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Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger

Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger

Titel: Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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Beinen nahe der Trommel und klopfte drauf, um ein Gefühl dafür zu bekommen. Dann schlug Deegie an verschiedenen Stellen auf das Oberschenkelinstrument, bis Ayla andeutete, daß sie die richtige Stelle und damit auch den richtigen Ton gefunden hatte.
Als sie fertig waren, begann Deegie langsam, aber gleichmäßig zu trommeln und das Tempo kaum merklich zu verändern, bis sie Ayla zustimmend nicken sah; den Ton veränderte sie dabei jedoch nicht im geringsten. Ayla machte die Augen zu, und als sie spürte, daß sie sich auf Deegies stetigen Schlag zubewegte, fiel sie ein. Die Schädeltrommel dröhnte viel zu sehr, als daß sie genau den Ton hätte hervorbringen können, an den Ayla sich erinnerte. Es fiel schwer, zum Beispiel das Peitschen eines Donnerschlags hervorzubringen; das scharfe Stakkato der Schläge kam mehr wie ein langgezogenes Grollen, aber immerhin hatte sie mit einer Trommel wie dieser bereits geübt. Bald wob sie ein dem Anschein nach zufälliges Stakkato, das sie im Tempo leicht variierte. Die beiden Rhythmen – der von Deegie und der von Ayla – waren so deutlich unterschieden, daß sie keinerlei Beziehung zueinander hatten, und doch traf ein besonders betonter Schlag von Aylas Rhythmus mit jedem fünften Schlag von Deegies gleichbleibenden Schlägen zusammen, fast als wäre es Zufall.
Die beiden Rhythmen bewirkten, daß zunehmend eine erwartungsvolle Atmosphäre entstand, bald kam ein Gefühl der Angst hinzu, bis die beiden Schläge allen Erwartungen zum Trotz doch zusammenkamen. Und jedesmal, wenn das geschah, war die Spannung hinterher größer als zuvor und steigerte sich. Und in dem Augenblick, da es so aussah, als könnte niemand es mehr ertragen, hörten Ayla und Deegie vor dem erwarteten letzten Schlag auf, was zur Folge hatte, daß hochgespannte Erwartungen in der Luft zu hängen schienen. Dann ließ sich zu Deegies wie zu eines jedes anderen grenzenloser Überraschung ein luftiger, flötenähnlicher Pfeifton wie auf einem Rohrstengel vernehmen und spielte eine beklemmende, unheimliche, nicht ganz als Melodie zu bezeichnende Klangfolge, die den Zuhörern einen Schauder über den Rücken jagte. Enden tat diese Weise in einem Schlußton, doch ein Gefühl von Jenseitigkeit blieb.
Lange Zeit hindurch sprach keiner ein Wort. Schließlich sagte Tharie:
»Was für eine eigentümliche, bezwingende Musik.« Dann wollten mehrere der Musikmacher, daß Ayla ihnen die Rhythmen zeigte, und waren begierig, sie selbst auszuprobieren.
»Wer hat denn das Beinrohr gespielt?« fragte Tharie. Daß es Manen, der die ganze Zeit über neben ihr gestanden hatte, nicht gewesen war, wußte sie.
»Niemand«, sagte Deegie. »Jedenfalls kam der Ton nicht von einem Instrument. Ayla hat gepfiffen.«
»Gepfiffen? Wie kann ein Mensch denn so pfeifen?«
»Ayla kann jeden Pfeifton nachmachen«, erklärte Deegie. »Ihr solltet mal ihre Vogelstimmen hören! Die Vögel selbst halten sie für einen der ihren. Sie bringt es fertig, daß sie herbeigeflogen kommen und ihr aus der Hand fressen. Das gehört nun mal zu ihrer Art, mit Tieren umzugehen.«
»Würdest du uns mal einen Vogelpfiff vormachen, Ayla?« sagte Tharie ungläubig.
Ayla fand, dies sei wirklich nicht der richtige Ort, so etwas zu machen, pfiff aber trotzdem rasch die Zwitschertöne von etlichen Vögeln herunter, was die völlig verblüfften Gesichter zur Folge hatte, die Deegie erwartet hatte.
Ayla war dankbar, als Kylie sich erbot, sie herumzuführen. Die Musikmacher zeigten ihr ein paar Gewänder und anderes Zubehör, wobei Ayla entdeckte, daß es sich bei dem Kopfschmuck manchmal um regelrechte Gesichtsmasken handelte. Das meiste von diesen Dingen war grell bemalt, doch bei Nacht angelegt und im Lichte des Feuers würden die Farben der Gewänder zwar deutlich erkennbar sein, aber durchaus normal wirken. Irgend jemand zerrieb roten Ocker aus einem Säckchen und vermischte es mit Fett. Es überlief Ayla eiskalt, als sie wieder daran erinnert wurde, wie Creb Izas Leichnam vor der Bestattung mit einer roten Ockerpaste eingerieben hatte; hier nun erzählte man ihr, man benutze die Paste, um die Gesichter zu schmücken und die Leiber von Tänzern zu färben. Weiße Kreide und zermahlene Holzkohle waren auch vorhanden.
Ayla sah zu, wie ein Mann Perlen auf einen Kittel nähte und dazu eine Ahle benutzte; dabei fiel ihr ein, um wieviel leichter das mit einem Fadenzieher vonstatten gehen müßte, und beschloß, durch Deegie einen überbringen zu lassen. Ihr wurde ohnehin

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