Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger
umdrehte und an ihr Herdfeuer zurückkehrte.
Crozie, die immer noch auf ihrem Bett saß, sah zu, wie Fralie aufschrie und mit den Armen um sich schlug. Schließlich ebbte der Schmerz ab, und Fralie holte tief Atem, was jedoch einen Hustenanfall auslöste. Ihre Mutter meinte, so etwas wie Verzweiflung in ihrem Blick zu erkennen. Crozie war nicht minder verzweifelt. Irgend jemand mußte irgend etwas tun. Fralies Wehen waren bereits vorangeschritten, und der Husten schwächte sie. Viel Hoffnung für das Baby bestand ohnehin nicht mehr. Es sollte zu früh zur Welt kommen, und Kinder, die zu früh kamen, überlebten nicht. Aber Fralie brauchte etwas, das ihren Husten und ihren Schmerz linderte.
Und später würde sie dann etwas brauchen, das ihr über ihren Kummer hinweghalf. Es hatte nichts genützt, mit Fralie zu sprechen, jedenfalls nicht, wo dieser dumme Mann um sie herum war. Sah der denn nicht, in welchen Schwierigkeiten sie war?
Crozie betrachtete eingehend Frebec, der sich ständig um Fralies Bett herum aufhielt und hilflos und besorgt dreinschaute. Vielleicht erkannte er es doch, dachte sie. Vielleicht sollte sie es noch einmal versuchen; aber würde es etwas nützen, wenn sie mit Fralie sprach?
»Frebec!« sagte Crozie. »Ich möchte mit dir reden.«
Der Mann machte ein erstauntes Gesicht, denn Crozie redete ihn selten mit Namen an und erklärte, sie wolle mit ihm reden. Für gewöhnlich schrie sie ihn nur an.
»Was willst du?«
»Fralie ist zu verbockt, um auf mich zu hören, aber dir muß ja wohl inzwischen klargeworden sein, daß sie das Baby bekommt …«
Mit einem erstickenden Hustenanfall unterbrach Fralie sie.
»Fralie, sag mir die Wahrheit«, sagte Frebec, als der Husten endlich aufhörte. »Bekommst du das Baby?«
»Ich … ich glaube, ja«, sagte sie.
Er verzog das Gesicht zu einem Lächeln. »Warum hast du es mir nicht gesagt?«
»Weil ich gehofft hatte, daß es nicht stimmt.«
»Aber warum?« fragte er. Jetzt verstand er überhaupt nichts mehr.
»Möchtest du denn dieses Baby nicht?«
»Es kommt zu früh, Frebec. Babys, die zu früh geboren werden, bleiben nicht am Leben«, antwortete Crozie anstelle ihrer Tochter.
»Bleiben nicht am Leben? Fralie, stimmt etwas nicht? Ist es wahr, daß dieses Baby nicht am Leben bleiben wird?« sagte Frebec erschrocken und von Angst gepeinigt. Das Gefühl, daß irgend etwas ganz und gar nicht stimme, war den ganzen Tag über ständig in ihm gewachsen, aber er hatte es nicht glauben wollen, und er glaubte einfach nicht, daß es so schlimm stehen könne.
»Dies ist das erste Kind meines Herdfeuers, Fralie. Dein Baby, geboren an meinem Herdfeuer.« Er kniete neben dem Bett nieder und hielt ihre Hand. »Dieses Baby muß am Leben bleiben. Sag mir, daß dieses Baby am Leben bleibt«, flehte er. »Fralie, sag mir, daß dieses Baby durchkommt.«
»Das kann ich dir nicht sagen. Ich weiß es nicht.« Ihre Stimme hatte etwas Angestrengtes und Heiseres.
»Ich dachte, du kennst dich aus in diesen Dingen, Fralie. Du bist eine Mutter. Du hast doch bereits Kinder bekommen.«
»Es ist bei jedem anders«, flüsterte sie. »Bei diesem war es von Anfang an schwierig. Ich hatte Angst, es zu verlieren. Die viele Mühsal … einen Platz zu finden, wo wir uns niederlassen konnten … ich weiß nicht. Ich meine nur, es ist zu früh für dieses Baby, auf die Welt zu kommen.«
»Warum hast du mir nichts davon gesagt, Fralie?«
»Was hättest du denn daran geändert?« sagte Crozie mit halberstickter Stimme, fast hoffnungslos. »Was hättest du tun können? Verstehst du irgend etwas von der Schwangerschaft? Von einer Geburt? Husten? Schmerzen? Sie wollte es dir nicht sagen, weil du nichts getan hast, als die einzige, die ihr helfen könnte, zu beleidigen. Jetzt wird das Kind sterben, und ich weiß nicht, wie geschwächt Fralie ist.«
Frebec wandte sich zu Crozie um. »Fralie? Fralie kann nichts geschehen! Oder? Frauen bekommen doch dauernd Kinder.«
»Ich weiß es nicht, Frebec. Schau sie dir an und urteile selbst.«
Fralie versuchte, ein Husten nicht hochkommen zu lassen; der Schmerz in ihrer Kreuzgegend setzte wieder ein. Sie schloß die Augen, zog die Brauen zusammen. Das Haar hing ihr wirr und zerzaust in das vor Fieber glänzende Gesicht. Frebec sprang auf und schickte sich an, sein Herdfeuer zu verlassen. »Wohin gehst du, Frebec?« fragte Fralie.
»Ich werde Ayla holen.«
»Ayla? Aber ich dachte …«
»Seit sie hergekommen ist, behauptet sie, du bekommst Schwierigkeiten. Damit hat
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