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Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger

Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger

Titel: Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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hat. Von hier aus wäre es kein großer Umweg, wenn wir dem Mammut-Lager einen Besuch abstatteten.«
    »Du meinst das Moschusochsen-Lager«, sagte Tulie verärgert und verächtlich. »Es war anmaßend von ihnen, den Namen des Lagers zu ändern. Ein Herdfeuer des Mammut hat jeder, aber ein ganzes Lager nach dem Mammut zu nennen, das sollte niemand tun. Sind wir nicht alle Mammutjäger?«
    »Aber ein Lager wird immer nach dem Herdfeuer des Anführers benannt, und ihr neuer Anführer ist nun mal ihr Mamut. Außerdem bedeutet das noch lange nicht, daß wir keinen Tauschhandel mit ihnen treiben könnten – falls sie nicht schon fort sind. Du weißt ja, sie sind verwandt mit dem Bernstein-Lager und haben deshalb immer etwas Bernstein zum Tauschen bereitliegen«, sagte Talut. Er kannte die Schwäche seiner Schwester für das versteinerte Harz mit dem wunderbar warmen Goldschimmer.
    »Und Wymez sagt, sie hätten Zugang zu großartigem Feuerstein. Wir unsererseits haben reichlich Rentierfelle, von einigen besonders schönen Pelzen ganz zu schweigen.«
    »Ich begreife nicht, wie ein Mann ein Herdfeuer gründen will, wenn er nicht einmal eine Frau hat. Aber wie ich schon gesagt habe: sie sind anmaßend. Selbstverständlich können wir Tauschhandel mit ihnen treiben und bei ihnen vorbeischauen, Talut.« Der Ausdruck auf dem Gesicht der Anführerin verzog sich zu einem rätselhaften Lächeln. »Doch, unbedingt sollten wir das tun. Ich meine, es müßte interessant für das ›Mammut‹Lager sein, unser Herdfeuer des Mammut kennenzulernen.«
    »Gut, dann sollten wir möglichst früh aufbrechen«, sagte Talut. Er konnte nicht recht schlau aus ihr werden und schüttelte den Kopf; was mochte in seiner klugen und durchtriebenen Schwester wohl vorgehen?
    Als das Löwen-Lager einen großen gewundenen Fluß erreichte, der zwischen steilen Hochufern aus Löß sein Bett gegraben hatte, was bewirkte, daß das Gelände eine gewisse Ähnlichkeit mit ihrem eigenen Lagerumkreis hatte, strebte Talut einer Landzunge zwischen zwei Schluchten zu und ließ den Blick über das umliegende Land schweifen. Unten auf dem Schwemmland sah er auf grüner, mit wenigen Bäumen gesprenkelter Weide Hirsche und Auerochsen grasen. In einiger Entfernung bemerkte er dort, wo der Fluß vor einem Hochufer scharf abbog, ein riesiges, fast so hoch wie das Ufer aufeinandergetürmtes Durcheinander von Knochen. Winzige Gestalten bewegten sich auf diesem Knochenberg hin und her, und er sah, wie sie Knochen davontrugen.
    »Sie sind noch da«, verkündete er. »Sie müssen beim Bauen sein.«
Das Löwen-Lager trabte den Hang zum Lager hinunter, das auf einer weiträumigen, nicht höher als fünf Meter über dem Flußspiegel gelegenen Terrasse lag, und wenn Ayla von der Erdhütte überrascht gewesen war, die das Löwen-Lager beherbergte, so verblüffte das Mammut-Lager sie nicht minder. Statt eines einzigen großen, mit Grassoden und einer festen Lehmschicht bedeckten halbunterirdischen Langhauses, das Ayla für sich mit einer riesigen Höhle oder sogar mit dem für Menschen geeigneten Kessel eines Tierbaus verglichen hatte, drängten sich hier mehrere einzelne Rundhütten auf der Terrasse zusammen. Auch sie waren solide mit Grassoden bedeckt, die mit einer Lehmschicht beschmiert waren, und am Rand wuchs hier und da auch bereits Gras, doch nicht obenauf. Die Hütten erinnerten Ayla an riesige, kahle Erdhaufen, wie die Murmeltiere sie vor dem Eingang ihres Baus aufhäufen.
Im Näherkommen begriff sie, warum sie oben kahl waren, denn das Mammut-Lager benutzte die Dächer ihrer Wohnungen als Aussichtsplattform. Zwei der Hütten waren von einer Gruppe von Zuschauern bedeckt, und obwohl diese ihre Aufmerksamkeit den Gästen zugewandt hatten, war das nicht der Grund, warum sie sich auf den gerundeten Dächern aufhielten. Als das Löwen-Lager um eine Behausung herumkam, die ihnen die Sicht versperrt hatte, erblickte Ayla den Gegenstand ihres Interesses und war erstaunt.
Talut hatte recht gehabt. Sie waren beim Bauen. Ayla hatte die Bemerkung über den Namen mitangehört, den dieses Lager sich seit neuestem zugelegt hatte, doch jetzt, wo sie die Hütte sah, die sie gerade bauten, schien er ihr sehr passend. Möglich, daß die Hütte am Ende genauso aussah wie all die anderen – die Art, wie sie Mammutknochen als Tragestützen verwendeten, hatte etwas von der besonderen Eigenart dieses Tieres. Es stimmte schon, daß auch das Löwen-Lager sich der Mammutknochen als Tragestützen und

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