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Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger

Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger

Titel: Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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geschwollen.«
Deegie trat zu Tulie und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Die Frau nickte und trat dann vor: »Ehe ihr in euer Lager zurückkehrt, geht mit Ayla zum Herdfeuer des Mammut; dort wird sie sich die Verletzungen ansehen, die ihr euch gegenseitig beigebracht habt.«
Die erste Lektion in Zusammenarbeit, die sie zu lernen hatten, bestand darin, ihre Schritte einander anzupassen, um mit den aneinandergefesselten Fußgelenken überhaupt gehen zu können. Deegie begab sich mit Ayla und dem Geschwisterpaar zum Herdfeuer des Mammut, und nachdem die Wunden gereinigt und behandelt worden waren, sahen die beiden jungen Frauen sie zusammen davonhoppeln.
»Sie haben sich ernstlich geprügelt«, sagte Ayla, als sie zurückgingen zum Rohrkolben-Lager, »aber der Junge hat dem Mädchen auch etwas weggenommen.«
»Das spielt keine Rolle«, sagte Deegie. »Durch Schlagen bekommt man nichts zurück. Sie müssen lernen, daß Prügeln einfach nicht akzeptabel ist. Daß sie das in ihrem eigenen Lager nicht gelernt haben, liegt ja auf der Hand; infolgedessen müssen sie es hier lernen. Vielleicht verstehst du jetzt, warum Crozie sich nur widerstrebend dazu durchringen konnte, ja zu sagen, als Fralie sich mit Frebec zusammentat.«
»Nein, warum?«
»Ja, hast du es denn nicht gewußt? Frebec stammt aus einem dieser Lager. Die drei sind eng miteinander verwandt. Chaleg ist Frebecs Vetter.«
»Nun, dann hat Frebec sich aber gewaltig verändert.«
»Das stimmt, aber ich will aufrichtig sein, Ayla. Ich bin mir in bezug auf ihn immer noch nicht sicher. Ich denke, ich halte mich mit meinem Urteil zurück, bis er es wirklich bewiesen hat.«
Ayla mußte immer wieder an die Kinder denken oder daran, daß sie aus diesem Erlebnis etwas lernen könnte. Hier war schnell geurteilt worden, die Kinder hatten keine Gelegenheit gehabt, sich zu verteidigen, und die Wunden hatte sich auch niemand angesehen. Wie die beiden hießen, wußte Ayla bis jetzt noch nicht. Allerdings, ernstlich verletzt waren sie nicht, und daß sie sich geprügelt hatten, stand außer Zweifel. Gewiß, die Strafe war auf dem Fuß gefolgt, und vergessen würden sie die gewiß nicht; mochte sie auch nicht besonders schmerzlich sein, es war gut möglich, daß sie die Demütigung und das DerLächerlichkeit-preisgegeben-Werden jahrelang nicht vergaßen.
»Deegie«, sagte Ayla, »nochmal zu diesen Kindern. Den linken Arm hatten sie ja frei. Was hindert sie daran, sich ihrer Fesseln zu entledigen?«
»Wissen tun es alle. Mag es noch so demütigend sein, mit angebundenen Armen und aneinandergefesselt im Lager herumzulaufen – die Fesseln abzunehmen würde alles noch viel schlimmer machen. Dann hieße es, sie wären vom bösen Geist des Zorns beherrscht und könnten sich nicht einmal soweit beherrschen, um den Wert gegenseitiger Hilfe zu erlernen. Jeder würde ihnen dann aus dem Weg gehen, und die Schande wäre noch weit größer als jetzt.«
»Ich glaube nicht, daß sie dies jemals vergessen werden«, sagte Ayla.
»Und viele andere Heranwachsende auch nicht. Selbst leichten Streit werden wir in der nächsten Zeit weniger haben; dabei schadet es weiter nichts, wenn sie sich gegenseitig ein wenig anschreien«, sagte Deegie.
Ayla wollte möglichst schnell zurück in das vertraute Rohrkolben-Lager. Sie hatte jetzt so viele Menschen kennengelernt und soviel Neues gesehen, daß sich ihre Gedanken verwirrten. Es würde seine Zeit brauchen, alles in sich aufzunehmen; gleichwohl konnte sie nicht umhin hinzusehen, als sie an der Arbeitsstätte der Werkzeugmacher vorübergingen. Diesmal sah sie Jondalar, aber sie sah auch noch jemand anders, den sie hier nicht erwartet hatte. Mygie war da, himmelte den blauäugigen Mann an, und Ayla fand, daß die Art, wie sie dastand, etwas sehr Aufreizendes hätte. Jondalar lächelte Mygie an; es war ein unbeschwertes und unbefangenes Lächeln, wie Ayla es seit langer Zeit nicht mehr bei ihm gesehen hatte; außerdem erkannte sie einen Ausdruck in seinen Augen, den sie gleichfalls lange nicht bei ihm erlebt hatte.
»Ich dachte, die Rotfüße sollten sich um die jungen Männer kümmern«, sagte Ayla und überlegte, daß es nichts gab, was eine Frau Jondalar beibringen könnte.
Deegie bemerkte Aylas Gesichtsausdruck und erkannte den Grund für ihr Stirnrunzeln sofort. Einerseits konnte sie ihn verstehen, doch war es andererseits auch ein langer und harter Winter für ihn gewesen.
»Er hat körperliche Bedürfnisse, Ayla, genauso wie du.«
Plötzlich errötete Ayla.

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