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Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger

Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger

Titel: Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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sich, ob nun Tier oder Mensch – niemand konnte sich eine ergreifendere und furchtgebietendere Totenklage wünschen.
    Nachdem die ersten herzzerreißenden Tränen vergossen waren, setzte Ayla sich neben den kleinen schmächtigen Leichnam und blieb regungslos sitzen; doch die Tränen hatten nicht aufgehört zu fließen. Sie starrte ins Leere, gedachte schweigend ihres Lebens beim Clan, ihres Sohnes und des ersten Mals, als sie Rydag erblickte. Sie liebte Rydag. Im Laufe der Zeit war er ihr genauso ans Herz gewachsen wie Durc, ja, in gewisser Weise hatte er Durcs Stelle eingenommen. Wiewohl ihr Sohn ihr genommen worden war, hatte Rydag ihr eine Möglichkeit gegeben, mehr über ihn zu erfahren, zu begreifen, wie er heranwuchs und reifte, wie er vielleicht aussah, wie er unter Umständen dachte. Wenn sie über Rydags feinen Humor lächelte oder sich über sein Feingefühl und seine Intelligenz freute, konnte sie sich vorstellen, daß Durc über die gleichen Eigenschaften verfügte. Jetzt war Rydag dahingegangen, bestand dies zarte Band mit Durc nicht mehr. Ihr Schmerz galt beiden.
    Nezzies Gram war zwar nicht geringer als der Aylas, aber die Lebenden forderten ihr Recht. Rugie kletterte ihr auf den Schoß; sie war völlig durcheinander, daß ihr Spielgefährte, Freund und Bruder nicht mehr mit ihr spielen und nicht einmal mehr Worte mit den Händen machen konnte. Danug lag lang ausgestreckt auf seinem Bett, hatte den Kopf unter einer Felldecke versteckt und schluchzte; und jemand mußte es Latie beibringen.
    »Ayla? Ayla«, sagte Nezzie schließlich. »Was müssen wir tun, um ihn auf Clan-Weise zu bestatten? Wir müssen anfangen, ihn fertigzumachen.«
    Ayla brauchte einen Moment, bis sie begriff, daß jemand mit ihr sprach. Stirnrunzelnd richtete sie den Blick auf Nezzie. »Was?«
    »Wir müssen ihn für die Bestattung bereitmachen. Was ist da zu tun? Ich habe keine Ahnung von Clan-Bestattungen.«
Keiner von den Mamutoi hatte das, dachte Ayla. Vor allem das Mammut-Lager nicht. Sie jedoch wußte darum. Sie dachte an die Bestattungen, die sie beim Clan miterlebt hatte, und überlegte, was für Rydag getan werden müsse. Ehe er auf ClanWeise bestattet wird, muß er Clan werden. Das bedeutet, er muß einen Namen bekommen und braucht ein Amulett mit einem Brocken roter Ockererde darin. Plötzlich erhob Ayla sich und lief hinaus. Jondalar lief hinter ihr her. »Wohin willst du?«
»Wenn Rydag Clan werden soll, muß ich ihm ein Amulett machen«, sagte sie.
Sichtlich wütend stapfte Ayla durch das Lager und marschierte am Zelt des Mammut-Lagers vorüber, ohne ihm auch nur einen Blick zu gönnen. Sie ging geradewegs auf den Arbeitsbereich der Steinschläger zu. Jondalar folgte ihr. Er ahnte immerhin, was sie vorhatte. Sie bat um einen Feuersteinknollen, den ihr niemand abschlagen mochte. Dann sah sie sich um, fand einen Hammerstein und räumte einen Platz frei, um dort zu arbeiten.
Als sie begann, den Stein grob zu richten, wie man es beim Clan machte, und die Mamutoi-Steinschläger begriffen, was sie machte, wollten sie unbedingt zusehen und drängten sich so eng um sie, wie sie es nur irgend wagten. Keiner wollte sie noch zorniger machen, als sie ohnehin schon war, doch war dies eine seltene Gelegenheit. Jondalar hatte, nachdem Aylas Geschichte bekanntgeworden war, einmal versucht, ihnen die ClanTechniken zu erklären, doch hatte er eine andere Ausbildung genossen. Selbst wenn es ihm gelang, sich verständlich zu machen, glaubten sie immer noch, es handle sich um sein eigenes Können und nicht um ein ihnen völlig unbekanntes Vorgehen.
Ayla beschloß, zwei verschiedene Werkzeuge zu machen, ein scharfes Messer und eine spitze Ahle, und beides ins Rohrkolben-Lager mitzunehmen und dem Amulett hinzuzufügen. Zwar gelang es ihr, ein brauchbares Messer herzustellen, doch war sie so erfüllt von Gram und Wut, daß ihre Hände zitterten. Bei dem ersten Versuch, die weit schwieriger zu arbeitende schmale und spitz zulaufende Ahle herzustellen, brach sie sie entzwei; erst da bemerkte sie, daß viele Leute ihr zuschauten, was sie nervös machte. Sie spürte, daß die Werkzeugmacher der Mamutoi sich ein Urteil über die Clan-Arbeitsweise mit Feuerstein bildeten und sie diese nicht besonders gut vorführte; außerdem ärgerte sie sich, daß es ihr etwas bedeutete. Beim zweiten Versuch machte sie sie abermals kaputt. Ihre Verkrampfung ließ sie heiße Tränen vergießen, die sie immer wieder fortwischte. Plötzlich kniete Jondalar vor

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