihn vor Zorn rot anlaufen. »Das habe
ich nicht gemeint. Ich meine, Wölfe können Menschen
gefährlich werden. Erst Pferde, und jetzt Wölfe. Was kommt
denn als Nächstes? Ich bin kein Tier, und ich will nicht mit
Tieren zusammenleben«, sagte er und stapfte zornig davon; er
wollte es nicht drauf ankommen lassen, den Rest des LöwenLagers vor die Wahl zu stellen, ob sie lieber ihn hätten oder Ayla
mit ihren Tieren.
»Hast du noch Fleisch von dem Wisentbraten übrig, Nezzie?« »Du mußt halb verhungert sein. Ich werde dir was zu essen
machen.«
»Nicht für mich. Für den Welpen«, sagte Ayla.
Nezzie brachte Ayla eine Scheibe Braten und überlegte, ob ein
so kleiner Wolf so was schon fressen würde. Aber Ayla erinnerte
sich an eine Lektion, die sie vor langer Zeit gelernt hatte: Babys
sind imstande, alles zu essen, was ihre Mütter essen, nur muß es
weicher, leichter zu kauen und hinunterzuschlucken sein. Einst
hatte sie das Junge eines Höhlenlöwen in ihr Tal gebracht und es
mit Fleisch und Brühe statt mit Milch hochgepäppelt. Wölfe
waren gleichfalls Fleischfresser. Sie erinnerte sich, oft bei ihren
Beobachtungen der Wölfe gesehen zu haben, daß ältere Tiere
Fleisch zerkauten und hinunterschlangen, um es in den Kessel
zurückzubringen, wo sie es dann für die Welpen wieder
herauswürgten. Sie jedoch brauchte es nicht erst zu zerkauen;
sie hatte Hände und ein scharfes Messer; sie konnte

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