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Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger

Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger

Titel: Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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Konstruktionselemente für ihre Hütte bedient hatte; auch hatte man bestimmte Knochen und Knochenteile ausgesucht, die genau ineinanderpaßten oder passend gemacht wurden; doch die Knochen, die beim Bau dieser Unterkunft verwendet wurden, hatten nicht nur eine tragende Funktion. Sie wurden ausgesucht und zusammengefügt, so daß der ganze Bau das Wesen des Mammuts auf eine Weise widerspiegelte, welche die Glaubensvorstellungen der Mamutoi zum Ausdruck brachte.
Um das zu erreichen, hatten sie zunächst eine große Anzahl derselben Skeletteile von dem großen Haufen unten heraufgeschafft. Den Anfang machten sie mit einem Kreis, der einen Durchmesser von ungefähr fünf Schritt besaß und ausschließlich aus Mammutschädel bestand, die dergestalt aufgestellt waren, daß die solide Fläche der Stirn nach innen zeigte. Den Eingang bildete der vertraute Bogen aus großen gewölbten Stoßzähnen, die zu beiden Seiten in der Nackenöffnung des Rückgratansatzes verankert waren und sich oben an der Spitze trafen. Um die Außenseite herum bis etwa zur halben Höhe war eine Rundwand errichtet worden, die vielleicht aus hundert V-förmigen Mammutunterkieferknochen bestand, von denen man jeweils vier mit dem spitzen Kinn nach unten in- und übereinander gesteckt hatte.
Die Gesamtwirkung dieser V-förmigen Gebilde, die da nebeneinander standen, bildete den eindrucks- – und bedeutungsvollsten – Zug des Baus. Denn insgesamt betrachtet, bildeten sie ein Zickzackband ähnlich dem Zeichen, das auf Karten Wasser bedeutete. Wie Ayla von Mamut erfahren hatte, war das Zickzackzeichen für Wasser gleichzeitig das tiefsinnige Symbol Der Großen Mutter, Der Schöpferin allen Lebens. Sie stellten das nach unten weisende Dreieck Ihres Venushügels dar, den äußeren Ausdruck Ihres Schoßes. Unendlich vervielfältigt, bedeutete das Zeichen Leben schlechthin; nicht nur das Wasser, sondern auch das Fruchtwasser Der Mutter, welches das Land überflutet und Seen und Flüsse gefüllt hatte, als Sie die Erde geschaffen. Kein Zweifel: Was hier im Entstehen begriffen war, konnte nur das Herdfeuer des Mammut sein.
Die Rundwand stand noch nicht ganz, doch arbeiteten sie bereits am Rest der Hütte und verkeilten auf rhythmisch symmetrische, fest zusammengefügte Weise Schulterblätter wie Beckenknochen und Rückenwirbel mit- und ineinander. Drinnen boten Holzbalken zusätzlichen Halt für das Gerüst, und es sah ganz danach aus, als ob die Decke aus Stoßzähnen gefügt werden sollte.
»Das nenne ich das Werk eines echten Künstlers!« erklärte Ranec ehrfürchtig, trat näher und bewunderte die Arbeit ihrer Hände.
Daß ihm dies gefallen würde, wußte Ayla. Sie bemerkte, daß Jondalar ein wenig weiter entfernt stand und Renners Führstrick in der Hand hielt. Dabei ging ihr auf, daß er nicht weniger beeindruckt war und den erleuchteten Geist bewunderte, der auf diese Idee gekommen war. Genau genommen war das gesamte Löwen-Lager sprachlos. Doch wie Tulie vermutet hatte, war das Mammut-Lager umgekehrt nicht minder beeindruckt von seinen Besuchern – oder vielmehr von den zahmen Tieren, die mit ihnen gekommen waren.
Eine Zeitlang starrten beide Lager sich gegenseitig fassungslos und bewundernd an, dann traten eine Frau und ein Mann – beide etwas jünger als die Anführer des Löwen-Lagers – auf Tulie und Talut zu, um sie zu begrüßen. Der Mann hatte schwere Mammutknochen den Hang heraufgeschleppt – es handelte sich hier keineswegs um vorübergehende Behausungen, die ab- und an anderem Ort wieder aufgebaut werden konnten, sondern um eine ständige Siedlung –, und so war er bis zu den Hüften bloß und verschwitzt. Sein Gesicht war stark tätowiert, und Ayla mußte sich selbst zur Ordnung rufen, sonst hätte sie den Fremden einfach angestarrt. Er trug auf der linken Wange nicht nur ein Zickzackmuster wie der Mamut vom Löwen-Lager, sondern eine symmetrische Anordnung von Zickzacklinien, Dreiecken und Rhomben sowie rechtwinklig angeordneten Spiralen in den Farben Rot und Blau.
Auch die Frau hatte offensichtlich gearbeitet; auch sie war von der Hüfte an nackt, doch statt Hosen trug sie einen gerafften Rock, der ihr bis kurz unter die Knie ging. Sie war nicht tätowiert; dafür war ein Nasenflügel durchbohrt, und als Schmuck trug sie darin einen Stab, der aus einem kleinen Stück zurechtgeschnitzten und polierten Bernsteins bestand.
»Tulie, Talut! Welch eine Überraschung! Wir haben euch zwar nicht erwartet, doch im Namen Der Mutter heißen

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