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Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger

Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger

Titel: Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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müssen. Um diese Jahreszeit waren die ClanJäger fast tagtäglich draußen, um für den kommenden Winter soviel Fleischvorräte wie möglich anzulegen. Seit Ayla hierhergekommen war, war dies das erste Mal, daß überhaupt jemand vom Löwen-Lager jagte; daß das an den Tagen vorher nicht geschehen war, schien niemand weiter zu beunruhigen. Ayla hielt in der Arbeit inne und sah sich die Männer und Frauen an, die dabei waren, eine ganze kleine Herde auf einmal von Fellen zu befreien und zu zerlegen.
    Wo an jedem Tier zwei oder drei Leute zusammenarbeiteten, war die Arbeit weit schneller geschafft, als Ayla für möglich gehalten hätte. Das brachte sie auf die Unterschiede zwischen ihnen und dem Clan.
    Bei den Mamutoi jagten auch die Frauen. Das bedeutete, wie Ayla meinte, daß mehr Jäger zur Verfügung standen. Es stimmte zwar, daß neun von den Jägern Männer waren und nur vier Frauen – Frauen mit Kindern beteiligten sich nur selten an der Jagd –, aber es war ein bedeutungsvoller Unterschied. Zu mehreren konnte man weit erfolgreicher jagen, genauso wie man dann, wenn alle mit anpackten, rascher mit der Verarbeitung der Jagdbeute fertig wurde. Das verstand sich von selbst, doch hatte sie das Gefühl, daß es noch um mehr ging, daß irgend etwas Wesentliches ihr entging, irgendeine grundsätzliche Bedeutung, auf die sie noch stoßen mußte. Die Mamutoi hatten einfach eine andere Denkweise. Sie waren nicht an starre Verhaltensweisen gebunden, brauchten sich nicht so streng an das zu halten, was sie für angebracht und schicklich hielten und wie es schon immer gemacht worden war. Außerdem verschwammen die Rollen von Männern und Frauen; das Verhalten von Männern und Frauen war nicht so streng definiert, schien mehr von persönlicher Neigung und dem abzuhängen, was man als am besten geeignet, am nützlichsten und am wirksamsten empfand.
    Jondalar hatte ihr erzählt, bei seinem Volk sei es niemand verboten zu jagen; wenn es auch überaus wichtig wäre, auf die Jagd zu gehen, was die meisten auch taten, zumindest, solange sie jung waren – jagen müssen täte niemand. Offenbar galten bei den Mamutoi ähnliche Gebräuche. Er hatte versucht, ihr zu erklären, daß manche über Fähigkeiten und Fertigkeiten verfügten, die genauso wichtig wären, und führte sich selbst als Beispiel an. Nachdem er gelernt hatte, den Feuerstein zu schlagen, und sich durch die Qualität seiner Arbeit einen guten Ruf erworben hatte, habe er seine Werkzeuge und Speer- oder Pfeilspitzen gegen alles eintauschen können, was er brauchte. Er habe in keiner Weise jagen müssen – es sei denn, er wollte es.
    Doch Ayla verstand immer noch nicht recht. Was für Mannbarkeitszeremonien wurden denn bei den Mamutoi abgehalten, wenn es keine Rolle spielte, ob ein Mann jagte oder nicht? Die Männer des Clan wären verloren gewesen, hätten sie nicht daran geglaubt, daß es unabdingbar für sie sei, auf die Jagd zu gehen. Ein Junge wurde erst dann zum Mann, wenn er sein erstes großes Stück Wild erlegt hatte. Dann dachte sie an Creb. Der war nie auf die Jagd gegangen. Er konnte gar nicht jagen, denn er hatte nur ein Auge und einen Arm, und außerdem lahmte er auf einem Bein. Er war der größte Mog-ur gewesen, der größte Heilige Mann des Clan, aber er hatte nie irgendein Wild zur Strecke gebracht und für seine Person nie eine Mannbarkeitszeremonie erlebt. Er war in seinem eigenen Herzen kein Mann gewesen. Dabei hatte sie gewußt, daß er einer war.
    Wiewohl es bereits stark dämmerte, als sie fertig waren, zögerte keiner von den blutbeschmierten Jägern, sich die Kleider herunterzureißen und zum Fluß hinunterzugehen. Die Frauen wuschen sich ein wenig weiter flußaufwärts, doch blieben sie in Sichtweite der Männer. Zusammengerollte Felle und Fleischteile waren zu Haufen gestapelt worden, und man hatte etliche Feuer im Kreis herum entzündet, um vierbeinige Räuber und Aasfresser fernzuhalten. Treibholz, tote Äste und das grüne Holz, das sie für die Errichtung der Umfriedung verwendet hatten, war in der Nähe zusammengetragen worden. Über einem der Feuer briet eine Lende am Spieß, und ringsum hatten sie in bestimmten Abständen eine ganze Reihe von niedrigen Zelten aufgeschlagen.
    Als die Dunkelheit sie einhüllte, wurde es rasch kälter, und Ayla war froh über die schlecht zueinander passenden und schlecht sitzenden Kleider, die Tulie und Deegie ihr geliehen hatten, während ihre Sachen, aus denen sie Blutflecken herausgewaschen hatte,

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