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Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger

Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger

Titel: Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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ganzen Mammutfleisch. Sie hatten sich abgewechselt, die beiden Traggestelle nach Hause zu ziehen, und planten bereits, sie so zu verändern, daß Schlitten daraus wurden, die von Menschen leichter gezogen werden konnten.
Die Zeremonie wurde vertagt, bis das Mammutfleisch eingelagert war und Talut und Ranec von dem Vorgefallenen unterrichtet worden waren, doch erhob niemand Einwände, als sie bald wiederaufgenommen wurde. Der Tod eines ClanKindes von gemischten Geistern beim Sommer-Treffen der Mamutoi stellte ein echtes Dilemma dar. Sie hatten ihn ein Scheusal genannt, ein Tier, doch Tiere wurden nicht bestattet; das Fleisch von Tieren wurde eingelagert. Nur Menschen wurden bestattet, und sie mochten die Toten nicht lange unbestattet lassen. Wenn auch die Mamutoi nicht recht bereit waren, Rydag als Menschen anzuerkennen, wußten sie doch ganz genau, daß er auch kein richtiges Tier war. Keiner verehrte den Geist der Flachschädel, so wie sie den von Hirsch oder Wisent oder Mammut verehrten, und keiner war bereit, Rydags Leichnam neben den Mammutkadavern einzulagern. Gerade weil sie sahen, wie menschenähnlich er war, war er für sie ein Scheusal; nur würdigten sie dieses Menschsein herab und wollten es nicht anerkennen. Sie waren froh, daß Ayla und das Löwen-Lager auf eine Weise mit dem Leichnam Rydags verfuhren, mit dem das Problem für sie offenbar gelöst war.
Ayla stand auf einem kleinen Erdhaufen, um noch einmal mit der Zeremonie zu beginnen, und bemühte sich, sich an die Gebärden zu erinnern, die Creb für den Eingangsteil benutzt hatte. Sie wußte nicht genau, was all diese Gebärden bedeuteten, denn die wurden nur an die Mog-urs weitergegeben, doch im großen und ganzen kannte sie sich in Sinn und Zweck der Zeremonie aus und erklärte sie, damit das Löwen-Lager und auch die anderen Mamutoi-Zuschauer begriffen, um was es ging.
»Ich rufe jetzt die Geister an«, sagte sie. »Den Geist des Großen Höhlenbären, des Höhlenlöwen, des Mammut, all der anderen und auch die Uraltgeister wie Wind und Nebel und Regen.« Dann langte sie hinunter und hob die kleine Schale auf. »Jetzt werde ich ihm einen Namen geben und ihn zu einem Clan-Angehörigen machen«, sagte sie und tauchte den Finger in die rote Paste. Damit zog Ayla von der Stirn bis zur Nase herunter einen Strich. Dann stand sie auf und erklärte mit Handzeichen wie mit Worten: »Der Name des Jungen lautet Rydag.«
Sie hatte, als sie sich bemühte, sich genau der richtigen Zeichen und Gebärden zu erinnern, etwas ganz Besonderes an sich; das gleiche galt für den Klang ihrer Stimme und die Gesten, die sie vollführte, ja sogar für ihre Eigenarten bei der Aussprache – all dies schlug die Zuschauer in Bann. Die Geschichte, wie sie auf dem Eishaufen stand und die Mammuts herbeirief, hatte sich in Windeseile verbreitet. Niemand zweifelte daran, daß diese Tochter vom Herdfeuer des Mammut jedes Recht hatte, diese Zeremonie ebenso abzuhalten wie jede andere auch, gleichgültig, ob Ayla nun tätowiert war oder nicht.
»Ihm ist jetzt nach Clan-Art ein Name gegeben worden«, erklärte Ayla, »aber er braucht außerdem ein Totem, das ihm hilft, die Welt der Geister zu erreichen. Da ich sein Totem nicht kenne, werde ich mein Totem, den Geist des Höhlenlöwen, mit ihm teilen. Der Höhlenlöwe ist ein sehr mächtiges SchutzTotem, aber Rydag ist seiner wert.«
Als nächstes machte sie Rydags kleines, dünnes rechtes Bein frei und zog ihm mit der Ockerpaste vier parallele Striche auf den Schenkel. Dann richtete sie sich auf und verkündete in Worten wie in Zeichen: »Geist des Höhlenlöwen, der Junge Rydag sei deiner Obhut anvertraut.« Dann legte sie ihm das mit einer Schnur versehene Amulett um den Hals. »Rydag hat jetzt einen Namen und wird vom Clan anerkannt«, sagte sie – und hoffte inbrünstig, dies möge wirklich stimmen.
Ayla hatte einen ein wenig abseits vom Lager gelegenen Platz ausgewählt, und das Löwen-Lager hatte vom Wolfs-Lager die Erlaubnis erbeten – und erhalten –, ihn dort zu begraben. Nezzie hüllte den kleinen erstarrten Leichnam in Durcs Tragetuch, dann hob Talut den Jungen auf und trug ihn an den eigentlichen Begräbnisplatz. Er schämte sich seiner Tränen nicht, die er vergoß, als er Rydag in das flache Grab bettete.
Die Angehörigen des Löwen-Lagers standen um die kleine flache Grube herum und verfolgten, wie ihm etliche Dinge ins Grab gegeben wurden. Nezzie brachte Speisen, die sie neben ihm niederlegte. Latie legte seine

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