Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger
fallen lassen, und da hat Wolf vermutlich gedacht, er wäre für ihn bestimmt«, versuchte Jondalar vernünftig zu erklären.
»Vielleicht hast du recht. Es macht ja nichts, wenn er ihn behält.« Sie gab das entsprechende Zeichen, woraufhin das Wolfsjunge die Bewachung aufgab, den Knochen ins Maul nahm und geradewegs auf die Schlaffelle zuging, die Jondalar auf dem Boden in der Nähe seines Arbeitsbereichs ausgebreitet hatte. Er machte es sich darauf bequem und fing dann an, auf dem Knochen herumzukauen.
»Wolf, willst du da wohl mal runter«, verwies Ayla ihn und wollte hinter ihm her.
»Laß nur, Ayla … wenn es dir nichts ausmacht. Er kommt oft her und fühlt sich hier wohl. Und ich … nun ja, mir macht er ausgesprochen Freude.«
»Was sollte es mir ausmachen«, sagte sie, und dann lächelte sie. »Du bist ja auch mit Renner immer gut ausgekommen. Tiere mögen dich, glaube ich.«
»Aber nicht so sehr wie dich. Dich lieben sie. Ich …« Plötzlich sprach er nicht weiter. Seine Stirn umwölkte sich, und er schloß die Augen. Als er sie wieder aufmachte, straffte er sich und trat einen Schritt zurück. »Die Mutter hat dir eine seltene Gabe gegeben«, sagte er, in Ton und Gebaren plötzlich weit förmlicher als vorher.
Plötzlich stiegen ihr heiße Tränen in die Augen und schnürte sich ihr schmerzvoll der Hals zu. Sie blickte zu Boden und trat dann ihrerseits einen Schritt zurück.
»So wie es sich anhörte, wird Tasher bald einen Bruder oder eine Schwester haben«, sagte Jondalar und wechselte damit das Thema, »Ich fürchte, du hast recht«, sagte Ayla.
»Ach? Findest du, sie sollte das Baby nicht bekommen?« sagte Jondalar überrascht.
»Selbstverständlich sollte sie das, aber nicht jetzt. Es ist noch zu früh.«
»Bist du dir da ganz sicher?«
»Nein, ganz sicher nicht. Ich habe sie ja nicht untersuchen dürfen«, sagte Ayla.
»Frebec?«
Ayla nickte. »Ich weiß nicht, was ich machen soll.«
»Ich kann nicht begreifen, warum er an deinem Können immer noch etwas auszusetzen hat.«
»Mamut sagt, er meint, ›Flachschädel‹ könnten von der Heilkunst nichts verstehen. Infolgedessen könne ich auch nichts von ihnen gelernt haben. Dabei denke ich, daß Fralie dringend Hilfe braucht; aber Mamut sagt, sie muß von sich aus darum bitten.«
»Damit hat Mamut vermutlich recht, aber wenn sie das Baby wirklich bekommt, könnte sie dich ja doch noch bitten.«
Ayla nahm Tasher auf den anderen Arm. Der Junge hatte den Daumen in den Mund gesteckt und schien fürs erste damit zufrieden. Sie sah Wolf auf Jondalars ihr so bekannten Schlaffellen, die bis vor kurzem noch neben den ihren gelegen hatten. Die Felle und seine Nähe erinnerten sie an Jondalars Berührung, daran, welche Gefühle er in ihr zu wecken verstand. Lägen diese Felle doch nur noch auf ihrer Bettplattform! Als sie ihn wieder ansah, verrieten ihre Augen ihr Begehren, und Jondalar verspürte bei sich augenblicklich die Reaktion. Schmerzlich verlangte es ihn, die Hand nach ihr auszustrecken, doch verbat er es sich. Seine Reaktion verwirrte Ayla. Er hatte angefangen, sie so anzusehen, wie er es immer getan hatte, mit jenem Blick, der tief in ihr jenes ziehende Gefühl auslöste. Warum hatte er aufgehört? Sie war wie erschlagen, doch für einen Moment hatte sie etwas anderes empfunden … so etwas wie Hoffnung, vielleicht. Vielleicht fand sie doch noch eine Möglichkeit, zu ihm durchzudringen, wenn sie es weiterhin versuchte.
»Hoffentlich tut sie das«, sagte Ayla, »aber es könnte zu spät sein, die Wehen aufzuhalten.« Sie schickte sich an zu gehen, und Wolf erhob sich, um ihr zu folgen. Sie sah erst das Tier an, dann den Mann, hielt inne und fragte dann: »Wenn sie doch nach mir fragen sollte, Jondalar – würdest du dann Wolf hierbehalten? Es geht nicht an, daß er mir dann folgt; er würde mir am Herdfeuer des Kranichs nur im Wege sein.«
»Ja, selbstverständlich mache ich das«, sagte er, »aber wird er auch herkommen?«
»Wolf, geh zurück!« sagte sie. Ein leises Winseln in der Kehle, sah er zu ihr auf und schien den Befehl in Frage zu stellen. »Geh zurück zu Jondalars Bett!« sagte sie, hob den Arm und zeigte auf die Felle. »Geh zu Jondalars Bett!« wiederholte sie. Wolf senkte den Schwanz, duckte sich unterwürfig und kehrte gehorsam zurück. Auf den Fellen setzte er sich und sah ihr nach. »Bleib dort!« befahl sie. Der junge Wolf ließ sich endgültig nieder, legte den Kopf zwischen die Pfoten und folgte ihr mit den Augen, als sie sich
Weitere Kostenlose Bücher