Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger
mit dir
durch die Gegend ziehe und Wolfsfährten verfolge, kannst du
deine Hermeline selber tragen«, sagte Deegie und warf ihr fünf
weiße Wiesel, die sie im Proviantbeutel stecken hatte, vor die
Füße. »Ich habe an meinen Füchsen selbst genug zu tragen!«
Deegie grinste begeistert.
»Ach, Deegie!« sagte Ayla und erwiderte das Lächeln liebevoll
und herzlich. »Du hast sie gleich mitgebracht!« Bewegt
schlossen die beiden jungen Frauen einander in die Arme. »Eines steht fest, Ayla. Wo du bist, ist es nie langweilig.«
Deegie half, die Hermeline in Aylas Proviantbeutel zu verstauen. »Und was ist mit dem Wolf? Wenn du ihn nicht mitnimmst, tut es jemand anders, und ein schwarzes Wolfsfell bekommt man
nicht alle Tage zu sehen.«
»Ich würde sie ja gern mitnehmen, aber erst muß ich die
Welpen finden.«
»Schön, dann trag’ ich sie«, sagte Deegie und warf sich den
schlaffen Kadaver über die Schulter. »Bleibt uns später noch
etwas Zeit, ziehe ich ihr das Fell ab.« Sie wollte noch ein paar
Fragen stellen, besann sich dann jedoch offensichtlich eines
Besseren. Sie würde ohnehin früh genug herausfinden, was Ayla
zu tun gedachte, wenn sie irgendwelche lebenden Wolfswelpen
fanden.
Um auch die richtige Fährte zurückzuverfolgen, mußten sie
erst in die Schlucht zurückkehren. Die Wölfin hatte ihre Spuren
sehr gut verdeckt, wußte sie doch, wie gefährdet das Leben war,
das sie ungeschützt zurückließ. Deegie war mehrere Male ganz
sicher, sie verloren zu haben; dabei war sie selbst auch eine
geübte Fährtenleserin. Aber Ayla war motiviert, nicht so leicht
aufzugeben, und so fanden sie sie nach einiger Zeit immer
wieder. Als sie die Stelle fanden, von der Ayla mit Bestimmtheit
meinte, daß hier die Höhle sein müsse, zeigte die Sonne bereits
den Spätnachmittag an.
»Ehrlich gesagt, Ayla, ich erkenne keine Spuren von Leben.« »Wenn es sich um einen Einzelgänger handelt, dürfte es auch
gar nicht anders sein. Wären Spuren von Leben vorhanden,
hieße das, sich Schwierigkeiten aufladen.«
»Vielleicht hast du recht. Aber wenn wirklich Welpen darin
sind – wie willst du sie herauslocken?«
»Es bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als selbst
hineinzugehen.«
»Das kannst du unmöglich tun, Ayla! Alles schön und gut,
Wölfe aus der Ferne zu beobachten – aber in ihre Höhle
eindringen, das geht zu weit! Was, wenn es schon größere
Jungtiere sind? Außerdem könnte durchaus noch ein Rüde da
sein.«
»Hast du irgendwelche Spuren gesehen, die nicht von der
schwarzen Wölfin stammten?«
»Nein, aber es mißfällt mir, daß du in eine Wolfshöhle hinein
willst.«
»Ich habe mir nicht die viele Mühe gemacht, hierher zu
kommen, um jetzt nicht herauszufinden, ob noch irgendwelche
Wolfswelpen am Leben sind. Ich muß hineingehen, Deegie.« Ayla setzte ihren Proviantbeutel ab und ging auf das kleine
schwarze Loch im Boden zu. Es handelte sich um einen alten
Bau, der, da er keine besonders günstige Lage hatte, längst
aufgegeben worden war; gleichwohl war es das Beste, was die
schwarze Wölfin hatte finden können, nachdem ihr Gefährte,
ein alter Einzelgänger, den ihre verfrühte Brunst angezogen
hatte, bei einem Kampf ums Leben gekommen war. Ayla legte
sich auf den Bauch und fing an, in die Tiefe zu kriechen. »Warte, Ayla!« rief Deegie. »Hier, nimm mein Messer.« Ayla nickte, nahm das Messer zwischen die Zähne und kroch
weiter in das dunkle Loch hinein. Zu Anfang ging es schräg in
die Tiefe, und der Gang war eng. Plötzlich saß sie fest und
mußte wieder zurück.
»Wir sollten doch besser gehen, Ayla. Es wird spät, und wenn
du nicht reinkommst, kommst du nicht rein.«
»Nein«, sagte sie und zog sich den Überwurf über den Kopf.
»Ich komme hinein.«
Sie zitterte vor Kälte, bis sie im Bau war, aber der erste Tunnelabschnitt war in der Tat sehr eng. Unten, wo es nicht mehr abwärts, sondern ebenerdig weiterging, war es geräumiger, doch schien der Kessel verlassen. Da ihr eigener Körper das Licht blockierte, dauerte es eine Weile, bis ihre Augen sich an das Dunkel gewöhnt hatten. Doch erst als sie sich anschickte, wieder zurückzukriechen, meinte sie, etwas zu
hören.
»Wolf, kleiner Wolf, bist du da?« rief sie. Dann fiel ihr ein, wie
oft sie Wölfe beobachtet und ihnen gelauscht hatte; sie imitierte
ein flehentliches Winseln. Dann spitzte sie die Ohren. Ein ganz
leises Winseln antwortete aus dem tiefsten Hintergrund des
Kessels, und Ayla hätte vor Freude am liebsten gejubelt. Sich windend, schob
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