Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger
ich.«
»Das war nicht nötig. Ich habe andere Gefühle, andere Wonnen gespürt. Muß es denn jedesmal sein?« fragte sie.
»Nein, das muß es wohl nicht«, sagte er stirnrunzelnd. Dann küßte er sie und kostete das Küssen aus. »Außerdem ist diese Nacht noch nicht zu Ende. Komm, steh auf! Es ist kalt hier draußen. Suchen wir uns ein warmes Bett. Deegie und Branag haben ihre Vorhänge bereits zugezogen. Sie werden bis zum nächsten Sommer getrennt sein, und so haben sie Verlangen nacheinander.«
Ayla lächelte. »Aber nicht soviel Verlangen, wie du nach mir hattest.«
Sie konnte es zwar nicht sehen, meinte aber zu spüren, daß er errötete. »Ich liebe dich, Jondalar. Alles. Alles, was du tust. Selbst dein gieriges …« Sie schüttelte den Kopf. »Nein, stimmt nicht, das ist nicht das richtige Wort.«
»Das Wort, das du suchst, ist ›Gier‹, nehme ich an.«
»Ich liebe sogar deine Gier. Ja, das stimmt. Jedenfalls kenne ich deine Worte besser als Mamutoi.« Sie hielt inne. »Frebec hat gesagt, ich spreche nicht richtig. Jondalar, werde ich jemals lernen, richtig zu sprechen?«
»Ich spreche das Mamutoi ja auch nicht ganz richtig. Das ist nicht die Sprache, mit der ich aufgewachsen bin. Frebec mag nun mal gern Unruhe stiften«, sagte Jondalar und half ihr auf. »Warum nur gibt es in jeder Höhle, jedem Lager und jeder Gruppe einen Störenfried? Beachte ihn einfach nicht; alle anderen tun das auch nicht. Du sprichst sehr gut. Ich selbst kann es kaum fassen, wie mühelos du Sprachen aufnimmst. Es wird nicht lange dauern, und dein Mamutoi ist besser als meines.«
»Ich muß lernen, mit Worten zu sprechen. Etwas anderes ist mir nicht geblieben«, sagte sie leise. »Ich kenne keinen mehr, der die Sprache spricht, mit der ich aufgewachsen bin.« Einen Moment schloß sie die Augen; ein momentanes Gefühl von Leere beschlich sie.
Sie schüttelte es ab und schickte sich an, ihre Beinlinge wieder anzuziehen, doch dann hielt sie plötzlich inne. »Warte«, sagte sie und zog sie wieder aus. »Vor langer Zeit, als ich zur Frau wurde, hat Iza mir alles beigebracht, was eine Frau des Clan über Männer und Frauen wissen muß; dabei hat sie nicht geglaubt, daß ich jemals einen Gefährten finden würde, und gemeint, daß ich es eigentlich gar nicht zu wissen brauchte. Die Anderen glauben vielleicht anderes, selbst die Zeichen zwischen Männern und Frauen sind anders, aber in der ersten Nacht, die ich in einem Lager der Anderen zubringe, meine ich, sollte ich nach unseren Wonnen erst einmal eine Reinigung vornehmen.«
»Was meinst du damit?«
»Ich möchte mich im Fluß waschen.«
»Aber Ayla! Es ist kalt. Und dunkel. Es könnte gefährlich sein.«
»Ich gehe nicht weit hinein. Nur hier am Rand«, sagte sie, warf den Überwurf auf den Boden und zog sich das Obergewand über den Kopf.
Das Wasser war kalt. Jondalar sah vom Ufer aus zu und machte sich gerade naß genug, um zu wissen, wie kalt es war. Daß sie dieser Nacht zeremonielle Bedeutung beimaß, ließ ihn an die Reinigungsrituale der Ersten Wonnen denken, und da meinte er, sich selbst ein wenig zu netzen und zu reinigen könnte auch ihm nicht schaden. Sie zitterte, als sie herauskam. Er hielt sie in den Armen, um sie zu wärmen. Das zottelige Wisentfell seines Überwurfs trocknete sie; dann half er ihr, wieder in das Obergewand zu steigen und sich den Überwurf überzuziehen.
Als sie zum Langhaus zurückkehrten, war sie wieder ganz wach und springlebendig und frisch. Die meisten Leute machten sich fertig für die Nacht. Die Feuer waren zusammengeschoben und die Glut halb von Erde bedeckt worden; geredet wurde mit gedämpfter Summe. Das erste Herdfeuer war leer, obwohl der Mammutbraten verkündete, was sich hier abgespielt hatte. Als sie sich leise den Gang hinunterbewegten, um zum Herdfeuer des Löwen zu gelangen, stand Nezzie auf und hielt sie zurück.
»Ich wollte dir nur danken, Ayla«, sagte sie und warf einen vielsagenden Blick auf eine der Lagerstätten an der Wand. Ayla folgte ihrem Blick und sah drei kleine Gestalten auf einem großen Lager ausgestreckt. Latie und Rugie teilten es mit Rydag. Danug, zum Schlafen hingestreckt, beanspruchte ein ganzes Lager für sich allein, und Talut, der zwar der Länge nach dalag, stützte sich auf den Ellbogen, wartete auf Nezzie und lächelte sie von der dritten Lagerstätte her an. Nickend erwiderte Ayla das Lächeln; sie war sich nicht sicher, wie sie richtig darauf reagieren sollte.
Während Nezzie neben dem rothaarigen Riesen
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