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Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger

Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger

Titel: Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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Schneeflächen Eis gebildet hatte, und er sank bis zu den Knien ein, mußte die Füße bei jedem Schritt hochziehen. Wo jedoch keine Schneedecke mehr lag, war der Boden hart, schartig und oft glatt. Er rutschte aus und schlitterte, und einmal stürzte er, wobei er sich die Hüfte aufschürfte.
    Obwohl der Morgen weiter voranschritt, drang die Sonne nicht durch den dicht mit Wolken verhangenen Himmel. Das einzige, das ihr Vorhandensein verriet, war ein leichtes Hellerwerden des schattenlosen, grauen Tages. Jondalar stapfte fürbaß. Die Gedanken nach innen gekehrt, achtete er kaum darauf, wo er hinging.
    Warum konnte er den Gedanken, daß Ayla und Ranec beisammen waren, nicht ertragen? Warum fiel es ihm so schwer zuzulassen, daß sie ihre Wahl selbst traf? Wollte er sie denn nur für sich? Kannten andere Männer solche Gefühle auch? Und solchen Schmerz? Lag es daran, daß ein anderer Mann sie berührte? War es die Angst davor, sie zu verlieren?
    Oder war es mehr als nur das? Hatte er das Gefühl, es verdient zu haben, sie zu verlieren? Sie selbst kannte keine Bedenken, über ihr Leben beim Clan zu sprechen, und er nahm das hin wie jeder andere auch, bis er darüber nachdachte, was seine eigenen Leute wohl dazu sagen würden. Ob sie bei den Zelandonii wohl genauso unbefangen von ihrer Kindheit erzählen würde? Sie paßte so gut zu den Leuten vom Löwen-Lager. Die akzeptierten sie rückhaltlos – aber ob sie das immer noch täten, wenn sie von ihrem Sohn wüßten? Es war ihm zutiefst zuwider, so zu denken. Doch wenn er sich ihrer so schämte, vielleicht sollte er sie dann aufgeben?
    Durstgefühl durchdrang schließlich die düsteren Abgründe seiner Selbstprüfung. Er blieb stehen, griff nach seinem Wasserschlauch und stellte fest, daß er ihn vergessen hatte. Bei der nächsten Schneewehe durchstieß er die dünne Eisdecke, steckte eine Handvoll Schnee in den Mund und ließ ihn schmelzen. Das war ihm in Fleisch und Blut übergegangen. Er brauchte gar nicht erst darüber nachzudenken. Von Kind auf hatte man ihm eingebleut, bei Durst niemals Schnee zu essen, ohne ihn vorher zu schmelzen, möglichst sogar, noch ehe er in den Mund kam. Wer Schnee ungeschmolzen hinunterschluckte, kühlte den Körper; selbst ihn im Mund schmelzen zu lassen, war nur eine allerletzte Möglichkeit.
    Der vergessene Wasserschlauch brachte ihn darauf, seine Situation für einen Moment zu überdenken. Proviant mitzunehmen, hatte er, wie ihm jetzt aufging, gleichfalls vergessen. Er war einfach viel zu sehr damit beschäftigt gewesen, sich immer und immer wieder die Geräusche in der Erdhütte ins Ohr zu rufen und sich die Bilder und Gedanken vor Augen zu führen, die sie in ihm weckten.
    Er gelangte an ein ausgedehntes Schneefeld und hielt kaum inne, ehe er hineinstapfte. Hätte er mehr Augen für seine Umgebung gehabt, wäre ihm aufgefallen, daß es mehr war als eine Schneewehe. Er dachte jedoch überhaupt nicht. Nach den ersten paar Schritten brach er durch die Kruste, landete allerdings nicht im Schnee, sondern bis zum Knie in einem stehenden Schmelzwasserteich. Seine eingefetteten ledernen Füßlinge waren immerhin wasserabweisend genug, einer gewissen Menge Schnee zu widerstehen, selbst wenn er feucht war und schmolz, aber gegen Wasser waren sie nicht gefeit. Der Kälteschock endlich riß ihn aus seinen Grübeleien heraus. Er watete hinaus, brach durch noch mehr Eis und spürte die Kälte des immer eisigeren Windes.
    Wie kann man nur etwas so Dummes tun, dachte er. Nicht einmal Kleidung zum Wechseln habe ich mitgenommen. Und keinen Proviant. Und keinen Wasserschlauch. Ich muß zurück. Ich bin nicht im geringsten auf eine längere Reise eingerichtet; was habe ich mir nur gedacht? Du weißt genau, woran du gedacht hast, Jondalar, verwies er sich selbst und schloß die Augen, als der Schmerz ihn wieder packte.
    Er spürte die Kälte in Füßen und Unterschenkeln und die unangenehme schwappende Feuchtigkeit. Er überlegte, ob er versuchen sollte, das Schuhwerk erst auszutrocknen, ehe er sich auf den Rückmarsch machte, doch dann ging ihm auf, daß er weder Pyrit noch Feuerstein dabei hatte, nicht einmal einen Feuerbohrer und Zunder; und seine Füßlinge waren mit verfilzter Mammutwolle gefüttert. Selbst in feuchtem Zustand würden sie seine Füße vorm Erfrieren bewahren, sofern er sich weiterhin bewegte.
    Während er seine Spuren zurückverfolgte, ertappte er sich bei dem Gedanken an seinen Bruder. Er erinnerte sich, wie Thonolan einmal an der

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