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Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger

Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger

Titel: Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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befreien und die Spitzen abzuschlagen, so daß sie ungefähr gleich lang waren. Inzwischen hatte sich die Schüchternheit des kräftigen jungen Mannes etwas gelegt.
»Was willst du damit machen?« fragte Danug.
»Das werde ich dir zeigen«, sagte sie und stieß einen lauten, gebieterischen Pfiff aus, woraufhin Winnie auf sie zugaloppiert kam. Ayla hatte ihr bereits vorher in Erwartung des Abzugs das Geschirr mit den Tragekörben angelegt. Zwar fand Danug es komisch, daß ein Pferd eine Lederplane auf dem Rücken trug, an der mit Hilfe von Riemen zwei Körbe befestigt waren, doch merkte er auch, daß es der Stute offenbar nichts ausmachte und auch nicht ihr Tempo beeinträchtigte.
»Wie bringst du sie dazu, daß sie das tut?« fragte Danug.
»Was meinst du?«
»Herzukommen, wenn du pfeifst.«
Stirnrunzelnd dachte Ayla nach. »Ich weiß nicht genau, Danug. Bis Baby kam, war ich mit Winnie ganz allein in dem Tal. Sie der einzige Freund, den ich habe. Sie bei mir aufgewachsen, und wir lernen … uns gegenseitig.«
»Ist es wahr, daß du mir ihr reden kannst?«
»Wir lernen uns gegenseitig kennen, Danug. Winnie redet nicht so, wie du redest. Ich lerne … ihre Zeichen … ihre Signale. Und sie lernt meine.«
»Du meinst, solche Zeichen wie die von Rydag?«
»Ein bißchen. Tiere, Menschen, alle geben Signale von sich, auch du, Danug. Du sprichst Wörter, aber Signale sagen mehr. Du sprichst und weißt gar nicht, daß du etwas sagst.«
Danug runzelte die Stirn. Er war sich nicht sicher, ob die Wendung, die die Unterhaltung nahm, ihm gefiel. »Ich verstehe nicht«, sagte er und schaute beiseite.
»Wir reden jetzt miteinander«, fuhr Ayla fort. »Mit Worten sagst du es nicht, aber Signale sagen … du möchtest Pferd reiten. Stimmt’s?«
»Hm … ah … ja, das würde ich gerne.«
»Dann … reitest du eben.«
»Meinst du das ernst? Darf ich wirklich auf dem Pferd sitzen?«
Ayla lächelte. »Komm her. Beim ersten Mal brauchst du großen Stein zum Aufsteigen.«
Ayla streichelte Winnie und gab ihr Klapse, redete in jener einzigartigen Sprache mit ihr, die sich auf so natürliche Weise zwischen ihnen ergeben hatte: einer Kombination aus ClanZeichen und Wörtern, Lauten, die nichts Bestimmtes aussagten, die sie ihrem Sohn gegenüber erfunden und mit einem Bedeutungsgehalt gefüllt hatte, und Tierlauten, die sie auf so vollkommene Weise nachzumachen verstand. Jetzt bedeutete sie Winnie, Danug wolle gern auf ihr reiten: Der junge Mann hatte einige von den Clan-Zeichen mitbekommen, die Ayla Rydag und dem ganzen Lager beigebracht hatte; jetzt überraschte es ihn, einiges von dem, was die Frau dem Pferd sagte, zu verstehen, was ihn nur mit noch größerer ehrfürchtiger Scheu erfüllte. Also redete sie doch mit dem Pferd! Freilich, ähnlich wie Mamut, wenn dieser die Geister anrief, bediente sie sich dazu einer mächtigen dunklen Geheimsprache.
Ob die Stute nun genau verstand oder nicht – soviel entnahm sie Aylas Tun, als die Frau dem großen jungen Mann auf ihren Rücken half: daß etwas Besonderes von ihr erwartet wurde. Für Winnie fühlte er sich nicht anders an als der Mensch, den sie kennen und dem sie vertrauen gelernt hatte. Seine langen Beine hingen tief hinunter, und davon, wohin er wollte und was er von ihr wollte, war nichts zu spüren.
»Halt dich an der Mähne fest«, wies Ayla ihn an. »Wenn du losreiten möchtest, lehne dich etwas vor. Soll Winnie langsamer werden oder stillstehen, richte dich auf.«
»Soll das heißen, du reitest nicht mit mir?« sagte Danug. Leichte Angst sprach aus seiner Stimme.
»Du brauchst mich nicht«, sagte sie und gab Winnie einen Klaps auf die Hinterhand.
Winnie brach in einen kurzen Galopp aus. Danug wurde nach hinten gerissen, packte dann die Mähne des Pferdes, um sich vorzuziehen, schlang ihm die Arme um den Hals und klammerte sich an Winnies Hals, als gälte es das Leben. Wenn Ayla jedoch ritt und sich vorlehnte, war das das Zeichen, schneller zu werden. Das robuste Pferd der nördlichen Ebenen schoß über den ebenen Schwemmlandstreifen am Fluß, der ihm inzwischen vertraut war, dahin, setzte über Baumstämme und Gebüsch hinweg und ging gezackten Felsen und Bäumen aus dem Wege.
Zuerst war Danug so erstarrt, daß er die Augen krampfhaft geschlossen hielt und sich an den Pferdehals klammerte. Nachdem ihm jedoch klargeworden war, daß er wider Erwarten nicht auf dem Boden gelandet war, er vielmehr die kräftigen Muskeln der Stute sich bewegen fühlte, während er selbst auf ihrem

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