Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter
Körbe, um sicherzustellen, daß ihr Zelt, ihr Proviant und ihre wenigen Habseligkeiten fest verzurrt waren. Ayla befreite Winnie von dem Schleppgestell; sie hielt es für zu riskant, das Pferd mit vollem Geschirr den reißenden Fluß durch-schwimmen zu lassen. Wenn es irgend ging, wollten sie die Schleppstangen und das Rundboot nicht verlieren.
So banden sie die langen Stangen mit Schnüren zusammen. Während Jondalar ein Ende an der Seite des Rundbootes befestigte, verband Ayla das andere Ende mit den Gurten, die sie benutzt hatte, um Winnies Packsattelkorb an Ort und Stelle zu halten. Sie knüpfte einen Knoten, den sie leicht wieder lösen konnte, wenn sie es für nötig hielt. Dann befestigte sie an der geflochtenen Schnur, die sonst ihre Reitdecke am Platz hielt, ein anderes Seil und sicherte es mit einem festen Knoten.
Jondalar brachte ein ähnliches Seil an Renners Gurten an; dann
zog er die Schuhe aus und entledigte sich seiner schweren Überkleidung und seiner Pelze. Er rollte sie zusammen und legte sie oben auf den Packsattel, behielt jedoch das Untergewand und die Beinlinge an. Selbst wenn es feucht werden sollte, würde das Leder ihn warmhalten. Ayla tat das gleiche.
Die Tiere spürten die Erregung und die Angst der Menschen und waren beunruhigt durch die schäumenden Wassermassen. Die Pferde hatten vor dem Hirschkadaver gescheut und tänzelten mit kurzen Schritten auf der Stelle, warfen den Kopf zurück und rollten die Augen; aber ihre Ohren waren wachsam nach vom gerichtet. Wolf war bis zum Uferrand vorgedrungen, um den Kadaver zu inspizieren, ging jedoch nicht ins Wasser.
"Glaubst du, daß die Pferde es schaffen werden, Ayla?" fragte Jondalar, als schwere Regentropfen niederzufallen begannen.
"Sie sind unruhig, aber ich glaube nicht, daß sie Schwierigkeiten machen werden, zumal wir bei ihnen sind. Bei Wolf bin ich mir nicht so sicher", sagte Ayla.
"Wir können ihn nicht hinübertragen. Er muß es selber schaffen - das weißt du", sagte Jondalar. Aber als er die Sorgenfalten auf ihrer Stirn sah, fügte er hinzu: "Wolf ist ein guter Schwimmer. Er wird es schon machen."
"Ich hoffe es", sagte sie und kniete nieder, um das Tier in die Arme zu schließen.
Jondalar bemerkte, daß die Regentropfen schwerer und dichter fielen. "Wir sollten uns auf den Weg machen", sagte er und hielt Renner am Halfter fest. Er schloß die Augen und wünschte sich und Ayla Glück. Er dachte an Doni, die Große Erdmutter, aber er wußte nicht, was er ihr versprechen sollte, wenn sie sie sicher hinübergeleitete. Dennoch bat er sie im stillen, ihnen zu helfen. Obgleich er wußte, daß er der Mutter eines Tages entgegentreten würde, wollte er nicht, daß es schon jetzt geschah, und noch weniger wollte er Ayla verlieren.
Der Hengst warf den Kopf zurück und versuchte sich aufzubäumen, als Jondalar ihn zum Fluß führte. "Ganz ruhig,
Renner", sagte der Mann. Das Wasser war kalt, als es um seine bloßen Füße schlug, und dann um seine Beine und Schenkel. Sobald sie im Wasser waren, gab Jondalar Renners Halfter frei und wickelte das nachschleppende Ende des Seils um seine Hand. Er verließ sich darauf, daß das kräftige junge Pferd allein seinen Weg durch den Fluß finden würde.
Auch Ayla wickelte sich das Seil, das am Widerrist der Stute befestigt war, um die Hand, steckte das Ende fest und schloß die Hand zur Faust. Dann folgte sie Jondalar, Winnie an ihrer Seite. Sie zog am anderen Seil, mit dem die Stangen und das Boot befestigt waren, um sicher zu sein, daß es sichnicht verwickelte.
Die junge Frau spürte sofort die Kälte des Wassers und den Sog der starken Strömung. Sie blickte hinter sich. Wolf stand noch am Uferrand, lief vor und wieder zurück, winselte ängstlich und traute sich nicht, in das reißende Wasser zu springen. Sie rief seinen Namen, ermutigte ihn. Er trippelte einige Schritte nach vorn, wich wieder zurück und sah auf das Wasser und die wachsende Entfernung zwischen sich und der Frau. Dann, als der Regen noch dichter zu fallen begann, setzte er sich hin und begann zu heulen. Ayla pfiff nach ihm, und nach einigen vergeblichen Anläufen stürzte er sich endlich ins Wasser und schwamm auf sie zu. Sie widmete ihre Aufmerksamkeit wieder dem Pferd und dem Fluß vor ihr.
Der immer dichter werdende Regen schien die kabbeligen Wellen flachzuschlagen. Der schäumende Fluß führte mehr Treibholz mit sich, als sie gedacht hatte. Zerbrochene Stämme und Äste wirbelten umher und stießen ihr
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