Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger
Gefühls sich Bahn brach und über sie dahinrauschte.
Aylas Atem ging heftig, und sie mußte nach Luft schnappen, als Ranec auf ihr zusammenbrach. Es war lange her, daß sie die Wonnen miteinander geteilt hatten. Das letztemal war es in der Nacht ihrer Adoption gewesen, und erst jetzt begriff sie, wie sehr es ihr gefehlt hatte. Ranec war so entzückt, sie zu haben, und so eifrig darum bemüht, ihr zugefallen, daß er des Guten fast zuviel getan hatte; doch sie war bereiter gewesen, als sie angenommen hatte, und wiewohl alles sehr rasch gegangen war, war sie nicht unbefriedigt.
»Ja, es war vollkommen für mich«, wisperte Ranec. »Bist du glücklich, Ayla?«
»Ja, Die Wonnen mit dir tun gut, Ranec«, sagte sie und hörte ihn aufseufzen.
Beide lagen sie still da und genossen das Abklingen der Gefühle, doch Aylas Gedanken kehrten zurück zu seiner Frage. War sie glücklich? Sie war nicht unglücklich. Ranec war ein guter und rücksichtsvoller Mann, und sie hatte die Wonnen durchaus verspürt, aber … irgend etwas fehlte. Es war nicht dasselbe wie mit Jondalar, doch worin eigentlich der Unterschied bestand, wußte sie nicht zu sagen.
Vielleicht lag es nur daran, daß sie an Ranec noch nicht so gewöhnt war wie an Jondalar, dachte sie und versuchte, eine etwas bequemere Lage einzunehmen. Er wurde ein bißchen zu schwer. Ranec, der ihre Bewegung fühlte, stemmte sich hoch, lächelte sie an, ließ sich auf die Seite fallen, lag neben ihr und kuschelte sich an sie.
Er rieb Mund und Nase an ihrem Hals und flüsterte ihr dann ins Ohr:
»Ich liebe dich, Ayla. Ich begehre dich! Sag, daß du meine Frau wirst.«
Ayla blieb ihm die Antwort schuldig. Sie konnte nicht ja sagen, und nein sagen wollte sie auch nicht.
Jondalar knirschte mit den Zähnen und verkrallte sich in seinem Schlaffell, zerknüllte es in der Faust und lauschte wider seinen Willen auf das Gemurmel, den hechelnden Atem und das rhythmische Stoßen, das vom Herdfeuer des Fuchses herüberdrang. Er zog sich die Decken über den Kopf, konnte aber trotzdem den gedämpften Laut von Aylas Schreien nicht ausschließen. Er biß auf ein Stück Leder, um keinen Laut auszustoßen, doch irgendwo hinten in seiner Kehle machten sich sein Schmerz und seine grenzenlose Verzweiflung Luft. Wolf, der das hörte, winselte, drängte sich ganz dicht an ihn und leckte die salzigen Tränen auf, die der Mann nicht hochkommen lassen wollte.
Er konnte es nicht aushalten. Ayla mit Ranec zusammen zu wissen war ihm unerträglich. Dabei war es ihre Entscheidung – und seine. Was, wenn sie das Bett des Bildschnitzers nochmals teilte? Das noch einmal anhören zu müssen war zuviel! Doch was konnte er tun? Fortgehen. Er konnte fortgehen. Er mußte fortgehen. Morgen. Gleich morgen früh, wenn es hell wurde, würde er fortgehen.
Jondalar fand keinen Schlaf. Er erstarrte förmlich, als er begriff, daß sie nur geruht hatten und keineswegs fertig waren. Endlich waren nur noch Schlafgeräusche im Langhaus zu hören, Jondalar jedoch fand trotzdem keinen Schlaf. Im Geiste hörte er Ayla und Ranec wieder und immer wieder und stellte sich vor, wie sie beisammen lagen.
Als die erste fahle Helligkeit um das abgedeckte Rauchloch herum erkennbar wurde und noch ehe irgend jemand sonst sich rührte, war er auf und stopfte sich die Schlaffelle in einen Tragesack. Dann Überwurf und Füßlinge überstreifend, seine Speere sowie den Speerwerfer ergreifend, verließ er die Erdhütte still durch den ersten Eingangsbogen und schob den Vorhang beiseite. Wolf wollte ihm folgen, doch befahl Jondalar ihm halblaut und mit heiserer Stimme: »Bleib!« und ließ den Fellvorhang wieder hinter sich zufallen.
Draußen zog er sich des schneidenden Windes wegen die Kapuze über den Kopf und band sie um sein Gesicht herum fest, so daß kaum mehr als ein Loch zum Sehen freiblieb. Er zog auch die Fäustlinge über, die ihm an Schnüren aus den Ärmeln heraushingen, und schickte sich dann an, den Hang hochzusteigen. Das Eis zerkrachte knirschend unter seinen Füßen, er strauchelte im dämmerigen grauen Frühlicht, und die heißen Tränen, die ihm jetzt kamen, wo er allein war, blendeten ihn.
Oben blies der Wind noch heftiger und kälter als unten, und Querwinde fuhren ihn an. Er blieb stehen, versuchte sich zu entscheiden, welche Richtung er einschlagen sollte und wandte sich dann flußabwärts nach Süden. Es war mühselig voranzukommen. Es hatte immerhin soviel gefroren, daß sich auf einigen von den halbgeschmolzenen
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