Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger
Frühlingsfest fortgehen werde.«
Es dauerte ein paar Tage, ehe Ayla wieder Ranecs Bett aufsuchte, was beileibe nicht daran lag, daß er sie nicht ermuntert hätte. Als er sie das erste Mal rundheraus darum bat, fiel es ihr schwer, es ihm abzuschlagen. Ihre Erziehung beim Clan wirkte immer noch so mächtig in ihr nach, daß sie meinte, etwas wirklich Schlimmes zu tun, als sie nein sagte, und fast hätte sie erwartet, daß Ranec wütend werden würde. Dieser jedoch zeigte sich verständnisvoll und sagte, er wisse, daß sie Zeit brauche, sich an den Gedanken zu gewöhnen.
Ayla hatte von Jondalars langem Marsch am Morgen nach ihrer Nacht mit dem dunkelhäutigen Bildschnitzer erfahren und argwöhnte, dies Unternehmen müsse etwas mit ihr zu tun haben. Ob das wohl seine Art war, ihr zu zeigen, daß sie ihm immer noch etwas bedeutete? Nur zeigte sich Jondalar, falls das überhaupt möglich war, ihr gegenüber noch distanzierter als zuvor. Er ging ihr soweit wie möglich aus dem Wege und sprach nur dann mit ihr, wenn es unumgänglich nötig war. Sie kam zu dem Schluß, sie müsse sich irren; er liebe sie wirklich nicht mehr. Sie war traurig, als sie schließlich anfing, sich damit abzufinden, bemühte sich jedoch, es sich nicht anmerken zu lassen.
Ranec dagegen machte mehr als deutlich, daß er sie liebte. Er fuhr fort, sie zu drängen, unter seine Felle mit ihm zu schlüpfen und in förmlich anerkannter Verbindung sein Herdfeuer mit ihm zu teilen, mit anderen Worten, seine Frau zu werden. Schließlich willigte sie – vornehmlich, weil er soviel Verständnis zeigte – ein, wieder das Lager mit ihm zu teilen, doch was eine dauerhafte Beziehung betraf, hielt sie mit einem Versprechen noch zurück. Sie verbrachte ein paar Nächte mit ihm, wollte dann jedoch eine Zeitlang wieder nicht, wobei es ihr diesmal leichter fiel, es ihm abzuschlagen. Für ihre Begriffe ging alles viel zu schnell. Er wollte ihr Verlöbnis beim Frühlingsfest bekanntgeben, das in nur wenigen Tagen stattfinden sollte, sie hingegen wollte Zeit, es sich noch zu überlegen. Sie genoß das Wonneteilen mit Ranec; er war sehr liebevoll und wußte, was sie gern hatte; sie hinwiederum mochte ihn. Er gefiel ihr sogar ausnehmend gut, nur irgend etwas fehlte. Sie hatte vage das Gefühl von einer gewissen Unvollständigkeit. Obwohl sie wollte und wünschte, sie könnte es – lieben tat sie ihn nicht.
Jondalar drückte kein Auge zu, wenn Ayla mit Ranec beisammen war, und die Anspannung machte sich bemerkbar. Nezzie meinte, er sei noch mehr vom Fleisch gefallen, doch in Taluts alten Kleidern, die ihm um die Glieder schlotterten, und mit dem struppigen Winterbart war das schwer zu sagen. Selbst Danug bemerkte, daß er abgehärmt und hohläugig aussähe, und meinte auch die Ursache zu kennen. Wenn er doch nur helfen könnte! Sowohl Jondalar als auch Ayla bedeuteten ihm viel, aber helfen konnte ihnen keiner. Nicht einmal Wolf, obwohl der Wolfswelpe mehr Trost brachte, als er ahnte. Wann immer Ayla nicht am Herdfeuer des Mammut schlief, suchte der junge Wolf Jondalar auf, was dem jungen Mann das Gefühl gab, in seinem Kummer und dem Gefühl des Abgewiesenseins nicht allein zu sein. Er verbrachte aber auch immer mehr Zeit mit den Pferden; manchmal schlief er sogar bei ihnen, um nicht Zeuge der für ihn so schmerzlichen Ereignisse im Langhaus sein zu müssen. Nur wenn Ayla sich mit den Pferden beschäftigte, ließ er sich absichtlich nicht im Anbau blicken.
In den nächsten paar Tagen wurde es wieder wärmer, und es fiel Jondalar zunehmend schwer, ihr aus dem Weg zu gehen. Trotz des Schneematsches und der Schmelzwasserlachen ritt sie häufiger aus, und obwohl er versuchte, ungesehen zu verschwinden, wenn er sie den Anbau betreten sah, mußte er etliche Male erleben, daß er irgendwelche Entschuldigungen stammelte und sich rasch verdrückte, nachdem er zufällig mit ihr zusammengetroffen war. Häufig nahm sie Wolf mit und gelegentlich auch Rydag, doch wenn sie ganz frei sein wollte von irgendwelcher Verantwortung, ließ sie das Wolfsjunge bei Rydag zurück, wovon dieser jedesmal entzückt war. Winnie und Renner hatten sich inzwischen völlig an den jungen Wolf gewöhnt, und Wolf schien das Zusammensein mit den Pferden zu genießen, sei es, daß er zusammen mit Ayla auf Winnies Rücken saß oder daß er nebenherlief und versuchte, nicht langsamer zu sein als sie. Es war eine gute Übung und ein willkommener Anlaß für sie, die Erdhütte einmal zu verlassen, in der man
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