Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger
trottete Winnie hinter Ayla her. Neben ihr, Renner am Halfter neben sich führend, ging Jondalar. Talut fiel zurück und marschierte genau vor ihnen, und so wechselten sie unterwegs immer wieder ein paar Worte. Während die Menschen unter ihrer schweren Last vorangingen, bemerkte Ayla, daß man sie und ihr Pferd immer wieder verstohlen betrachtete.
Nach einer Weile fing Talut an, halblaut eine rhythmisch gegliederte Weise zu summen. Bald stieß er im Einklang mit ihren Schritten Laute aus:
»Hus-na, dus-na, teesh-na, keesh-na. Pec-na, sec-na, ha-na-nya.
Hus-na, dusna, teesh-na, keesh-na. Pec-na, sec-na, ha-na-nya!«
Die anderen fielen ein, wiederholten die Silben und die Melodie. Dann sah Talut mit einem schelmischen Grinsen Deegie an, behielt Weise und Gangart bei, sang aber dazu folgende Worte:
»Wonach sehnt sich Deegie wohl? Branag, Branag, teil mein Bett! Wohin zieht die Schöne wohl?
Heim zur leeren Lagerstatt.«
Deegie errötete bis unter die Haarwurzeln, lächelte jedoch. Verständnisvoll wurde hier und da gekichert und gegluckst. Als Talut die erste Frage wiederholte, fiel der Rest der Gruppe in die Antwort ein, und nach der zweiten sangen alle gemeinsam die Antwort. Auch in den Refrain stimmten sie alle ein:
»Hus-na, dus-na, teesh-na,keesh-na, Pec-na sec-na, ha-na-nya.«
Sie wiederholten das ein paarmal, dann wartete Talut aus dem Stegreif mit neuen Versen auf:
»Wie verbringt Wymez de n Winter? Indem er Werkzeug macht und Spaß nicht hat.
Wie verbringtWymez den Sommer? Indem er sichfür Versäumtes schadlos hält.«
Alle lachten gutmütig, nur Ranec nicht. Der wollte sich ausschütten vor Lachen. Als der Vers von der Gruppe wiederholt wurde, lief der für gewöhnlich eher zurückhaltende Wymez bei der freundlichen Neckerei rot an. Daß der Werkzeugmacher die Sommer-Treffen weidlich ausnutzte, um sich für die im wesentlichen keusch verbrachten Wintermonate zu entschädigen, wußte jeder.
Jondalar genoß die Neckereien und Sticheleien ebensosehr wie die anderen. Genauso konnte es auch bei den Zelandonii zugehen. Ayla hingegen verstand anfangs weder die Situation noch den freundlichen Humor, zumal sie sah, wie Deegie vor Verlegenheit errötete. Dann jedoch bemerkte sie, daß all dies gutmütig lächelnd geschah, die Neckereien keinerlei böse Spitzen enthielten und auch freundlich aufgenommen wurden. Sie fing an, Wortspäße zu verstehen. Das Lachen steckte an. Auch sie lächelte über die auf Wymez gemünzten Verse.
Wieder hob Talut mit dem Refrain aus gemessenen Silben an, als die anderen verstummten. Dann fielen alle ein und wußten bereits, was kommen würde:
»Hus-na, dus-na, teesh-na,keesh-na, Pec-na, sec-na, ha-na-nya!«
Talut bedachte Ayla mit einem gutmütigen Blick, lächelte dann selbstgefällig und sang:
»Wen verlangt’s nach Aylas Liebe? Zwei teilten gern die Lagerstatt. Wen erwartet wohl dies Glück?
Schwarz, oder Weiß – die Qual der Wahl.«
Ayla freute sich darüber, in das Scherzen einbezogen zu werden. Wenn sie auch die Bedeutung des Verses nicht ganz verstand, stieg doch eine warme Welle der Dankbarkeit in ihr auf, weil es darin um sie ging. Eingedenk der Gespräche gestern abend konnte sie es sich nicht anders vorstellen, als daß mit Schwarz und Weiß Ranec und Jondalar gemeint waren. Daß Ranec jetzt so entzückt darüber lachte, bestätigte ihr diesen Verdacht; Jondalars gequältes Lächeln hingegen beunruhigte sie. Er genoß die Späße offensichtlich überhaupt nicht.
Jetzt griff Barzec den Refrain auf, und selbst Aylas ungeübtes Ohr entdeckte einen ausgeprägten Wohllaut in Timbre und Ton seiner Stimme. Auch er lächelte Ayla verschmitzt an und gab ihr damit zu verstehen, auf wen seine Verse sich bezogen.
»Wie soll Ayla sich entscheiden? Schwarz ist selten, so ist Weiß.
Wen soll Aylasich denn wählen?
Zwei im Bett sind doch zuviel.«
Barzec sah Tulie an, während alle seinen Vers wiederholten, und sie belohnte ihn mit einem Blick voll Zärtlichkeit und Liebe. Jondalar jedoch runzelte die Stirn; er brachte es nicht einmal fertig, so zu tun, als amüsiere er sich darüber, welche Wendung die Neckereien genommen hatten. Die Vorstellung, Ayla mit jemand anders zu teilen, zumal mit dem Elfenbeinschnitzer, ärgerte ihn.
Ranec war es, der den Refrain jetzt aufgriff, wobei wieder die anderen rasch einfielen.
»Hus-na, dus-na, teesh-na,keesh-na. Pec-na, sec-na, ha-na-nya!«
Da er die Spannung aufrechterhalten wollte, sah er anfangs niemand an. Dann
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