Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter
Menge erklären. Kein Wunder, daß sie einen so merkwürdigen Akzent hat, aber für eine Außenstehende spricht sie die Sprache gut. Der Mamut vom Löwen-Lager war ein weiser und erfahrener alter Mann. Er schien seit jeher alt gewesen zu sein. Selbst als sie noch ein kleines Mädchen gewesen war, konnte sich niemand daran erinnern, daß er jung gewesen war, und niemand zweifelte an seinen Fähigkeiten.
Ihre Mutterinstinkte veranlaßten Tholie, sich umzudrehen und einen Blick auf ihr Kind zu werfen, und sie dachte abermals, wie seltsam es war, daß ein Tier es vorzog, in der Gesellschaft von Menschen zu leben. Dann blickte sie in die andere Richtung, zu den Pferden, die gemächlich und zufrieden in der Nähe ihrer Unterkünfte grasten. Aylas Herrschaft über die Tiere war nicht nur verblüffend, sondern auch interessant, weil sie ihr völlig ergeben zu sein schienen. Der Wolf schien sie regelrecht zu lieben.
Und Jondalar. Er stand offensichtlich im Bann der schönen blonden Frau, und nach Tholies Meinung nicht nur deshalb, weil sie schön war. Auch Serenio war schön gewesen, und es hatte zahllose reizvolle Frauen gegeben, die sich nach Kräften bemüht hatten, ihn als Gefährten zu gewinnen. Sein Bruder hatte ihm mehr bedeutet, und Tholie erinnerte sich, daß sie sich gefragt hatte, ob es je einer Frau gelingen würde, sein Herz zu gewinnen - aber dieser Frau war es gelungen.
Davon abgesehen, daß sie offensichtlich eine fähige Heilerin war, mußte sie noch weitere ungewöhnliche Qualitäten besitzen. Der alte Mamut, hatte offenbar recht gehabt. Vielleicht war es ihr bestimmt gewesen, dem Herdfeuer des Mammut anzugehören.
Als sie in der Behausung angekommen waren, kämmte Ayla ihr Haar und band es mit einem Stück weichen Leders im Nacken zusammen. Dann zog sie den sauberen Kittel und die kurzen Beinlinge an, die sie für den Fall, daß sie irgendwelche Leute
träfen, mit sich führte, um nicht in ihrer beschmutzten Reisekleidung auftreten zu müssen. Anschließend ging sie hinüber, um nach Roshario zu sehen. Sie lächelte Darvalo zu, der vor dem Eingang saß, und als sie eintrat und sich der auf dem Bett liegenden Frau näherte, nickte sie Dolando zu. Sie untersuchte sie kurz, um sich zu vergewissern, daß alles in Ordnung war.
"Sollte sie noch immer schlafen?" fragte Dolando besorgt.
"Es geht ihr gut. Sie wird noch eine ganze Weile weiterschlafen." Ayla warf einen Blick auf ihren Medizinbeutel und kam zu dem Schluß, daß jetzt die beste Zeit wäre, einige frische Zutaten für einen belebenden Tee zu besorgen, der Roshario helfen würde, den von dem Stechapfelabsud bewirkten Schlaf abzuschütteln. "Als wir herkamen, habe ich eine Linde gesehen. Ich brauche ein paar Blüten für einen Tee für sie und, wenn ich sie finde, noch einige andere Pflanzen. Falls Roshario aufwacht, bevor ich zurück bin, kannst du ihr ein bißchen Wasser geben. Du mußt damit rechnen, daß sie ein wenig verwirrt und benommen ist. Die Schienen sollen ihren Arm gerade halten, aber achte darauf, daß sie ihn nicht zu stark bewegt."
"Wirst du dich zurechtfinden?" fragte Dolando. "Vielleicht solltest du Darvo mitnehmen."
Ayla war sicher, daß sie sich mühelos zurechtfinden würde, aber sie beschloß, den Jungen trotzdem mitzunehmen. Bei all dem Bemühen um Roshario hatte sich niemand um ihn gekümmert, und auch er machte sich Sorgen um sie. Danke, das
werde ich tun", sagte sie. Darvalo hatte das Gespräch mitgehört und war bereits aufgestanden, offensichtlich erfreut, daß er von Nutzen sein konnte.
"Ich glaube, ich weiß, wo eine Linde steht", sagte er. "Um diese Jahreszeit schwirrt immer eine Menge Bienen darum herum."
"Das ist die beste Zeit zum Pflücken der Blüten", sagte Ayla, "wenn sie wie Honig riechen. Weißt du, wo ich einen Korb finde, in dem ich sie zurückbringen kann?"
"Roshario hebt ihre Körbe hier hinten auf", sagte Darvalo und führte Ayla zu einem Lagerplatz hinter der Behausung. Sie wählte zwei davon aus.
Als sie unter dem Überhang hervortraten, bemerkte Ayla, daß Wolf sie beobachtete, und rief ihn zu sich. Ihr war nicht recht wohl bei dem Gedanken, ihn schon jetzt allein bei diesen Leuten zurückzulassen, obwohl sich die Kinder beschwerten, als er sie verließ. Später, wenn alle die Tiere besser kannten, würde es vielleicht gehen.
Jondalar stand mit zwei Männern bei den Pferden. Ayla ging auf sie zu, um Bescheid zu sagen, wohin sie wollte. Wolf rannte voraus, und alle drehten sich um und sahen zu,
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