Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger
Wenn wir fertig sind, wird es viel zu essen geben, aber ich möchte nichts draußen liegenlassen.«
»Unsere Sachen haben wir versteckt, weißt du nicht mehr?« sagte Druwez. »Die findet sie nie.«
»Das stimmt«, sagte Barzec. »Da müssen wir wohl selbst hingehen.«
»Druwez weiß, wo finden?« fragte Ayla.
Der Junge sah Ayla an und nickte. Ayla lächelte. »Möchtest du auf Pferd mit mir reiten?«
Das Gesicht des Jungen verzog sich zu einem breiten Grinsen. »Darf ich?«
Sie sah zu Jondalar hinüber und begegnete seinem Blick. Dann winkte sie ihm, mit den Pferden zu kommen. Er beeilte sich.
»Ich reite mit Druwez hin, um das Gepäck und die Sachen zu holen, die sie zurückgelassen haben, als wir mit der Treibjagd begannen«, sagte Ayla auf Zelandonii. »Diesmal kann auch Renner mitkommen. Wenn er sich ein bißchen austobt, beruhigt er sich vielleicht auch. Pferde scheuen vor jedem Aas. Damit hatte Winnie anfangs auch Schwierigkeiten. Du hattest schon recht, Renner das Halfter anzulassen; aber wir sollten jetzt daran denken, ihm beizubringen, so zu sein wie Winnie.«
Jondalar lächelte. »Das ist eine gute Idee, aber wie stellt man das an?«
Ayla runzelte die Stirn. »Ich weiß nicht recht. Winnie tut Dinge für mich, weil sie es möchte – weil wir gute Freunde sind, aber was Renner betrifft, bin ich mir nicht so sicher. Er mag dich, Jondalar. Vielleicht würde er Dinge für dich tun? Ich denke, wir sollten es beide einmal versuchen.«
»Dazu bin ich gern bereit«, sagte er. »Eines Tages würde ich gern auf seinem Rücken reiten so wie du auf Winnie.«
»Das würde auch mir gefallen Jondalar«, sagte sie und erinnerte sich mit einem warmen Gefühl, das sie noch bei der Erinnerung daran durchflutete, wie sie einst gehofft hatte, daß der blonde Mann von den Anderen eine besondere Zuneigung für Winnies Füllen entwickeln möchte, weil ihn das vielleicht ermunterte, bei ihr im Tal zu bleiben. Das war der Grund, warum sie ihn gebeten hatte, dem Fohlen einen Namen zu geben.
Barzec hatte, während die beiden Fremden sich in einer Sprache unterhielten, die er nicht verstand, wartend dabeigestanden und war ein wenig ungeduldig geworden. Schließlich sagte er: »Nun, wenn du hinreitest, um die Sachen zu holen, gehe ich zurück und helfe bei den Wisenten.«
»Augenblick, Barzec. Ich helfe nur Druwez eben aufsitzen, dann komme ich mit dir«, sagte Jondalar. Gemeinsam halfen sie ihm aufs Pferd und sahen den Davonreitenden nach.
Die Schatten wurden bereits lang, als sie zurückkehrten und beide sich beeilten, mit anzupacken. Später, als sie dabei waren, am Ufer des Flusses lange Därme zu reinigen und auszuwaschen, mußte Ayla daran denken, wie sie zusammen mit den Clan-Frauen das erlegte Wild abgebalgt und zerteilt hatte. Und plötzlich ging ihr auf, daß sie zum ersten Mal in ihrem Leben als gleichwertiges Mitglied einer Jagdgruppe an einer gemeinsamen Jagd teilgenommen hatte.
Schon als ganz junges Mädchen hatte sie mit den Männern losziehen wollen; dabei hatte sie gewußt, daß Frauen das Jagen verboten war. Aber die Männer standen ihres Geschicks wegen in so hohem Ansehen und machten das Ganze auch noch so besonders aufregend, daß sie davon träumte, Jägerin zu sein – besonders dann, wenn sie einer unangenehmen oder schwierigen Situation entfliehen wollte. Das war der harmlose Beginn von etwas, das zu Situationen führte, die weit gefährlicher waren, als sie sich je hätte träumen lassen. Nachdem ihr gestattet worden war, mit der Schleuder zu jagen – jede andere Form der Jagd war für sie nach wie vor tabu –, hatte sie oft heimlich zugehört, wenn die Männer über das Vorgehen bei der Jagd redeten. Und die Männer des Clan taten fast nichts anderes, als auf die Jagd zu gehen – oder über die Jagd zu reden, Jagdwaffen zu fertigen und Jagdrituale zu vollziehen. Aufgabe der Clan-Frauen war es, das erlegte Wild abzubalgen und zu zerlegen, die Felle zu Kleidern und Schlafdecken zu verarbeiten, das Fleisch zu garen und zu konservieren, außerdem noch Behältnisse, Bindematerial, Matten und verschiedenen Haushaltsgegenstände herzustellen und zusätzlich Pflanzen, Früchte und Wurzeln zu suchen und zu sammeln, die gegessen oder als Heilkräuter verwandt wurden oder noch anderen Zwecken dienten.
Bruns Clan hatte fast genauso viele Angehörige umfaßt wie das Löwen-Lager, doch hatten die Jäger selten mehr als ein oder zwei Tiere gleichzeitig erlegt. Infolgedessen hatten sie häufig auf die Jagd gehen
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